Wolfsburg: Unter Jonker trifft Gomez immer
Wolfsburg – Andries Jonker und Mario Gomez, das passt. Irgendetwas scheint der neue niederländische Coach des VfL Wolfsburg im Umgang mit dem Fußball-Nationalstürmer besonders zu machen.
Anders ist die erstaunliche Trainer-Spieler-Beziehung kaum zu erklären, die Jonker beim 1:0 (1:0) des VfL am Samstag gegen den SV Darmstadt 98 als «Fußballmärchen» bezeichnete. Auch im achten Spiel unter dem Chefcoach Jonker traf Gomez nun. Seine Bilanz dabei: Zwölf Tore.
«Es wird nicht unheimlich. Im Gegenteil. Ich habe wieder das Gefühl, dass es jeden Moment klingeln kann. Das ist das Allerwichtigste für einen Stürmer», sagte Gomez. Schon in der Vorwoche in Leipzig hatte er den Sieg herausgeschossen. «Manchmal kommt so ein Fußballmärchen vorbei. Lasst es noch ein bisschen laufen», sagte Jonker.
Zwar liegen zwischen Gomez‘ ersten fünf Partien unter der alleinigen Verantwortung Jonkers und den nächsten drei nun in Wolfsburg inzwischen knapp sechs Jahre. Doch bemerkenswert ist die Serie dennoch. 2011 hatte Jonker nach der Beurlaubung von Louis van Gaal den FC Bayern als Interimscoach übernommen. In fünf Spielen holten die Bayern vier Siege, Jonkers Mission, den Rekordmeister noch in die Champions League zu führen, gelang. Gomez traf damals neun Mal.
Kaum ist Jonker nun Coach in Wolfsburg, läuft es auf Anhieb auch wieder beim besten Torschützen der Niedersachsen: Drei Spiele unter Jonker, drei Tore für Gomez. Eine Niederlage gab es für das Duo in allen gemeinsamen Spielen auch noch nie. «Ich will gar nicht verraten, was unser Rezept ist. Die Spieler haben einfach wieder mehr Selbstvertrauen», sagte der 31-Jährige lapidar. «Es gibt viele Spieler, zu denen ich eine besondere Beziehung habe. Auch zu Mario», meinte Jonker.
Tatsächlich ist das Geheimrezept des Niederländers wohl nicht die veränderte Ansprache, sondern die umgestellte Taktik. Jonker will Gomez fast ausschließlich nur im Strafraum sehen, frei von anderen Verpflichtungen. «Er muss nicht die Flanken schlagen, er muss nicht ins Mittelfeld zurück, er muss da sein, wo er der Beste ist», sagte Jonker. «Es geht nur darum, dass er das macht, worin er wirklich gut ist. Und das ist, im Strafraum die Chancen zu verwerten.»
Natürlich profitiert Gomez auch von wieder selbstbewussteren Mitspielern, seitdem Jonker das Traineramt vom glücklosen Valérien Ismaël übernahm. «Alle Spieler, die auf dem Platz stehen, haben eine breitere Brust und wissen einfach wieder, was sie tun müssen. Das ist ganz klar die Handschrift des Trainers», sagte Gomez, der darüber einfach nur «megahappy» war.
Ein Problem begleitet den VfL und seinen Torjäger dennoch in die Länderspielpause. Trotz des Aufwinds unter Jonker ist Wolfsburg noch lange nicht in Sicherheit. Zehn Punkte Vorsprung hat der VW-Club zwar inzwischen auf einen direkten Abstiegsplatz. Die Relegation droht aber nach wie vor, nur zwei Zähler Vorsprung hat der Tabellen-15. auf den Hamburger SV. «Sieben Punkte in drei Spielen und immer noch 15. – das fühlt sich komisch an. Verrückt, dass alle plötzlich gewinnen», sagte Gomez.
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(dpa)