Zwischen Skipiste und Weihnachtsmarkt: Busreisen im Winter
Köln – In der Ära der Billigflieger erscheint der Reisebus auf den ersten Blick aus der Zeit gefallen. Doch 2016 diente der Bus immer noch bei rund vier Millionen Urlaubsreisen als Verkehrsmittel.
Zahlreiche Veranstalter haben Gruppen- oder Städtetrips, Rundreisen oder kombinierte Angebote mit Kreuzfahrten im Programm. Doch was machen die Busreise-Unternehmen eigentlich im Winter? Kürzere Tage und niedrige Temperaturen machen einige näher gelegene Ziele eher unattraktiv – und mit dem Bus kann man schließlich schlecht auf die Kanaren fahren. Aber nach Budapest oder Barcelona.
«Städtereisen gehen eigentlich immer», sagt Annette Heinemann, Sprecherin beim Internationalen Bustouristik Verband RDA. Die Hauptreisezeit dafür ist zwar im Frühjahr und im Herbst. Doch gerade im Advent locken viele Städte mit einem Angebot, das es nur einmal im Jahr gibt: Weihnachtsmärkten. Viele Metropolen wie Dresden, Nürnberg, München und Köln werben mit ihrem Budenzauber. Mit Erfolg. Die Nachfrage habe in den vergangenen Jahren angezogen, berichtet Heinemann.
Das bestätigt auch Meinhold Hafermann, Geschäftsführer bei Hafermann Reisen, einem Busunternehmen in Witten im Ruhrgebiet. «Die Nachfrage konzentriert sich im Wesentlichen auf die Adventsreisen, die langen Weihnachts- und Silvesterreisen sowie auf die Silvesterreisen mit Gala-Party», zählt er auf. Beliebt sind hierfür sowohl deutsche Städte wie Hamburg oder Heidelberg, aber auch Ziele im Ausland wie Paris oder Zürich. Ebenfalls im Kommen sind Pakete mit einer Kombination aus Städtereise und Flusskreuzfahrt.
Allerdings gleichen diese Angebote den Rückgang in anderen Bereichen nicht aus: «Im Winter wird im Vergleich zum Sommer weniger gebucht», sagt Hafermann. Laut Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen beträgt bei Busreisen der Anteil des Winterhalbjahres am Gesamtjahr nur 17 Prozent. «Warmwasserziele sind nicht so gefragt», erklärt RDA-Sprecherin Heinemann. Schließlich sei nicht nur die Nordsee, sondern auch das Meer in Spanien und Italien in den Wintermonaten nicht besonders warm. Badeziele werden in dieser Zeit daher nur mit einer Anreise per Flugzeug gebucht.
«Im Winter gibt es andere Angebote als im Sommer und auch eine etwas andere Klientel», sagt Heinemann. So stehen in der kalten Jahreszeit vermehrt Kulturangebote im Vordergrund, für die das Wetter nachrangig ist. Musicalfahrten seien im Winter zum Beispiel stark nachgefragt. Auch manche Freizeitparks locken mit jahreszeitlich passenden Themenangeboten und bieten sich somit als Ziele an. Was ebenfalls gut läuft: Konzertreisen. Hamburg zum Beispiel lockt seit kurzem mit der Elbphilharmonie. Auch Museumstouren mit einem bestimmten Themenschwerpunkt sind in der Winterzeit beliebt.
Und dann sind da noch die Skifahrer, die sich per Bus zur Piste bringen lassen. «Manche Gruppen haben Busunternehmer, mit denen sie schon immer fahren», sagt Heinemann – sie sind damit wichtige Stammkunden. Allerdings ist das Skigeschäft nicht für alle so bedeutsam. Hafermann Reisen etwa macht gar keine Skireisen.
Da die Skifahrer häufig etwas jünger sind als die restlichen Kunden, sinkt in der Winterzeit auch das Durchschnittsalter der Busreisenden. Die Zielgruppe besteht sonst überwiegend aus Senioren: Laut der FUR-Reiseanalyse fallen 57 Prozent aller Busurlauber in diese Gruppe. Bei längeren Reisen ab fünf Tagen liegt der Altersdurchschnitt bei 59,4 Jahren. Bei Kurztrips sieht es anders aus: Hier sind die Mitfahrer im Schnitt 40,3 Jahre alt.
Insgesamt liegt der Bus als Verkehrsmittel für Urlaubsreisen auf Platz drei hinter Auto und Flugzeug. Genau wie die Bahn macht er etwa einen Anteil von sechs Prozent aus. Ein Rückgang: Vor 15 Jahren lag der Anteil des Busses noch bei rund zehn Prozent.
Im Schnitt dauerte 2016 eine Urlaubsreise mit dem Bus 9,4 Tage und damit nur wenig kürzer als der Durchschnitt aller Reisen (12,6 Tage). Im Schnitt gaben die Kunden 783 Euro pro Person aus. Die Preise ändern sich auch im umsatzschwachen Winter nicht nennenswert: «Nein, teurer werden die Reisen nicht», sagt Hafermann.
Fotocredits: Alexander Heinl,Alexander Heinl,Jörg Koch,Florian Schuh
(dpa/tmn)