Wie man Oldtimer richtig einmottet
Fellbach – Einen Oldtimer einfach nur in die Garage zu stellen, wird dem Wert des alten Autos nicht gerecht. Ein bisschen Wellness für den Wagen sollte vorher schon sein, sagt Michael Plag. Er ist einer von 15 Mechanikern im Mercedes Classic Center in Fellbach und gibt im Interview wichtige Tipps.
Herr Plag, eigentlich gilt doch die Regel, dass es auch für Oldtimer am besten ist, wenn sie regelmäßig gefahren werden. Weshalb sollte man sie dann über den Winter einmotten? Und wann?
Das stimmt schon, für den Motor und die Mechanik ist Bewegung das Beste. Doch für die Karosserie und den Lack sind das schlechte Wetter, der Schnee und vor allem das Salz auf der Straße Gift. Und die niedrigen Temperaturen mag auch nicht jedes Triebwerk. Deshalb würde ich meinen Oldtimer spätestens dann einmotten, wenn ich zum ersten Mal den Laster vom Streudienst sehe. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, den Wagen im Winter lieber stehen zu lassen: die Sicherheit. Denn im Sommer kann man sich leichter umstellen und auf elektronische Assistenzsysteme verzichten.
Also ab in die Garage mit dem Schmuckstück und auf Wiedersehen bis im Frühjahr?
Ganz so einfach sollte man es sich nicht machen. Schon moderne Autos mögen es nicht, wenn man sie einfach nur abstellt und nach ein paar Monaten wieder anlässt. Und Klassiker sind da viel empfindlicher.
Also was tun?
Antwort: Am besten wäscht man sein Auto besonders gründlich und schaut noch einmal nach kleinen Mängeln am Lack, die man reparieren sollte, bevor es in die Winterpause geht. Wer ganz sichergehen will, poliert und konserviert nicht nur, sondern sprüht Glanzteile auch noch mit Außenhautwachs ein. Und dem Unterboden kann ein Schutzspray auch nicht schaden.
Muss man auch bei Motor und Batterie etwas beachten?
Wir empfehlen vor der Winterpause noch einmal einen Wechsel von Öl und Filter. Dann fährt man den Motor warm, lässt ihn fünf bis zehn Minuten auf Betriebstemperatur laufen, stellt ihn ab, kontrolliert noch einmal alle Füllstände und kann ihn guten Gewissens für ein paar Monate auslassen. Außerdem sollte man am besten die Batterie ausbauen oder zumindest die Minusklemme lösen, damit sie sich nicht durch Ruhestrom-Verbraucher entlädt. Und den Tank füllt man am besten komplett oder entleert ihn völlig.
Wenn man das erledigt hat, ist an alles gedacht?
Beinahe, zu guter Letzt sollte man den Luftdruck in den Reifen etwas erhöhen, um Standschäden zu vermeiden oder den Wagen ein wenig aufbocken. Außerdem nie mit angezogener Handbremse abstellen, weil die festrosten kann. Und wer auf der letzten Tour die normalen Bremsen warm fährt, der lässt die letzte Feuchtigkeit auf Bremsklötzen und -scheiben verdampfen. Zudem wäre jetzt eine günstige Gelegenheit für den turnusmäßigen Wechsel der Bremsflüssigkeit, die Wasser aufnimmt, dann zu Korrosion führen kann und deshalb alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht werden muss. Idealerweise macht man das ebenfalls vor der Winterpause.
Wann sollte man den Wagen wieder aus der Garage holen – und was ist dabei zu beachten?
Der richtigen Zeitpunkt ist eine Mischung aus Sehnsucht und Tauwetter. Sobald es draußen wieder dauerhaft warm und meistens trocken und vor allem das Salz von der Straße ist, kann man in die neue Saison starten. Dabei geht man im Grunde genau umgekehrt vor: Batterie wieder anklemmen, Schutzwachs abwaschen, Reifendruck reduzieren, Motor warmlaufen lassen, Wassergehalt der Bremsflüssigkeit prüfen, alle Schläuche und Leitungen checken und dann nichts wie raus auf die Straße und die Fahrt genießen – schließlich war die Pause dann lang genug.
Fotocredits: Florian Schuh,Craig Pusey,Craig Pusey
(dpa/tmn)