Wolframs Sieg gegen die Schmerzen: Platz fünf «wie Medaille»
Rio de Janeiro – Quälen, kämpfen und dann siegen. Zumindest gegen sich selbst. Turmspringer Martin Wolfram war nach einem «extrem schmerzhaften» Wettkampf auch ohne das greifbare olympische Edelmetall glücklich.
«Ich bin überhaupt nicht traurig, dass es keine Medaille ist», sagte der abermals an der rechten Schulter verletzte Wolfram. «Ich bin unheimlich stolz, dass ich den Wettkampf durchgezogen habe, dass ich der Welt gezeigt habe, dass ich nach vier Jahren auf der internationalen Bühne wieder ganz groß mitmischen kann. Ein fünfter Platz ist für mich auch eine Medaille.»
Der dreieinhalbfache Rückwärtssalto durchkreuzte die Medaillenchancen des Dresdners, der zur Halbzeit noch Dritter war. Sascha Klein patzte beim selben Sprung, fiel von Platz vier letztlich auf Rang neun zurück. «Ich wollte das packen und hab‘ ein bisschen zu viel Gas gegeben», sagte Klein nach dem Sieg des Chinese Chen Aisen. Durch diesen Erfolg in der Königsdisziplin der Wasserspringer haben die Springer aus dem Reich der Mitte sieben von acht möglichen Goldmedaillen gewonnen. Deutschland feierte Bronze durch Kunstspringer Patrick Hausding, der die erste deutsche Top-3-Platzierung bei Sommerspielen in dieser Disziplin nach 104 Jahren holte.
«Wir sind mit einer Medaille zurückgekommen. Wir haben den Zielkorridor für den Gesamtverband nicht erreicht, was die Medaillenbilanz angeht», sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Drei bis sechs Medaillen sollten insgesamt her. Zwei bis vier hätten die Schwimmer um Weltmeister Marco Koch und Weltrekordler Paul Biedermann liefern sollen. «Wenn die Leistungsträger das nicht erfüllen, dann erfüllt ein Verband es nicht.»
Eine überraschende Medaille war auch dem 24-jährigen Wolfram nach seiner Verletzung im Halbfinale nicht vergönnt. «Aber man muss den Hut ziehen», sagte Wassersprung-Bundestrainer Buschkow nach dem «sehr schönen Einzelergebnis». Von Klein hatte er sich mehr erhofft. Der WM-Dritte von 2011 ließ offen, wie es für ihn weitergeht.
Dagegen soll Wolfram in vier Jahren wieder am Start sein. Er hatte Olympia 2012 auf Platz acht mit ausgekugelter Schulter beendet und sich danach mehreren Operationen unterziehen müssen. Es blieb eine Arthrose im Gelenk. Als Europameister 2015 gelang ihm ein überraschendes Comeback, doch Schmerzen und andauernde Probleme kosteten viel Trainingszeit. «Meine Schulter scheint so ein bisschen olympiascheu zu sein», scherzte er am Samstag. «Ich bin sehr erleichtert, dass ich es geschafft habe, die Sprünge runterzubringen, und diesmal nicht vom Krankenwagen weggefahren zu werden.»
Fotocredits: Felix Kästle
(dpa)