Wolf vor Wiedersehen mit dem BVB: Die Liebe verdoppelt sich

Stuttgart – Hannes Wolf ließ sich auch von Stefan Effenberg nicht verunsichern. Oder von Mehmet Scholl. Als der damalige Jugendtrainer von Borussia Dortmund vor fünf Jahren seine Ausbildung zum Fußballlehrer absolvierte, brachten ihn auch die altgedienten Nationalspieler nicht von seinen Ideen ab.

Wolf habe sich alles angehört, aber mitunter schon zu verstehen gegeben: «Worüber diskutieren wir eigentlich?», berichten andere Teilnehmer des Lehrgangs. Die Alphatiere im Kurs fanden das etwas befremdlich – Wolf hat diese selbstbewusste Art bis in die Fußball-Bundesliga gebracht.

Dort trifft der inzwischen 36 Jahre alte, überaus beliebte und ganz und gar nicht unhöfliche Familienvater am Freitagabend (20.30 Uhr) mit dem VfB Stuttgart auf seinen Ex-Club aus Dortmund – für Wolf kein Spiel wie jedes andere. «Meine Kinder wurden dort geboren. Dazu war ich sieben Jahre beim BVB, wo ich meine Ausbildung als Trainer machen durfte und tolle Mannschaften trainiert habe. Darum ist der Bezug zum Verein und der Stadt natürlich ganz besonders», sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Merken soll das am Freitagabend keiner der knapp 59 000 Zuschauer im ausverkauften Stuttgarter Stadion. Wolf will den VfB ebenso leidenschaftlich und gewissenhaft coachen wie gegen jeden anderen Gegner – schließlich geht es um drei Punkte für den Klassenverbleib. «Das ist für uns ein wichtiges Spiel. Für Dortmund aber auch. Das Spiel hat eine riesige Bedeutung bekommen für den BVB», sagte er.

Vier Bundesligaspiele ohne Sieg sorgten vor der Länderspielpause für Unruhe im Ruhrgebiet. «Wenn man nicht gewinnt, ist der Gegenwind da», bekannte Dortmunds Trainer Peter Bosz.

Für Wolf ist durchaus vorstellbar, sich diesem Gegenwind beim BVB irgendwann selbst zu stellen. Seit ihn Jürgen Klopp auf einer Gala für Amateur-Sportler in Dortmund 2009 kennenlernte und wenig später als Jugendtrainer zum BVB holte, haben die Clubbosse eine hohe Meinung von ihm. Doch eine Aussage wie von Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann, dem die öffentlichen Gedankenspiele zu einem zukünftigen Engagement beim FC Bayern ziemlich um die Ohren flogen, gibt es von Wolf nicht.

«Ich habe jetzt gerade nur den Wunsch, dass wir das hier in Stuttgart gut hinkriegen. Alles andere hängt ja auch davon ab, darum macht es nicht viel Sinn, sich über die Zukunft Gedanken zu machen», sagte der gebürtige Bochumer – hält sich aber eine kleine Tür offen: «Stuttgart war nie geplant, dann bin ich hier Trainer geworden. Darum würde ich natürlich auch nicht sagen, dass es nicht möglich ist, Trainer des BVB zu werden.»

Seinem Verhältnis zu Dortmund geschadet hat der Umzug in die Landeshauptstadt Baden-Württembergs ohnehin nicht. «Mit meinem Verhältnis zu BVB und VfB ist es ein wenig so wie mit meinen Töchtern», zitierte ihn die «Stuttgarter Zeitung». «Ehe die zweite auf die Welt kam, war ich gespannt, ob ich sie so lieben werde wie die erste. Aber die Liebe halbiert sich nicht – sie verdoppelt sich.»

Fotocredits: Marijan Murat
(dpa)

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