Was der Smog in China für Touristen bedeutet
Peking – Verstörend wirken die Fotos aus den chinesischen Megastädten, auf denen riesige Wolkenkratzer in Nebel zu verschwinden scheinen. Tatsächlich handelt es sich um Abgase.
Menschen schieben sich mit Masken durch die Straßen. Feinstaub und Luftverschmutzung sind ein riesiges Problem in China – auch für Touristen.
Der Smog ist ein Phänomen der Ballungsgebiete. In Peking, Shanghai und Hongkong ist die Feinstaubbelastung am stärksten. Gleichzeitig zählen die Metropolen zu den beliebtesten Urlaubszielen in China. Und die gespenstischen Bilder des Smogs sind keine gute Werbung.
Laut chinesischem Fremdenverkehrsbüro reisten im vergangenen Jahr insgesamt 627 000 Deutsche nach China. Die Zahl ist seit Jahren relativ konstant. Eine Auswirkung des Smogs auf die Einreisezahlen habe man nicht feststellen können. Das sagt aber noch nicht viel: Die Zahlen umfassen auch Geschäftsreisende, für die der Smog kein Argument ist, eine Reise zu unterlassen.
Touristen werden durchaus abgeschreckt. Beim Veranstalter Dertour waren die Buchungen in den vergangenen Jahren rückläufig, derzeit gebe es wieder einen Aufschwung. Das Thema Smog sei in den Medien sehr präsent. «Dadurch leidet auch die Attraktivität Chinas als Reiseland», erklärt der Rundreise-Spezialist.
Stefanie Meinhardt vom Reiseanbieter China Tours sieht dagegen keine Auswirkungen auf die Reisezahlen. Doch die Umweltverschmutzung in China spiele bei der Buchung schon eine Rolle. «Wir werden immer wieder nach dem Smog gefragt», sagt Meinhardt.
Diese Nachfragen sind nachvollziehbar – Smog ist gefährlich. Bei Windstille und Trockenheit ist der Luftaustausch gering, die Luft wird aufgeheizt, und der Anteil der Feinstaubpartikel vergrößert sich immer weiter. Sandstürme können das Phänomen noch verstärken.
Einige Teilchen in der Luft werden durch die Flimmerhärchen der Atemwege aufgehalten. «Die Partikel im Smog sind aber so klein, dass sie die Schutzmechanismen des menschlichen Körpers unterlaufen», erklärt Michael Barczok, Pneumologe aus Ulm.
Die Schleimhäute werden durch den Feinstaub massiv angegriffen. Erste Symptome können Reizhusten, Schwellungen der Atemwege oder Atemnot sein. Auch Langzeitfolgen sind nicht auszuschließen: Die Partikel können sogar Blutgefäße durchschlagen. «Das kann zu verschleppten Entzündungen oder einem Herzinfarkt führen», sagt der Fachmann.
Schützen kann sich der Mensch vor den Partikeln kaum. «Ein Mundschutz ist sinnlos», sagt Barczok. Nur echte Feinstaubmasken können die kleinen Teilchen zurückhalten. Er empfiehlt Touristen, sich bei starkem Smog in Gebäuden aufzuhalten und große Aktivitäten zu vermeiden. Wer starke Atemprobleme hat, kann entzündungshemmende Steroide inhalieren. «Wir können Feinstaub nicht behandeln, wir können ihm aber aus dem Weg gehen», sagt der Experte.
Also am besten einen großen Bogen um Peking machen? Nein. Von Reisen in die chinesischen Großstädte rät der Mediziner nicht grundsätzlich ab. Bei kurzen Aufenthalten seien die Risiken überschaubar.
Der Faktor Jahreszeit hilft ebenfalls dabei, Risiken zu verringern. Die Smogbelastung in China ist im Winter besonders stark, weil die Menschen nur dann mit Kohleöfen heizen dürfen. Im Winter ist China als Reiseland wegen der niedrigen Temperaturen aber ohnehin nicht beliebt. Die meisten Touristen kommen im Frühjahr und im Herbst. Nur ein Bruchteil aller Rundreisen sei vom Smog betroffen, so Dertour.
Die meisten Reisenden bleiben zwischen zwei und vier Wochen im Land. «Die Rundreisen verbinden dabei immer die Städte mit der Natur in China», sagt Meinhardt. Aufgrund der internationalen Flughäfen sei ein Besuch in den Metropolen im Prinzip schwer vermeidbar. Probleme mit dem Feinstaub kann es dort auch in der warmen Jahreszeit geben.
China hat erkannt, dass der Smog ein Problem ist. Und so weist das Fremdenverkehrsbüro auf die verschiedenen Maßnahmen des Landes gegen die Luftverschmutzung hin. Besonders schwefelhaltige Kohle zum Beispiel wurde verboten. «Um den Schadstoffausstoß von Frachtschiffen zu mindern, wurden in den wichtigsten Hafenregionen Schutzzonen errichtet», erklärt Sprecherin Christine Koriath.
Gleichzeitig fördert die Regierung den Tourismus stark. Bis 2020 sollen umgerechnet rund 271 Milliarden Euro (2 Billionen Yuan) investiert werden – unter anderem für mehr Fahrradwege und eine umweltfreundlichere Infrastruktur.
Fotocredits: Rolex Dela Pena
(dpa/tmn)