Wer rüttelt am Thron von Zehnkampf-König Ashton Eaton?

Rio de Janeiro – Weltrekordler und Weltmeister Ashton Eaton ist bei den Olympischen Spielen kaum von seinem Thron zu stoßen. So urteilen fast alle Experten vor dem Zehnkampf, der an diesem Mittwoch in Rio de Janeiro beginnt.

Willi Holdorf, Olympiasieger von 1964, traut Arthur Abele, Kai Kazmirek und Rico Freimuth aber einiges zu. «Wir haben so gute Zehnkämpfer wie lange nicht mehr. Da ist die Chance, eine Medaille zu holen, sehr groß», sagte Holdorf in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Der 28 Jahre alte Eaton hatte bei der WM 2015 in Peking den Weltrekord auf 9045 Punkte geschraubt. Er ist zweimaliger Weltmeister – und ein Bewegungsgenie. «Er ist einfach überragend. Er ist besonders schnell, und obwohl er nicht so kräftig ist, ist er in den Würfen sehr gut», sagte Holdorf, der den Zehnkampf in den vergangenen Jahrzehnten weiter intensiv verfolgt hat und auch in Rio weilt. «Ich glaube nicht, dass einer die Chance hat, ihm die Goldmedaille streitig zu machen.»

Seit Holdorfs Triumph vor 52 Jahren in Tokio hat nur ein Deutscher Olympia-Gold gewonnen: der Rostocker Christian Schenk 1988 in Seoul für das DDR-Team. Die Weltrekordler Kurt Bendlin, Guido Kratschmer und Jürgen Hingsen standen nie bei Sommerspielen auf dem obersten Treppchen. Der bislang letzte Deutsche, der eine Medaille gewonnen hat, war Sonnyboy Frank Busemann mit Silber 1996 in Atlanta.

«Als alter Zehnkämpfer halte ich natürlich zu Arthur Abele. Der Mann ist ein Weltwunder», sagte Busemann in einem Interview der Münchner «Abendzeitung». «Was der schon für Verletzungen hatte und wie er sich immer wieder an die absolute Spitze kämpft, ist enorm. Wenn es dem nicht in irgendeinem Bewerb das Bein abreißt, dann holt der was.»

Abele, das 30 Jahre alte Kraftpaket aus Ulm, hat in Ratingen 8605 Punkte gesammelt; nur Eaton steht mit 8750 Zählern in der Weltjahresbestenliste vor ihm. Der Kanadier Damian Warner (8523) wird aber ebenfalls hoch gehandelt. «Wer so lange ausgefallen ist und dann so eine Auferstehung hat in Ratingen, da kann ich nur den Hut vor ziehen», sagte Holdorf über Abele. «Er hat ein paar überragende Disziplinen und ist ein großer Kämpfer.»

Auch Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied, Vorjahressieger beim Traditionsmeeting in Götzis/Österreich, ist längst internationale Klasse. Der 25-Jährige kann auf eine Bestleistung von 8471 Punkten verweisen. «Er hat immer gleichmäßige super Leistungen. Aber er bräuchte paar Ausrutscher nach oben, um weiter nach vorne zu kommen», sagte Holdorf über Kazmirek. Hingegen hatte Rico Freimuth, der WM-Dritte des vergangenen Jahres aus Halle/Saale, in diesem Sommer mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und nur mit Ach und Krach ein Olympia-Ticket erobert.

Der Olympiasieger von 1964 ist übrigens fest davon überzeugt, dass die Zehnkämpfer in Deutschland «hundertprozentig» sauber sind. «Bei uns sind die Kontrollen so streng, da leg ich für jeden die Hand ins Feuer. Wenn Sie da dopen wollen, müssen Sie der größte Künstler sein.»

Fotocredits: Michael Kappeler,Rainer Jensen,Franck Robichon,Lee Jin-Man,Wu Hong
(dpa)

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