«Wie Kinder» – Borger/Büthe wollen ganz schnell lernen
Rio – Das Beach-Duo Karla Borger und Britta Büthe muss ganz schnell auf Besserung hoffen. Denn das nächste Spiel am späten Dienstagabend in Rio könnte für die WM-Zweiten von 2013 schon die letzte Chance sein, beim «großen Traum» an der Copacabana auch in der K.o.-Runde noch dabei zu sein.
«Wir müssen jetzt überhaupt mal anfangen, Volleyball zu spielen», sagte Abwehrspielerin Borger nach dem ernüchternden 0:2 gegen Nadine Zumkehr und Joana Heidrich aus der Schweiz.
Borger/Büthe stehen als Beispiel dafür, wie schön und zugleich brutal Olympische Spiele für Hochleistungssportler sein können. Eineinhalb Jahre quälten sich Borger/Büthe durch eine Ausscheidung, die schon wegen der starken nationalen Konkurrenz eine nervliche Zerreißprobe war. «Ich habe eine Zeit lang fast gar nicht geschlafen», berichtete die 27-jährige Borger. Danach: tiefe Zufriedenheit über das Rio-Ticket: «Wir haben viel über die Anfänge nachgedacht. Ich spiele mit Karla seit 2008 zusammen, das ist ein weiter Weg», erzählte die ein halbes Jahr ältere Blockerin Büthe.
Noch als «blanke Amateure» hatten die früheren Hallen-Spielerinnen gemeinsam mit der Beach-Variante begonnen. «Da haben wir noch nicht mal an einem Ort gewohnt und nur ab und an miteinander trainiert», erzählte Büthe. Jetzt sind sie mit fest angestelltem Trainer und eigener Sportpsychologin bei den Olympischen Spielen, wo noch mehr auf sie einströmt: Das Spektakel in der 12 000 Fans fassenden Arena, die Riesenmetropole Rio, das Medieninteresse. «Ich bin eigentlich nicht nervös», sagte Büthe. «Aber vielleicht im Unterbewusstsein.»
Unendlich viele Stunden haben sich die deutschen Meisterinnen von 2014 und Dritten der EM 2016 auf ihre Vorrundengegner vorbereitet. Im Stuttgarter Olympiastützpunkt wurde extra Sand in Copacabana-Qualität aufgeschüttet. Und dann das: Bei ihrer ersten Olympia-Aktion rannte Büthe einfach ins Netz. «Das ist mir noch nie passiert», meinte die 1,86 Meter große Athletin. Es folgte «Fehler auf Fehler auf Fehler», wie Coach Srdjan Veckov feststellte: «Sie haben gespielt wie Kinder. Mental war das eine Katastrophe.»
Büthe setzt nun auf den schnellen Lerneffekt: «Jetzt wissen wir, wo wir sind. Es ist ja nicht so, dass wir übermenschliche Sachen machen müssten, um zu unserem Spiel zu finden.» Immerhin kann sie zusammen mit Borger schon 28 Top-Ten-Platzierungen auf der Welttour vorweisen, darunter sogar ein Sieg vor einem Jahr in Luzern.
Im Windschatten der Weltranglisten-Ersten Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, die ihr erstes Turnierspiel in Rio klar gewannen, trauen ihnen einige Experten sogar eine Olympia-Medaille zu. Dafür aber müssen Borger/Büthe ihre Schwächen vor dem Gruppenspiel gegen die Niederländerinnen Sophie van Gestel und Jantine van der Vlist unbedingt ablegen. Nur Platz zwei bedeutet sicher das Achtelfinale.
Fotocredits: Sebastian Kahnert
(dpa)