Willens-Monster Walkenhorst: Bereit für heiße K.o.-Phase

Rio de Janeiro – Kritische Situationen haben Laura Ludwig und Kira Walkenhorst schon immer stärker gemacht. Das soll nun auch beim olympischen Turnier am Zuckerhut so sein.

«Wir hatten jetzt unsere schwierige Phase und sind trotzdem durchgekommen», erklärte Beachvolleyball-Nationalspielerin Ludwig nach dem Einzug in das Achtelfinale an der Copacabana.

Das italienische Team Marta Menegatti und Laura Giombini hatte den Weltranglisten-Ersten aus Hamburg zum Abschluss der Vorrunde einen Satz abgenommen – erst im Tiebreak fanden Ludwig/Walkenhorst wieder zu jenem Spiel, das sie in diesem Jahr so auszeichnet: fokussiert, kraftvoll und mit Köpfchen.

«Wir haben gesehen, dass wir im dritten Satz noch einen draufpacken können», erklärte Abwehrspielerin Ludwig. «Da haben wir uns reingebissen.» Genau diese Eigenschaft hat es dem deutschen National-Team ermöglicht, in den vier gemeinsamen Jahren das Leistungsvermögen auf ein stabiles internationales Topniveau zu heben.

Vor allem die 25 Jahre junge Walkenhorst zeigte sich als Willens-Monster. «Es gibt kaum eine Spielerin, die so viel Willen hat wie Kira, die so in der Lage ist, an Grenzen zu gehen», berichtete ihr Trainer Jürgen Wagner.

«Wir hatten ein paar Rückschläge, das hat uns noch besonders zusammengeschweißt», erzählte Ludwig. Walkenhorst erkrankte im Juli 2014 an Pfeifferschem Drüsenfieber, war fünf Monate zum Nichtstun verdammt. «Das war sicher unsere schwierigste Phase, auch, weil man nicht weiß, ob man es in den Griff kriegt», sagte Wagner.

Die gebürtige Berlinerin Walkenhorst biss sich durch, kam genauso zurück wie nach der Knieoperation im Frühjahr 2015. Auch bei Laura Ludwig gab es eine kritische Zeit, die allerdings schon länger zurückliegt. Bei einer Trainingseinheit in Kiel erlitt sie einen Schlaganfall – mit 18 Jahren. Das hat die Volleyballerin verändert: «Ich hatte Glück. Und es hat mir gezeigt, dass man immer auf seinen Körper hören soll und ihn pflegen muss.»

Die Willenskraft beider, gepaart mit der Erfahrung von Trainer Wagner, der vor vier Jahren in London Julius Brink und Jonas Reckermann zu Olympiasiegern geformt hatte, haben Ludwig und Walkenhorst im Sand neue Möglichkeiten eröffnet. Sportlich zeigt sich das unter anderem darin, dass Blockspielerin Walkenhorst ihre Sprunghöhe in vier Jahren um acht bis neun Zentimeter gesteigert hat. Und schon ein Zentimeter sei viel in der Weltspitze, sagen Experten. «Das kann spielentscheidend sein», betonte Walkenhorst.

Auch als Persönlichkeit ist die einstige Hallenspielerin Walkenhorst, die sich nach zwei Kreuzbandrissen immer wieder herankämpfen musste, gereift. «Absolut», bestätigte Wagner. «Von einem zurückgezogenen und teilweise verunsicherten Mädchen zu einer jungen Frau, die in der Lage ist, auch im Team völlig anders zu kommunizieren.» Und Kommunikation im Beachvolleyball ist ein weiterer wichtiger Punkt, um ganz oben anzukommen.

An der Copacabana bekommen es Ludwig/Walkenhorst im olympischen Achtelfinale am Samstag (20.00 Uhr MESZ) mit Isabelle Forrer und Anouk Vergé-Dépré zu tun. Ihre Bilanz gegen die Schweizerinnen ist makellos: Alle bisherigen vier Spiele wurden gewonnen. «Eine positive Bilanz gibt den Mädels sicher mehr Selbstvertrauen und ein besseres Gefühl», betonte Coach Wagner.

Fotocredits: Sebastian Kahnert
(dpa)

(dpa)
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Artikel bewerten)
Loading...