Wohin die Reise im Winter geht: «Ägypten kommt stark zurück»
Oberursel – Der Klassiker Kanaren, der Aufsteiger Ägypten oder ein exotisches Ziel in der Ferne? Wer im Winter Sonne tanken möchte, hat viele Möglichkeiten. Wohin die Reise in der Wintersaison geht, erklärt Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung der Thomas Cook Touristik.
Ägypten war für viele Urlauber wegen Sicherheitsbedenken längere Zeit abgeschrieben. Kommt das Land im Winter zurück?
Stefanie Berk: Die Nachfrage für diesen Sommer ist sehr stark. Und im Winter gibt es kaum Alternativen. Alles hat sich zuletzt auf die Kanaren konzentriert, Ägypten hat gefehlt. Insofern überrascht es jetzt nicht, dass das Land stark zurückkommt.
Die Furcht und die Vorbehalte der Urlauber sind also verschwunden?
Stefanie Berk: Man hat in Ägypten immer zwischen dem Roten Meer und dem Rest des Landes unterschieden. In Hurghada gab es nie Zwischenfälle, dort hat der Gast sich immer wohlgefühlt. Eine loyale Klientel ist immer gereist. Jetzt kommen wieder viele Urlauber zurück. Die Sicherheitslage spielt aus Sicht der Urlauber keine Rolle mehr.
Sind die Kanaren im kommenden Winter trotzdem ungeschlagen beliebt?
Stefanie Berk: Ja, es gibt erneut einen starken Frühbuchertrend. Wo will man im Winter sonst hin, wenn man Wettersicherheit haben möchte und es nicht die Langstrecke sein soll? Die Kanaren sind das Ziel Nummer eins im Winter.
Werden Urlauber, denen die Kanaren schon im letzten Winter zu teuer waren, wieder bessere Angebote finden?
Stefanie Berk: Was mich beruhigt, ist, dass auf den Kanaren endlich Häuser renoviert wurden. Da gab es einen Investitionsstau. Teilweise ist nichts passiert, weil es einfach immer voll war. Die Hotels haben aber gesehen, dass sie etwas tun müssen, weil sonst Preis und Leistung nicht mehr zusammenpassen. Aber klar, die Kanaren sind nicht das günstigste Reiseziel. Das ist auch kommenden Winter so.
Spielt Tunesien als Winterziel eine Rolle, oder ist den Urlaubern das Wasser im Mittelmeer zu dieser Jahreszeit zu kühl?
Stefanie Berk: Das Rote Meer ist deutlich wärmer, das stimmt. Tunesien war immer beliebt bei Senioren, die dort überwintern. Die kommen jetzt auch langsam zurück. Es gibt einen Aufwärtstrend, aber er ist nicht so steil wie in Ägypten.
Wie wichtig sind die Emirate als Winterziel?
Stefanie Berk: Wer noch etwas mehr Flugzeit in Kauf nehmen will, für den sind die Emirate eine gute Alternative. Bei Familien ist das Ziel mittlerweile sehr beliebt. Wir sehen eine steigende Nachfrage und haben das Programm ausgebaut.
Welche Fernreiseziele werden im Winter beliebt sein?
Stefanie Berk: Das hängt immer stark vom Dollar ab. Derzeit ist der Dollar stark, davon profitiert ein Euro-Ziel wie Mauritius. Auch Kenia und Südafrika sind schon stark gebucht. Und natürlich werden auch Thailand, Mexiko und die Dominikanische Republik zu den sehr beliebten Reisezielen im Winter gehören.
Aus Kuba sind viele Urlauber zuletzt unzufrieden zurückgekehrt. Die Qualität hat für viele nicht gestimmt. Wie ist derzeit die Lage?
Stefanie Berk: Kuba war dem Boom teilweise nicht gewachsen. Da gab es leider teils nicht nur schwache Qualität, auch Reisepläne wurde geändert. Aus einem Flug wurde zum Beispiel ein zwölfstündiger Bustransfer. Und durch die hohen Preise war das Anspruchsniveau der Gäste entsprechend hoch. Wir haben intensive Gespräche mit den Kubanern geführt. Bestimmte Dinge haben wir aus dem Programm genommen, weil wir gesehen haben: Es funktioniert nicht. Wir bieten das an, was gut läuft. Die Reklamationsquote hat sich dadurch normalisiert.
Wie wird der Winter für Südafrika?
Stefanie Berk: Vorletzten Winter war das Land unglaublich preiswert. Wir haben jetzt eine Preissteigerung, aber das Verhältnis zu dem, was man bekommt, ist immer noch großartig. Das Land ist sehr vielfältig. Die Buchungszahlen sehen sehr gut aus.
Und wer ist der «Hidden Champion» des Winters?
Stefanie Berk: Auf der Fernstrecke ganz klar Myanmar. Das Land wird ja immer noch vor allem als Studienreiseziel wahrgenommen, aber das ist es längst nicht mehr. Für mich ist es das schönste Ziel in Asien. Es gibt zum Beispiel noch authentische schwimmende Märkte, die nicht für Touristen gemacht sind. Und die Menschen sind unglaublich freundlich. In Myanmar wird sich in den nächsten Jahren viel tun. Und auf der Mittelstrecke sind es die Kapverden, mein persönlicher Geheimtipp. Strände wie in der Karibik gepaart mit brasilianisch-afrikanischem Lebensgefühl. Und das nur eine Flugstunde weiter als die Kanaren und mit einer modernen Hotelinfrastruktur.
Fotocredits: Philipp Laage,Thomas Cook,Thomas Cook,Thomas Cook
(dpa/tmn)