Werder-Spieler werben in Frankfurt für Kohfeldt

Frankfurt/Main – Schon wieder verloren, immer noch Vorletzter und immer noch ohne Sieg: Auf den ersten Blick hat sich die Krise von Werder Bremen beim bitteren 1:2 (1:1) bei Eintracht Frankfurt einfach fortgesetzt.

Trotzdem schöpften die Bremer am Freitagabend auch neuen Mut. Denn die Leistung der Mannschaft war deutlich besser und vor allem mutiger als noch vor dem Trainerwechsel vier Tage zuvor. Und bei gleich mehreren Spielern war trotz der Niederlage herauszuhören, dass sie sich den Interimscoach Florian Kohfeldt auch gut als Dauerlösung auf der Trainerbank vorstellen können.

«Der Trainer hat einen guten Job gemacht», sagte der Torschütze Niklas Moisander. «Wir hatten Vertrauen in den Matchplan, wir haben höher verteidigt und aggressiver gespielt. Das war eines unserer besten Spiele in dieser Saison.» Auch der Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein meinte: «Ich finde, man hat heute gesehen, dass die Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Trainer gut geklappt hat. Es ist schwierig, in so kurzer Zeit alles umzukrempeln und alles zu ändern. Aber die wichtigsten Dinge waren zu sehen.»

Erst am Montag hatte sich Werder nach dem 0:3 gegen den FC Augsburg von Alexander Nouri getrennt und die Verantwortung vorläufig dem früheren Co-Trainer und aktuellen U23-Coach Kohfeldt übertragen. Während der Länderspielpause und bis zum nächsten Heimspiel gegen Hannover 96 in zwei Wochen will und muss der Verein jetzt eine Grundsatzentscheidung fällen: Weiter mit dem 35-Jährigen, den alle Verantwortungsträger in Bremen für ein großes Trainertalent à la Julian Nagelsmann halten? Oder nach zwei internen Lösungen mit Nouri und Viktor Skripnik diesmal lieber einen erfahrenen Fußballlehrer wie Bruno Labbadia von außen holen, der den Abstieg verhindern soll?

Sportchef Frank Baumann war in Frankfurt anzumerken, dass er bei dieser Entscheidung mit sich ringen muss. «Es ist klar, dass Florian die Benchmark ist», sagte der frühere Nationalspieler. «Wenn wir jemanden holen, muss er besser sein bzw. besser zu unserer Situation passen als er. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es uns gelingt, so jemanden zu finden, oder ob wir mit Florian weitermachen.»

Letzteres ist auch nach dem Schock des späten Gegentores durch Sebastien Haller in der 89. Minute absolut nicht ausgeschlossen. «Wir kennen die Fähigkeiten und die Qualitäten von Florian», sagte Baumann. «Wenn wir ihm den Job nicht zutrauen würden, hätten wir ihn nicht zum Interimstrainer gemacht.» Andererseits stellte der langjährige Werder-Kapitän aber auch klar: «Natürlich werden wir den Markt sehr intensiv beobachten und sondieren.»

Und Kohfeldt selbst? Der 35-Jährige hielt sich bei der Frage nach seiner Zukunft sehr bedeckt. «Ich habe schon vorher gesagt: Ich würde irgendwann gerne eine Bundesliga-Mannschaft trainieren. Aber der Zeitpunkt ist nicht entscheidend», meinte er. «Wichtig ist jetzt, dass der Verein eine richtige Entscheidung trifft.»

Für den früheren Skripnik-Assistenten spricht, dass er einen deutlich offensiveren Fußball spielen lässt als der gescheiterte Nouri – und dass das offensichtlich ganz im Sinne der Werder-Profis ist. «Die Mannschaft hat gekämpft und einen leidenschaftlichen Fußball gespielt», sagte Kohfeldt. «Und ich glaube, dass das in Zukunft auch belohnt wird. Die Mannschaft wird die nötigen Punkte holen, um aus dieser misslichen Situation herauszukommen.»

Nach dem 0:1 durch Ante Rebic (17.) kam Werder in Frankfurt durch den Ausgleich von Moisander (25.) noch einmal zurück. Kurz vor der Pause hatten die Bremer drei dicke Chancen, das entscheidende Tor schoss dann aber die Eintracht. «Das tat weh, ohne Frage», sagte Kohfeldt.

Fotocredits: Hasan Bratic,Hasan Bratic
(dpa)

(dpa)
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