Zwischen Mathe und Judomatte: Vargas Koch schafft Spagat
Rio de Janeiro – Mehr als vier Stunden nach ihrem Triumph hatte Laura Vargas Koch das erste Mal Zeit durchzuatmen. Jeder wollte die Bronze-Medaillengewinnerin von Rio sprechen, ein Foto mit ihr machen, ihr gratulieren.
Am Abend im Deutschen Haus konnte die Judoka dann endlich ihren Freunden um den Hals fallen und den Erfolg genießen. «Es war die ganze Zeit so viel los, jetzt habe ich es endlich so halbwegs realisiert», sagte die 26-Jährige, nachdem sie mit Applaus und Jubel im Deutschen Haus in Rio de Janeiro empfangen worden war.
Zuvor hatte die Berlinerin den größten Erfolg ihrer Karriere perfekt gemacht. Gegen die spanische Vize-Weltmeisterin Maria Bernabeu gelang ihr im Kampf um Bronze bei den Olympischen Spielen erst spät der entscheidende Wurf. Bei der Siegerehrung musste die 1,73 große Athletin mit den Tränen kämpfen. «Das war der emotionalste Moment für mich», berichtete sie. «Es war schon ein besonderes Gefühl und ich habe nochmal an alle Leute gedacht, die mich unterstützt haben.»
Denn die Olympia-Qualifikation und Vorbereitung in den vergangenen vier Jahren war für die junge Frau mit den kurzen dunklen Haaren nur eins von mehreren zeitraubenden Projekten. Sie macht an der RWTH Aachen ihren Doktor in Mathematik. Im deutschen Sport gilt sie als ein Musterbeispiel für die Doppel-Karriere mit Studium und Sport.
«Es macht mir Spaß so, ich bin glücklich so», sagte Vargas Koch, die mittlerweile in Köln lebt und trainiert. «Ich glaube, das passt gut zusammen.» Doch der Respekt vor ihrer Leistung auf und neben der Judo-Matte ist groß. «Das ist das Beispiel für eine duale Karriere», schwärmte der Präsident des Deutschen Judo-Bundes (DJB), Peter Frese. «Da muss man schon was draufhaben, sie trainiert ja auch sehr viel.»
Bevor es wieder an die Arbeit geht, will Vargas Koch mit ihrem Teamkollegen und Freunden aber noch Olympia und Rio genießen. «Rio ist eine Super-Stadt, ich bin immer total gerne hier», sagte sie. Ein Besuch auf dem Zuckerhut darf dann nicht fehlen. Dort stand Vargas Koch schon vor ihrem Vize-WM-Titel 2013, auch vor Olympia war ein Besuch fest eingeplant, fiel dann aber aus Zeitgründen aus. «Aber meine Mutter und meine beste Freundin waren dort und haben mir Fotos geschickt und gesagt, sie holen das Glück für mich ab», sagte sie.
Das nächste Ziel nach Zuckerhut, Copacabana und Co. hat die Medaillengewinnerin auch schon fest im Blick. «Olympia ist noch einmal was ganz besonderes, weil es nur alle vier Jahre ist», sagte sie. Die Olympischen Spiele 2020 als nächste große Etappe ihrer Sportkarriere könne sie sich «auf jeden Fall vorstellen». Lächelnd fügte Vargas Koch hinzu: «Rio und Tokio, das sind so die coolsten Städte. Gerade für’s Judo, das ist in beiden Ländern total populär.»
Fotocredits: Orlando Barria
(dpa)