Welttorwart Neuer verhindert Wiesn-Kater

München – Auch als vielgepriesener Sieggarant wollte sich Manuel Neuer nicht gleich in den Oktoberfest-Trubel stürzen.

«Ich gehe morgen nicht auf die Wiesn und heute auch nicht», erklärte der coole Nationaltorhüter nach seiner herausragenden Vorstellung – und antwortete auf die Frage nach den Folgen eines möglichen Volksfestbesuchs seines Trainers Carlo Ancelotti am Wochenende mit einem Lächeln. «Ich werde es genau beobachten.»

O’zapft is – und der FC Bayern feiert durch das 3:1 gegen den FC Ingolstadt den 16. Sieg in den vergangenen 19 Wiesn-Spielen. Bierzeltstimmung kam in der Arena aber nicht auf. Vor allem dank Neuer entgingen die Münchner am ersten Tag des 183. Oktoberfestes nach zuvor fünf Siegen und 20:0 Toren dem ersten Kater der Saison. «Manchmal muss man eben etwas leiden», sagte Ancelotti und lobte humorvoll die Nummer 1: Manchmal müsse die Defensive eben zeigen, dass man «den besten Torhüter der Welt» habe.

Der Low-Budget-Club aus Ingolstadt demonstrierte eindrucksvoll, wie man die übermächtigen Münchnern «maximal ärgern» kann, wie es Trainer Markus Kauczinski formulierte. Maximal ärgern mussten sich allerdings erst recht die Gäste selbst: Trotz Chancenplus, mehr gelaufener Kilometer und mehr gewonnener Zweikämpfe gingen sie leer aus. «Heute war einer der ganz wenigen Tage in Jahren, an denen man den FC Bayern in der Allianz Arena hätte schlagen können», haderte Kapitän Marvin Matip. Die Chancenauswertung war das große Manko. «Du hast nicht immer einen Manuel Neuer gegen dich im Tor, der das eine oder andere sensationell gehalten hat», sagte Sportdirektor Thomas Linke.

Ob mit einem sensationellen Reflex gegen Mathew Leckie (53.), einer Glanzparade gegen Stefan Lex (90.+1) oder seinem allzeit herausragenden Stellungsspiel beim Ingolstädter Chancenwucher – der Bayern-Keeper war trotz des ersten Gegentors im sechsten Pflichtspiel der Saison eine Klasse für sich. «Gott sei Dank haben wir Manuel Neuer im Tor», sagte Rafinha. Der Außenverteidiger sorgte mit dem 3:1 (84.) für die Entscheidung. Zuvor hatten Robert Lewandowski (13. Minute) mit seinem fünften Liga-Saisontor und Xabi Alonso (50.) nach dem Rückstand von Dario Lezcano (8.) für die Wende gesorgt. Aber statt der gerühmten Offensive um den dreimaligen Vorbereiter Franck Ribéry war eben ungewöhnlicherweise der Torwart der Garant.

«Ein zweischneidiges Schwert», sagte der DFB-Kapitän. «Für mich persönlich ist es gut, dass ich mich auszeichnen konnte und dass ich zeigen konnte, dass ich da bin und in Form bin. Andererseits ist es nicht gut für die Leistung, dass wir so viel zugelassen haben.» Zuletzt hatte ihn Antoine Griezmann im EM-Halbfinale überwunden.

Vier Tage vor dem Spiel gegen Hertha BSC schmeckte auch dem designierten Wiesn-Besucher Ancelotti der Auftritt nicht. «Man spielt nicht immer gut. Dann muss man auch andere Charakteristika zeigen», sagte der Italiener. «Jeder weiß, Manuel Neuer ist der beste Torhüter der Welt.»

Nachdem der 57 Jahre alte Trainer wegen Erkrankungen mehrere Umstellungen vornehmen musste, hat er künftig wieder mehr Alternativen. Nach Kingsley Coman gab Jérôme Boateng sein Comeback nach der Verletzung im EM-Halbfinale. Die Rückkehr von Arjen Robben naht. Dagegen musste Douglas Costa angeschlagen runter.

Die Bayern thronen mit einer perfekten Bilanz an der Spitze, der FCI steckt mit einem Punkt unten fest. «Jeder, der das Spiel heute gesehen hat, weiß, dass wir unsere Punkte im Laufe der Saison holen werden», sagte Matip. Und für alle anderen Münchner Gegner hatten die Ingolstädter die Blaupause geliefert. «Man hat am ersten Spieltag gesehen, dass man eine richtige Watschn kassiert, wenn man sich hinten reinstellt», sagte Lukas Hinterseer, der die größte Chance zum 2:2-Ausgleich vergab (68.).

Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)

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