Wolfsburg rückt zusammen und holt einen 3:0-Sieg
Wolfsburg – In der größten Existenzkrise seit mehr als zehn Jahren rücken sie beim VfL Wolfsburg ganz eng zusammen und erkämpfen sich ein 3:0 (1:0) gegen den FC Ingolstadt.
Vor dem Kellerduell mit dem FC Ingolstadt wandte sich der Vorsänger der grün-weißen Fans per Mikrofon an das gesamte Stadion und stimmte Zuschauer und Mannschaft auf das Schlüsselspiel ein. «Heute geht es um den Bundesliga-Standort Wolfsburg», rief der junge Mann voller Pathos.
Und die Botschaft kam bei den Profis an. Zwar zeigte der VfL besonders vor der Pause erneut eine spielerisch dürftige Leistung, doch mit großem Willen holten die Niedersachsen am Ende einen verdienten 3:0-Sieg und verhinderten so ein weiteres Abrutschen in der Tabelle. «Es war eine tolle Idee der Fans», sagte Verteidiger Robin Knoche. «Natürlich nimmt das jeder Spieler wahr. Jeder wusste um die Bedeutung dieses Spiels.»
Eine Niederlage gegen den nach drei Siegen in der Englischen Woche zu neuem Leben erweckten FC Ingolstadt und die Situation in der VW-Stadt hätte rund sieben Wochen nach dem Trainerwechsel von Valérien Ismaël zu Andries Jonker dramatische Züge angenommen. «Wenn die gewonnen hätten, wären sie vor uns gewesen. Das will man sich gar nicht ausmalen», sagte Nationalstürmer Mario Gomez, der mit seinem 14. Saisontreffer in der 80. Minute für den Endstand sorgte.
Doch weil der FC Ingolstadt nicht an seine zuletzt starken Leistungen anknüpfen konnte und sich die Wolfsburger nach der Pause steigerten, können Profis und Verantwortungsträger beim Pokalsieger von 2015 erst einmal ein klein wenig durchatmen. Auch wenn die Situation bei nur einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz weiterhin alles andere als komfortabel ist.
«Es bleibt eng», sagte Gomez, der die Anhänger ebenfalls für ihr großes Engagement lobte. «Wir haben zwar vielleicht weniger Fans als andere, aber die, die wir haben, sind sehr gut», sagte der Angreifer, der die Untergangsstimmung rund um den Werksclub im Anschluss an das 1:4 auf Schalke eine Woche zuvor nicht ganz nachvollziehen konnte. «Wir können als Tabellen-13. nicht davon ausgehen, dass wir jedes Spiel einfach mal so gewinnen und die Gegner an die Wand spielen.»
Davon waren die Wolfsburger auch gegen Ingolstadt weit entfernt. Dass es dennoch zum fünften Heimsieg der Saison reichte, lag vor allem auch daran, dass die Gäste dieses Mal weit von ihrer jüngsten Form entfernt waren, durch die sie den Anschluss wiederhergestellt hatten. «Das war heute nicht zufriedenstellend», sagte Trainer Maik Walpurgis. Der sonst so treffsichere Almog Cohen wurde noch deutlicher: «Das war vielleicht unser schlechtestes Spiel in den vergangenen Monaten.»
So recht erklären konnte sich den eklatanten Leistungsabfall niemand bei den Gästen. Vieles spricht dafür, dass es eine Kopfsache war. In den Partien zuvor hatten die Ingolstädter praktisch nichts zu verlieren, weil sowieso jeder von ihrem Abstieg ausging. Nun aber hätte der FCI mit einem Dreier die Abstiegsränge verlassen können und wirkte angesichts dieser Aussicht verkrampft.
Es passte ins Bild, dass Markus Suttner in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit die Niederlage mit einem Eigentor einleitete. Nach der Pause besiegelten dann Yunus Malli mit seinem ersten Tor für den VfL und eben Gomez die Ingolstädter Niederlage. Weil die Konkurrenz im Tabellenkeller hochprozentig punktete, ist der Abstand auf den Relegationsplatz wieder auf vier Zähler angewachsen.
Dem Heimspiel gegen Bremen am Samstag kommt nun für den FC Ingolstadt existenzielle Bedeutung zu. «Für uns ist das Spiel gegen Bremen ein Finale», sagte Cohen. Dass in Suttner, Marvin Matip und Romain Bregerie gleich drei Defensivspieler gesperrt fehlen werden, macht die Aufgabe nicht leichter. Doch auch in Ingolstadt haben sie zuletzt bewiesen, was mit Geschlossenheit alles möglich ist.
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(dpa)