Wasserspringer Hausding/Klein setzen auf «Coolness»
Rio de Janeiro – Wenn eigentlich nichts mehr geht, schlägt oft die Stunde von Deutschlands besten Wasserspringern. Wieder einmal sollen es Patrick Hausding und Sascha Klein richten, trotz Verletzungen und langer Trainingspausen.
Die Voraussetzungen für eine Medaille im olympischen Synchronspringen vom Turm am Montag (21.00 Uhr MESZ) sind erneut ungünstig, das aber hat bei den Olympia-Zweiten von 2008 mittlerweile Tradition. «Wir kennen das. Gerade in solchen Situationen kann man mehr aus sich rausholen, als man denkt», sagt Hausding und erinnert an ihren überraschenden WM-Titel 2013 unter ähnlichen Vorzeichen. «Am Ende zählt Erfahrung, Coolness, Routine.»
Allein die Blessuren und Verletzungen Hausdings würden selbst Hobby-Sportlern problemlos eine Krankschreibung verschaffen. «Vor zwei Wochen bei der Generalprobe in Italien hat es mir die Schulter weggehauen. Mit einer Cortisonspritze und Schmerzmitteln lässt es sich leben», berichtet der Rekord-Europameister aus Berlin vom neuesten medizinischem Bulletin.
Vorausgegangen waren andauernde Rücken- und Kniebeschwerden. «Ich habe ein MRT abgelehnt, vor Olympia hätte es nichts gebracht, sich unters Messer zu legen», sagte Hausding und tippt neben der oft zwickenden Patellasehne auf einen maladen Schleimbeutel. Sascha Klein plagt derzeit eine Sehnenscheidenentzündung.
Die beiden haben schon mehrere ihrer neun gemeinsamen EM-Titel fast ohne gemeinsames Training gewonnen. Diese olympische Konkurrenz in Rio de Janeiro ist klein, aber fein. «Von acht Teams können sieben Medaillen gewinnen, bis auf Brasilien», erklärt Hausding.
Er hat wechselnde Erfahrungen mit Olympia: 2008 als 19-Jähriger Überraschungssilber mit Klein, 2012 bei Spielen ohne deutsche Wassersprung-Medaille als Vierter vom Drei-Meter-Brett knapp an Edelmetall vorbei. In Rio sollen vornehmlich die Männer die zweiten medaillenlosen Spiele seit 1988 verhindern – Hausding hat drei Chancen und ganz gute Erinnerungen an das Maria-Lenk-Sprungcenter.
Dort gewann er im Februar von Drei-Meter-Brett mit Stephan Feck nach dessen verletzungsbedingter Pause auf Anhieb den Weltcup. Bei der Olympia-Generalprobe mussten die Athleten sogar im Gewittersturm springen. «Wenn Klein/Hausding antreten, weiß die Konkurenz, egal ob Blitz oder Donner, sie bringen ihre Leistung. Sie sind mental sehr stark, das zeichnet sie aus», sagt Chefbundestrainer Lutz Buschkow über seine Vorzeigespringer. Und Hausding stellt mit seinen Nehmerqualitäten fest: «Wir Deutschen sind Wetterspringer.»
Fotocredits: Maurizio Gambarini
(dpa)