Wolfs Kurzzeit-Ärger und Langzeit-Mission beim HSV
Hamburg/Kiel – Seine erste Niederlage piesackt Trainer Hannes Wolf vom Hamburger SV wie Zahnschmerz. «Wir wollten diese Chance nutzen und haben das nicht geschafft», grantelte der 37 Jahre alte Coach des Fußball-Zweitligisten nach dem 1:3 bei Holstein Kiel.
Ursprünglich wollte er sich mit 40 Punkten in die Weihnachtsferien verabschieden. Tatsächlich sind es nur 37. Die aber reichen unverändert für die Tabellenführung vor Mitabsteiger 1. FC Köln (36) und dem überraschend auf dem Relegationsrang überwinternden FC St. Pauli (34).
Bei allem Ärger über die erste Auswärtsniederlage gegen die phasenweise drückend überlegenen Kieler (Hinspiel 0:3) wusste Wolf seine Gefühle zu zügeln. Die Pein über die Pleite auf der Baustelle Holstein-Stadion sollte wenige Stunden vor Heiligabend nicht überhandnehmen. «Du musst dich einen Tag ärgern und am nächsten Tag wieder normal sein. Ich werde es meiner Familie nicht zumuten, dass ich den ganzen Tag schlechte Laune habe wegen Fußball», verkündet der Trainer. «Weihnachten ist für die Familie. Die Kinder werden es mir leicht machen, das Spiel zu vergessen.»
Trotz des schwächsten HSV-Spiels unter seiner Führung kann sich die Serie des früheren Stuttgarter Bundesliga-Trainers sehen lassen: sieben Pflichtspielsiege, ein Remis, eine Niederlage. Mit solcher Konstanz sollte der HSV den Betriebsunfall Bundesliga-Abstieg schon auf seiner ersten Strafrunde reparieren können. Das Vermögen hat die Mannschaft jedenfalls.
«Wir stehen gut da, haben uns gut präsentiert», fasst Sportvorstand Ralf Becker die verlängerte Hinrunde zusammen. Die Kritik an seiner Entscheidung, Trainer Christian Titz nach zehn Spielen mit nur einem Punkt Rückstand auf einen Aufstiegsplatz zu ersetzen, ist mittlerweile verstummt. Wolf hat die «intakte Mannschaft», wie er mehrfach betonte, zwar nicht zum Überfliegerteam veredelt, wohl aber im Erfolg stabilisiert.
«Die Rückrunde wird noch schärfer», warnt Wolf. Dass seine Mannschaft, die in elf Spielen zuvor das Verlieren verlernt hatte, mit Überheblichkeit zu Holstein Kiel gereist sein könnte, schiebt der Coach weit von sich. «Dass es an der Grundhaltung der Mannschaft lag, sehe ich nicht», meint er. Allerdings muss ihn schon ein mulmiges Gefühl beschlichen haben, als er die Fahrt an die Förde antrat. «Wir haben die letzten beiden Tage nicht mehr so gut trainiert wie vorher», verrät er. Vermutungen, seine Profis seien mit ihren Gedanken schon im Weihnachtsurlaub gewesen, will er nicht widersprechen.
Das Wiedersehen mit seinen früheren Mitstreitern an alter Wirkungsstätte in Kiel hatte sich Sportchef Becker anders vorgestellt. Die Doppel-Pleite gegen die starke KSV Holstein binnen viereinhalb Monaten sei «nicht schön», versichert er und ergänzt: «Uns wird in der Liga nichts geschenkt.» Deshalb sei der Fahrplan für die ersten Wochen des neuen Jahres nun noch klarer: «Gute Vorbereitung, erstes Spiel gegen Sandhausen – drei Punkte.»
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(dpa)