Zweiräder in Wohnmobil mitnehmen

Frankfurt/Main – Der Camper ist ein ganz spezieller Urlauber: Die meiste Zeit ist er auf Achse – selbst dann, wenn er am Ziel ist. «Denn immer mehr Caravan- und Wohnmobilurlauber nehmen ein eigenes Gefährt für die letzte Meile mit», sagt Marc Dreckmeier vom Branchenverband CIVD.

Nach Studien des Verbandes sei Radfahren nach dem Wandern schon lange Sportart Nummer zwei bei Caravaning-Urlaubern gewesen. «Mit dem Einzug der Pedelecs und E-Bikes steht das Fahrrad nun seit einigen Jahren auf dem ersten Platz.» Darüber hinaus hätten viele Roller oder Motorräder dabei.

Die Fahrzeughersteller haben sich darauf eingestellt und vor allem die Wohnmobile entsprechend ausgerüstet. Nicht nur, dass viele Hersteller eine Heckgarage anbieten, die hoch genug ist für ein Zweirad, sagt Dreckmeier. Zumindest gegen Aufpreis gebe es dafür oft auch ausfahrbare Rampen oder sogar Seilzüge, mit denen man schwere E-Bikes, Roller und Motorräder ohne übermäßige Kraftanstrengung in den Wagen wuchten kann. Allerdings gibt es noch längst nicht überall eine Lademöglichkeit: «Aber wenn das Fahrzeug keine Steckdose in der Heckgarage hat, kann man immer noch über die Kabeltrommel oder via Verlängerungskabel aus dem Inneren heraus laden», rät Dreckmeier.

Das geht natürlich nur, wenn entsprechend Strom anliegt, in der Regel also eher auf dem Campingplatz und nicht während der Fahrt. Wer keine Heckgarage hat oder den Platz dort für andere Utensilien benötigt, dem bleibt noch immer der Heckträger. Denn was es fürs Auto gibt, das wird auch für Freizeitfahrzeuge angeboten. «Der dürfte immer noch der häufigste Transportweg für Bikes sein», schätzt Dreckmeier. Zumal der Trend insgesamt zu kompakten Reisemobilen geht und deshalb nur die Minderheit der Reisemobile über eine Heckgarage verfüge, die groß genug für Fahrräder ist.

Aber die Mobilität für die letzte Meile beschränkt sich nicht allein auf Zweiräder. Denn je größer die Wohnmobile, desto größer sind auch die Garagen. Jedes Jahr kommen neue Luxusmodelle auf den Markt, die im Bauch auch genügend Platz für Vierrädriges vom Quad bis zum Sportwagen bieten. Aber das sei ein verschwindend kleiner Markt, sagt Dreckmeier und beziffert den Verkauf auf jährlich etwa 100 Fahrzeuge.

Aus gutem Grund, sagt Michael Ebner, der selbst ein Luxuswohnmobil auf Basis des Mercedes-Lkw Actros entwickelt hat: Zwar hätte sein mindestens 500.000 Euro teurer Magellano reichlich Raum. «Doch der Platz ist für einen Pkw viel zu schade», meint er. Wer wirklich ein Auto mitnehmen wolle, der sollte es wie etwa ein Boot auf dem Hänger an den Haken nehmen und sich dafür während des Urlaubs nicht mit weniger Quadratmetern beschränken als nötig, so Ebners Rat.

Egal, ob Mountainbike, Pedelec, Roller, Motorrad oder Auto – immer muss man beim Beladen ein paar Regeln beachten, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigen-Organisation KÜS. Das gelte an erster Stelle natürlich für die fachgerechte Befestigung des Zweirades, damit es bei der Fahrt nicht in Bewegung gerät. «Unabhängig davon, ob im oder am Fahrzeug, muss man Räder oder Roller entsprechend festzurren oder einspannen.» Und Marmit rät zu einem Check der Fahrzeugpapiere: Höhen- oder Längenbeschränkungen sind zu beachten und Trägersysteme brauchen eine amtliche Betriebserlaubnis.

Auch das Gewicht ist ein Thema. Denn wer sein Freizeitfahrzeug überlädt, dem drohen Strafen und bei einem Unfall Ärger mit der Versicherung, warnt der ADAC. Ab 25 Prozent Überladung werden in Deutschland bei einem Wohnmobil bis zu 3,5 Tonnen 140 Euro Bußgeld fällig, ab 30 Prozent sogar 235 Euro und jeweils ein Punkt in Flensburg. Ist die Verkehrssicherheit gefährdet, könne die Polizei sogar die Entladung des Wohnmobils anordnen, erklärt der Club. Und dabei komme man in Deutschland noch billig davon. So könnten in Österreich pauschal Bußgelder bis 5000 Euro verhängt werden, in Italien gehe es hinauf bis 1697 Euro und in Spanien fordere der Katalog bis zu 2000 Euro Bußgeld. Wer das vermeiden will, muss wiegen fahren oder Gewicht addieren. Einen
Beladungsrechner bietet der ADAC auf seinen Internetseiten an.

Leihen statt transportieren:

Statt Räder oder Roller selbst mitzunehmen, kann für Caravaning-Urlauber in vielen Fällen eine Mitgliedschaft beim Bike- oder Carsharing die bessere Alternative sein, wenn man auf der letzten Meile mobil sein will, gibt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigen-Organisation KÜS zu bedenken.

«In der Stadt mag das noch funktionieren», schränkt allerdings Marc Dreckmaier vom Branchenverband CIVD ein. «Doch wer Urlaub auf dem Land oder in den Bergen macht, der muss sein Zweirad schon selbst mitbringen, einen konventionellen Verleih besuchen – oder am Ende doch laufen.»

Fotocredits: Judith Michaelis
(dpa/tmn)

(dpa)
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