WM-Jahre sind Müller-Jahre – James blüht bei Bayern auf

Doha – Zwei Mann, ein Ziel: Thomas Müller und James Rodríguez mögen in der Offensivabteilung des FC Bayern Konkurrenten sein, aber bei den Ambitionen im WM-Jahr ticken der Ur-Bayer und der Leihspieler von Real Madrid ähnlich.

Beide wollen 2018 möglichst viel gewinnen – zunächst gemeinsam im Verein und dann mit ihren Nationalteams bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Auch beim Thema WM gibt es Verbindendes: Müller wurde 2010 bei seinem WM-Debüt in Südafrika mit fünf Treffern Torschützenkönig. Dem Kolumbianer James gelang dieses Kunststück vier Jahre später mit sechs Toren in Brasilien.

«In WM-Jahren habe ich bislang gut überzeugen können», sagte der 28 Jahre alte Müller am Donnerstag im Trainingslager der Bayern in Doha: «Das macht mir extrem Hoffnung.» Denn auch beim WM-Triumph 2014 in Brasilien traf Müller wieder fünfmal. Mit insgesamt zehn Toren ist er vor seiner dritten WM-Teilnahme auf Platz acht der erfolgreichsten aktiven Spieler in der ewigen WM-Torschützenliste, die von Miroslav Klose mit 16 Toren angeführt wird.

Auch James Rodríguez, der als offensiver Mittelfeldspieler eher ein Torvorbereiter ist, hat das WM-Turnier im Sommer schon im Blick. Einem Duell mit Titelverteidiger Deutschland und den Bayern-Kollegen um Müller würde der 26-Jährige dabei aber gerne möglichst lange aus dem Wege gehen. «Wenn, dann würde ich eher Richtung Halbfinale gegen Deutschland spielen wollen, denn Deutschland ist ein Topgegner.»

Müller gegen James – das ist WM-Zukunftsmusik. Müller oder James – das könnte in der Rückrunde beim FC Bayern häufiger vorkommen. Denn beide spielen bevorzugt zentral im offensiven Mittelfeld. Dort können sie ihre so unterschiedlichen Qualitäten am besten ausspielen: James mit seinem feinem linken Fuß. Und Müller mit seinen unberechenbaren Laufwegen und seinem ständigen Zug in den Strafraum und zum Tor.

Die Hinrunde der WM-Saison verlief für Müller nicht berauschend. Vier Tore in 20 Pflichtspielen bedeuteten eine mittelmäßige Ausbeute, auch wenn sechs Torvorlagen seine Qualität als Teamplayer herausstrichen. Die Torquote bewertet Müller als nicht mehr entscheidend: «Ich bin in einer anderen Rolle. Ich habe mehr das große Ganze im Auge.» Müller vertritt ja auch den verletzten Manuel Neuer als Mannschaftskapitän.

Im Herbst bremste Müller zudem eine Muskelverletzung zeitweise aus. Es war die Zeit, in der Neuzugang James aufblühte. Der Kolumbianer war als Wunschspieler von Carlo Ancelotti zum FC Bayern gewechselt, aber erst nach dem Trainerwechsel kam er in München richtig an. «Ich spiele einfach mehr, der Rhythmus ist der Schlüssel», begründete der Kolumbianer am Donnerstag in Doha seinen persönlichen Aufschwung.

James hat von Heynckes profitiert. Mit ihm kann er auf Spanisch kommunizieren. «Der Trainer redet sehr viel mit den Spielern. Das gibt einem das Gefühl, gut aufgehoben zu sein», sagte James. Beim FC Bayern fühlt er sich inzwischen auch gut aufgehoben. «Meine Gegenwart ist hier. Ich denke im Moment an nichts anderes», antwortete er auf die Frage, ob er – Stand heute – zu Real Madrid zurückkehren wolle.

Bis 2019 haben die Bayern James vorerst ausgeliehen. Das ausgeprägte Erfolgsdenken hat der Kolumbianer aus Madrid mitgebracht. Gleich im ersten Bayern-Jahr peilt James alle drei Titel in Bundesliga, Pokal und Champions League an: «Ich will alles erreichen. Wenn so große Qualität im Team ist, kann man mal vom Triple träumen.»

Das eint ihn wieder mit Müller. «Alle Titel, die man gewinnen kann, will man gewinnen. Die höchsten Ziele nehmen wir uns vor», sagte der Triple-Gewinner von 2013. Dafür sei – trotz der vielen Siege unter Heynckes – in der Rückrunde eine Leistungssteigerung notwendig. «Wir sind noch von der spielerischen Leichtigkeit entfernt, dass wir die Gegner auseinanderpflücken», sagte Müller. An dieser Qualität wird beim FC Bayern im Trainingslager gerade intensiv gearbeitet.

Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)

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