Warum es USA-Reisen derzeit schwer haben
Denver – Tourismus ist Austausch, Gastfreundschaft und Völkerverständigung – vor allem aber ein gutes Geschäft. Das ist in diesem Jahr die Botschaft der US-amerikanischen
Reisemesse IPW (19. bis 23. Mai) in Denver.
Diese Bewertung liegt offensichtlich an Donald Trump, dem Geschäftsmann im Präsidentenamt. Während viele Touristiker den Mann im Weißen Haus vor einem Jahr kaum beim Namen nannten, zeigt die U.S. Travel Association nun sogar ein kurzes Video, in dem Trump sagt: «America is open for business» (Amerika ist offen für Geschäfte). Ein Slogan, den sich die Reisebranche zu eigen macht. Sie will ihrem Präsidenten vor Augen führen, wie wichtig der Tourismus für die heimische Wirtschaft und die Jobs ist. Ob dies als Willkommensbotschaft reicht, ist offen. In diesem Jahr sieht es mit dem USA-Geschäft vieler deutscher Reiseveranstalter nicht so gut aus.
Bei Dertour liegen die Buchungen für den Sommer 2018 im Vergleich zum Vorjahr zweistellig im Minus. Tui rechnet damit, nicht die Zahlen von 2017 erreichen zu können, was für den Veranstalter allerdings auch ein sehr gutes USA-Jahr war. Der Spezialist Canusa liegt drei bis vier Prozent im Minus, wobei es bis zum vergangenen Dezember noch düsterer aussah. America Unlimited berichtet von einem Minus von fünf Prozent. Lediglich FTI verzeichnet nach eigenen Angaben bislang ähnlich viele Buchungen wie im Vorjahr.
Die Zurückhaltung vieler deutscher Urlauber allein auf Trump zu schieben, greift zu kurz. Die Ursachen sind vielfältig. Da ist zum einen der Wechselkurs. Anfang 2017 bekam man für einen Euro gerade einmal um die 1,05 Dollar. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde der Euro zunehmend stärker: Anfang 2018 war ein Euro mehr als 1,20 Dollar wert. Mancher Reiseveranstalter hatte sich die Hotelzimmer in den USA für den Urlaub 2018 aber zu einem ungünstigen Kurs eingekauft. «Der Rückgang in diesem Sommer ist den Preisen geschuldet», sagt etwa Robin Brückner, bei Tui für Nordamerika-Reisen verantwortlich ist. Das gleiche Argument nennt Per Illian, Produktmanager bei Dertour. Wer kurzfristig ohne Veranstalter buchte, kam womöglich günstiger weg.
Timo Kohlenberg, Geschäftsführer von America Unlimited, weist jedoch darauf hin, dass der Dollar auch schon vor der Wahl Trumps sehr stark gewesen sei. Von daher könne dies nicht das Argument gewesen sein, den USA den Rücken zu kehren. Das Minus sei stark politisch motiviert gewesen. «Wir führen das auf Trump zurück.»
Trump trage nicht gerade zu einem positiven Image des Landes bei, sagt Illian. «Das strahlt schon ab.» Durch Umfragen lässt sich der «Trump-Effekt» allerdings nur schwer belegen.
Fest steht: Die Insolvenz von Air Berlin hat sich auf jeden Fall negativ auf USA-Reisen ausgewirkt. Vor ihrem Aus warb die Fluggesellschaft noch mit dem Slogan «We fly USA» – und hatte besonders viele und vor allem günstige Verbindungen im Angebot. Diese Routen fielen zunächst weg, bis andere Carrier einsprangen.
«Das Aus der Air Berlin hat in Florida große Lücken gerissen», sagt Illian. Die Airline sei für viele Reisende eine Alternative zur teureren Lufthansa gewesen. «Es gab so etwas wie den Air-Berlin-Kunden, gerade von Düsseldorf aus.»
Hinzu kam im Spätsommer 2017 Hurrikan «Irma», der zuerst in der Karibik schwere Verwüstungen anrichtete und dann auf das amerikanische Festland traf. «Das hatte einen enormen Einfluss auf Florida», sagt Illian. Der «Sunshine State» habe besonders viele Gäste aus Deutschland verloren. «Der Hurrikan hat Unsicherheit reingebracht», sagt Negro.
Airline-Pleiten und Naturkatastrophen liegen nun aber in der Vergangenheit. Jetzt könnte der attraktive Dollarkurs für viele Urlauber wieder ein Argument für die USA sein – gerade auch für Reisende, die individuell reisen und kurzfristig buchen.
Und was ist mit Mister President? «An Trump hat man sich mittlerweile gewöhnt. Jetzt stehen Land und Leute wieder mehr im Fokus», glaubt Kohlenberg. Es gehe darum, dass die USA wieder in erster Linie als Reiseland wahrgenommen werden, sagt Krause-Dünow. Dass die Deutschen sich an Trump gewöhnt hätten, sei eine gute Entwicklung – rein aus geschäftlicher Sicht.
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(dpa/tmn)