Wie berechne ich den CO2-Fußabdruck meiner Reise?

Berlin – Weniger fliegen für das Klima? Seit den Schülerprotesten der Bewegung «Fridays for Future» wird diese Frage oft gestellt. Einige, die früher sorglos Urlaub gemacht haben, fragen sich nun: Wie klimaschädlich ist das?

Die globale Erwärmung soll in diesem Jahrhundert maximal 1,5 Grad betragen – nur dann seien die Folgen des Klimawandels noch halbwegs beherrschbar, warnt der Weltklimarat IPCC. Dafür muss der Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen drastisch sinken. In Deutschland entfallen derzeit auf jeden Einzelnen mehr als zehn Tonnen im Jahr. Klimaverträglich sind allerdings nur rund zwei Tonnen pro Kopf.

Komponenten einer Reise

Die Zahl für eine Urlaubsreise lässt sich zwar nicht bis auf die letzte Nachkommastelle berechnen – aber doch ziemlich gut. Dafür wird sie in ihre Komponenten unterteilt: Transport, Hotel, Aktivitäten vor Ort. Mit Abstand am relevantesten ist das gewählte Verkehrsmittel.

Auf der Fahrt in den Urlaub sei die Bahn das umweltfreundlichste
Verkehrsmittel, das Flugzeug das klimaschädlichste, erklärt Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD). «Wenn möglich, sollten Reisende die Bahn nutzen.» Die Deutsche Bahn bietet auf ihrer Webseite einen
Umwelt-Check für die jeweils gewählte Verbindung. Ein Beispiel: Wer von Berlin nach Prag reist, stößt als Zugreisender 8,3 Kilogramm CO2 aus. Mit dem Auto sind es 54,8 Kilo – und mit dem Flieger 107,9 Kilo.

Für die Beispielzahlen wurden mehrere Grundannahmen getroffen, bei der Bahn etwa eine durchschnittliche Auslastung, bei Anreise auf der Straße ein Mittelklasse-Pkw mit Euro-5-Diesel.

Unterschiede zwischen Auto und Flugzeug

Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, kann die CO2-Wirkung ziemlich exakt bestimmen. Bei der Verbrennung von einem Liter Benzin werden laut VCD 2,34 Kilo CO2 freigesetzt, bei einem Liter Diesel sind es 2,65 Kilo. Im Schnitt komme der Pkw auf 140 Gramm CO2 pro Personenkilometer – eine Einheit für die Verkehrsleitung eines Beförderungsmittels. Mit einem Fernzug sind es nur 30 bis 40 Gramm.

Im Vergleich dazu sind Flugreisen mit durchschnittlich 201 Gramm pro Personenkilometer besonders schädlich. Bei einer Flug-Pauschalreise ans Mittelmeer entfallen mehr als drei Viertel des CO2-Ausstoßes des gesamten Urlaubs auf den Flug, erläutert Dietrich Brockhagen von Atmosfair. Die Organisation ist eine der Anlaufstellen für Kompensationszahlungen für den CO2-Ausstoß einer Flugreise.

CO2-Ausstoß mal drei

«Das
CO2 hängt eins zu eins am Treibstoffverbrauch», erläutert Brockhagen. Ihn kann
Atmosfair berechnen, da sie alle Flugzeuge der Welt in einer Datenbank haben und wissen, wie sie eingesetzt werden. Beeinflusst wird der Verbrauch pro Kopf zudem von der Auslastung und Bestuhlung. Auch das Flugprofil ist wichtig. «Das gleiche Flugzeug braucht auf 100 Kilometern Kurzstrecke doppelt so viel Kerosin pro Kopf wie auf der Mittelstrecke», erklärt der Physiker.

Atmosfair multipliziert den CO2-Ausstoß mit dem Faktor drei – wegen all der anderen Schadstoffe, die das Klima beeinflussen. Wenn von den CO2-Emissionen die Rede ist, schließt das bei Atmosfair auch die anderen Schadstoffe mit Klimawirkung ein.

CO2-Fußabdruck errechnen

Und dann gibt es noch andere Effekte, die berücksichtigt werden. Der Urlauber muss sich damit nicht im Detail beschäftigen. Er kann auf der Webseite von Atmosfair, aber auch bei anderen Klimarechnern im Netz den
CO2-Fußabdruck mit ein paar Klicks errechnen lassen.

Theoretisches Beispiel: Bei einem Economy-Flug von Frankfurt nach New York und zurück in einer Boeing 747-400 entfällt auf den Passagier ein CO2-Ausstoß (inklusive anderer Schadstoffe) von 2,722 Tonnen. Lässt man den Flugzeugtyp offen, sind es sogar 3,068 Tonnen. Hinzu kommen die Emissionen durch den Hotelaufenthalt oder Mietwagen.

Letztlich haben die Transportmittel-Emissionen bereits eine hohe Aussagekraft darüber, wie klimaverträglich die Reise ist. Das Beispiel New York zeigt dies sehr gut: Der Städtetrip zum Big Apple sprengt bereits des klimaverträgliche Jahresbudget an
CO2.

Was nun? «Die Schlüsse muss jeder für sich ziehen», sagt Brockhagen.

Fotocredits: Frank Rumpenhorst,Markus Scholz,Frank Rumpenhorst
(dpa/tmn)

(dpa)
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