«War schön, tut gut»: Erleichterung für Schmidt
Augsburg – Roger Schmidt lächelte hochzufrieden. Rechtzeitig vor dem Fußball-Festakt gegen Vorjahresfinalist Atlético Madrid in der Champions League kann der Trainer von Bayer Leverkusen wieder gelassener sein.
Dank des zweiten Bundesligasiegs nacheinander verstummt erst einmal die Kritik an dem 49-Jährigen. «Das war ein sehr schweres und intensives Spiel», sagte Schmidt nach dem 3:1 (2:0) gegen Lieblingsgegner FC Augsburg. «Jetzt freuen wir uns umso mehr auf die Champions League am Dienstag.»
Schmidt hat mit der Werkself in dieser Bundesligasaison weitgehend enttäuscht. Mit nun 30 Punkten sind die Rheinländer zwar immer noch nicht auf dem ersehnten Champions-League-Kurs, jedoch immerhin wieder auf dem Weg dorthin. «Das war eine überzeugende Leistung», meinte Bayer-Sportchef Rudi Völler. «Das war schön, tut gut.»
An dem Stimmungsaufheller hatte die in ihren besten Momenten unwiderstehliche Offensive um den zuvor lange verletzten Karim Bellarabi großen Anteil. «Ich glaube, dass er immer noch nicht der Karim Bellarabi ist, den wir von vor seiner Verletzung kennen. Er kommt aber Spiel für Spiel dahin», sagte Völler über den spielfreudigen Offensivmann, der in der 23. Minute das 50 000. Tor in der Historie der Fußall-Bundesliga erzielte.
Bellarabi hatte mehr als vier Monate wegen eines Sehnenrisses im Adduktorenbereich pausieren müssen, allmählich kommt er wieder auf Touren. «Ich freue mich, dass ich meine alte Fitness bekomme und wir wieder punkten und es langsam nach vorne geht», sagte er.
Bellarabi ist aber nur ein elementarer Baustein im Angriff. Javier «Chicharito» Hernández (40./65.) besorgte die weiteren Leverkusener Treffer, der erst 17-jährige Kai Havertz gab für das 1:0 und 3:1 die Vorlagen.
«Im Moment schwebt er auf einer kleinen Wolke», sagte Völler über den Youngster und verglich ihn vom Spieltypus mit Nationalspieler Mesut Özil. Da sei «dieses Selbstverständliche, den Ball zu streicheln, einfache Dinge in voller Gelassenheit vorzubereiten», beschrieb Völler seine Klasse. «Er hat eine Gabe mit seinem linken Füßchen, er hat eine Ballbehandlung, die ist sensationell.»
Schmidt ist auf seine Entdeckung stolz. «Er ist ein technisch sehr versierter Spieler, sehr schnell im Kopf, handlungsschnell», lobte der Bayer-Coach die Qualitäten von Havertz. «Es ist für uns alle überraschend, dass er so schnell Fuß fasst.»
Auf Stabilität sind die Leverkusener indes in der Defensive angewiesen. Nicht zuletzt das Innenverteidiger-Paar Tin Jedvaj und Aleksandar Dragovic leistete sich teilweise haarsträubende Stellungsfehler, die der starke Torwart Bernd Leno wettmachen musste. «Er hat Leverkusen super im Spiel gehalten», lobte der Augsburger Manager Stefan Reuter den 24-Jährigen. Die ersten 15 bis 20 Minuten nach der Halbzeit wankte Bayer bedenklich. In dieser Phase fiel auch das Anschlusstor durch Dominik Kohr (60.).
Der Einsatz von Mittelfeldstabilisator Lars Bender gegen Atlético wäre ebenfalls wichtig. Eine Minute vor dem Pausenpfiff musste der Kapitän gegen Charles Aranguiz wegen muskulärer Beschwerden im Oberschenkel ausgewechselt werden. «Zwecks Vorsicht bin ich vom Platz gegangen», berichtete Bender. Die Kraftprobe mit den Madrilenen will er sich aber natürlich nur ungern entgehen lassen.
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(dpa)