Warm durch Herbst und Winter radeln
Göttingen – Warme Kleidung allein hält Sie in der kalten Jahreszeit auf dem Rad zwar zunächst angenehm warm. Doch wer mit zu dicken oder den falschen Klamotten ins Schwitzen kommt, kann frieren und holt sich vielleicht gerade beim Pendeln auf längeren Strecken eine Erkältung. Dass muss nicht sein – radeln Sie als Zwiebel.
Wie das genau funktioniert, erklärt Alexander Giebler vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Für’s sogenannte Zwiebelprinzip rät er zu Funktionsunterwäsche direkt auf der Haut.
«Die transportiert die Feuchtigkeit vom Körper weg.» Meist besteht sie aus Kunstfasern wie Nylon, bei günstigeren Modellen auch aus Polyester. Es gibt auch Mischgewebe. «Gute Wäsche mit dieser feuchtigkeitsregulierenden Funktion beginnt bei etwa 50 Euro.»
Merinowolle kann gute Alternative sein
«Auf Baumwolle verzichten Sie aber besser», sagt Giebler. Denn die saugt die Feuchtigkeit zwar auf, hält sie aber am Körper. Merinowolle dagegen eigne sich gut. «Diese Naturfaser fängt anders als Kleidung aus Kunstfaser auch nicht irgendwann an zu müffeln. Und das ist gut für den Weg zur Arbeit», nennt Giebler einen weiteren Vorteil. Viel teurer als gute Kunstfaserunterwäsche müsse sie auch nicht unbedingt sein.
Als zweite Schicht setzen Winteradler auf wärmende Isolierung, etwa auf einen Fleece-Pullover. Auch der hat eine feuchtigkeitsregulierende Funktion, um – anders als der klassische Baumwollpulli – die Feuchtigkeit der unteren Schicht weiterleiten zu können. Gute Pullis kosten in etwa 80 bis 100 Euro.
Achselfrei für zügige Entlüftung
Abschließend kommt die Schicht gegen Wind und Wetter. Gegen einen kurzen Schauer hilft auch eine einfache Regenjacke. Die ist meist aber nicht atmungsaktiv und staut die aufkommende Feuchtigkeit an der Innenseite der Jacke.
Daher ist es besser eine Wind- und Regenjacke mit Membranfunktion zu nutzen. «Sie leitet die Feuchtigkeit nach außen, lässt aber keinen Wind oder Regen rein», erklärt Giebler. Solche Jacken starten ab 150 Euro. Profi-Tipp: Ein Modell mit Reißverschlüssen unter den Achseln. «Hier kann unterwegs schnell entlüftet werden, es dringt aber kein Regen ein, weil die Arme davor bleiben», sagt der Fahrradexperte.
Ohne starken Regen eignet sich auch eine Daunenjacke. Dann können Radler vorsorglich für leichte Schauer zusätzlich eine einfache Regenjacke in der Tasche als Notreserve mitnehmen.
Was ergänzt die Zwiebel?
Wer auch noch eine Regenhose tragen will, achtet beim Kauf darauf, dass sie sich möglichst komfortabel an- und ausziehen lässt. «Denn bei beginnendem Regen in eine zu enge Regenhose zu schlüpfen, ist nicht angenehm», sagt Giebler.
Bei Modellen ohne Membranfunktion ermöglichen seitliche Reißverschlüsse an den Beinen ein Belüften während längeren Fahrten, ganz ähnlich den Unterarm-Reißverschlüssen bei einer guten Regenjacke. Solche Hosen kosten in etwa 100 bis 150 Euro und ergänzen die Radler-Zwiebel.
«Die Zwiebel kann man grundsätzlich auch auf Socken, Mützen und Handschuhe anwenden», sagt Giebler. Man komme dabei zwar meist nicht dazu, drei Lagen übereinander anzuziehen. Für die Übergangszeit könne man bei den Handschuhen bei leichten Merino-Handschuhen beginnen. «Das wird dann auch nicht zu warm, wenn man sich morgens vielleicht noch unschlüssig ist, ob man welche anziehen möchte», sagt Giebler.
Wird ein zweiter mit Windschutzmembran darüber gezogen, bleibt bei Bedarf die Kälte draußen. Im Winter mit Schnee und eisiger Kälte helfen dann spezielle Thermo-Winterhandschuhe fürs Fahrrad. Wer Skihandschuhe nutzen will, sollte darauf achten, dass der Schnitt noch feingliedrig genug ist, um alle Hebel und Griffe am Lenker sicher nutzen können.
Was hält den Kopf im Winter warm?
Es gibt gleich mehrere Möglichkeiten, das Oberstübchen warm und trocken zu halten. So gibt es wärmende Tücher, Ohrwärmer, dünne Mützen und Überzüge, die sich auch unter dem Helm tragen lassen. Es gibt mittlerweile Helme, die ebenfalls ab Werk ein Winterkit mitliefern. «Wer gerade jetzt einen neuen Helm braucht, sollte darauf achten», sagt Giebler.
Gegen Wind und Regen schützt ein Helmüberzieher und ist auch der erste Schritt in der Übergangszeit. «Das bringt schon richtig viel», sagt der Fahrrad-Experte. Ein Tuch oder eine dünne Mütze als zusätzliche Isolation gegen Kälte können dann später bei Bedarf hinzukommen.
Haben wir was vergessen? Ah ja, die Füße
Meist reicht schon eine tiefe Pfütze, um herkömmliche Straßenschuhe des Radlers triefnass zu machen. In der kalten Jahreszeit wird das schnell ekelhaft. Der Klassiker zum Schutz sind wasserdichte Überzieher für die Schuhe.
«Und auch die probiert man im Laden aus», sagt Giebler und rät dazu, nicht die billigsten Modelle zu kaufen. Gamaschen mit Reißverschlüssen an der Ferse erweisen sich oft als praktisch, weil sie sich auch feucht bequem an- und ausziehen lassen.
Fotocredits: Robert Günther
(dpa/tmn)