Wird Hannover Breitenreiters zweites Paderborn?
Hannover – André Breitenreiter liebäugelt derzeit sogar mit Robbie Williams. Der Coach des überraschend erfolgreichen Aufsteigers Hannover 96 hat den britischen Popstar zum Probetraining eingeladen.
«Dann werden wir sehen, was er kann», sagt Breitenreiter. Williams hatte im Sommer ein Konzert in Hannover gegeben und war so begeistert vom Publikum, dass er kürzlich mitteilte, ab jetzt den örtlichen Fußball-Club unterstützen zu wollen.
Breitenreiter ist nach Hannovers erfolgreichstem Bundesliga-Start in der Clubgeschichte zu solchen Späßen bereit. Lockerheit ist eine Reaktion von ihm im Spiel mit der Euphorie. Er kennt es gut, auch die Gefahren. Der frühere Stürmer hat als Trainer schon zweimal erlebt, wie schnell sich im Fußball Freude in Frust verwandeln kann.
Am Mittwoch (20.30 Uhr) beim SC Freiburg hofft der 43-Jährige deshalb darauf, dass die Erfolgsgeschichte von 96 weitergeht. Nach vier Spieltagen sind die Niedersachsen ungeschlagen und Zweiter punktgleich mit Spitzenreiter Dortmund. Neben Lockerheit setzt Breitenreiter auf die Devise Demut. Der Klassenerhalt sei das einzige Ziel. «Als Aufsteiger sind wir in keinem Spiel Favorit», sagt er. Auch nicht beim Sport-Club, der sieglos ist.
Wie sich eine Pflichtspiel-Pleite anfühlt, könnte Breitenreiter trotz aller Erfahrungen bereits verdrängt haben. Kein anderer Trainer ist derzeit seit so vielen Spielen in Liga eins ungeschlagen wie er: Seine bislang letzte Niederlage war ein 2:3 mit Schalke 04 gegen Leverkusen im April 2016. Seitdem verlor er in der Bundesliga siebenmal nicht mehr.
Und das ist nicht die einzige positive Statistik, die der Coach vorzuweisen hat. Im Frühjahr diesen Jahres begann er den Job in Hannover mitten im Kampf um den Aufstieg. Seitdem verlor der Club keines seiner 14 Pflichtspiele. In den sieben Heimpartien gab es kein Gegentor, immer gewann Hannover in der Arena am Maschsee mit 1:0 oder 2:0.
Das liegt nicht nur am Spielglück: Bislang scheint sich das Team von den Fanprotesten gegen Clubboss Martin Kind nicht aus der Ruhe bringen zulassen. Die Abwehr um Chefzweikämpfer Salif Sané räumt fast alles ab, die Offensive erzwingt ausreichend Torchancen. Zudem funktionieren bislang Breitenreiters Wechsel und Taktikveränderungen. Die Mannschaft sei «sehr lernwillig», sagt er.
Breitenreiter hat vor drei Jahren schon einmal so eine Situation erlebt. Damals wie heute war er mit seinem Team aufgestiegen und nach vier Spieltagen ungeschlagen an der Tabellenspitze. Sein Club 2014 war der SC Paderborn, der am Saisonende als Tabellenletzter abstieg.
Vergleichbar seien die Situationen aber nicht, findet der Coach. Eine Lehre hat er aus der Erfahrung trotzdem gezogen: «Wir müssen immer weitermachen. Selbstzufriedenheit darf nicht aufkommen.»
Nach seiner Anstellung in Paderborn wechselte Breitenreiter nach Gelsenkirchen, zu einem großen Club, der gerne mal wieder um die Meisterschaft mitspielen würde. Auch damals startete sein Team sehr stark, löste große Hoffnungen aus, strauchelte dann aber und wurde am Ende Fünfter. Breitenreiter musste gehen, Markus Weinzierl kam.
Ein 96-Spieler, der mit Breitenreiter schon in Paderborn gearbeitet hat, ist Marvin Bakalorz. Er berichtet, dass der Trainer gut die verschiedenen Charaktere eines Teams managen könne. Und das Training sei noch besser geworden, sagt der Mittelfeldmann. «Der Trainer hat sich in der Zeit, als er nicht bei einem Verein unter Vertrag stand, vieles auch in anderen Sportarten angeschaut. Das merkt man.» Für eine Probeteilnahme hat sich Musiker Williams aber noch nicht angemeldet.
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(dpa)