Völlers Profil passt voll auf Tuchel

Leverkusen (dpa) – Das Profil, das Sportchef Rudi Völler im ZDF-«Sportstudio» erstellte, klang wie eine Job-Ausschreibung für Thomas Tuchel.

Der neue Trainer solle im Idealfall jung, aber schon erfahren sein. Er müsse unbedingt Deutsch sprechen. Er dürfe, ja müsse sogar unbequem sein. Und wenn er noch irgendwo unter Vertrag stehe, sei das nicht zwangsläufig ein Hindernis.

Eine Lösung der Trainerfrage erwartete Völler (vom vergangenen Samstag aus gerechnet) «in zwei bis drei Wochen». Bis dahin könnte die von vielen erwartete Trennung Borussia Dortmunds von Tuchel vollzogen sein. Die konkrete Nachfrage nach Tuchel beantworte Völler mit den üblichen Floskeln, ein Dementi gab es nicht: «Dass spekuliert wird, ist ganz normal. Wir können uns nicht dagegen wehren.»

Dass Tuchel auf der Bayer-Liste steht, ist angesichts der Ansprüche und scheinbar verfahrenen Situation in Dortmund logisch. Und es ist davon auszugehen, dass der 43-Jährige, der 2014 schon einmal im Gespräch war, zumindest eine Wunschlösung der Bayer-Bosse ist. Tuchels Berater Olaf Meinking erklärte der dpa zuletzt, dies sei «kein Thema. Thomas Tuchel hat einen Vertrag für die nächste Saison beim BVB.»

Bayer spekuliert wohl darauf, dass sich dies bald ändern könnte. Ob in die Sache Tuchel wirklich Bewegung kommt, entscheidet sich erst nach dem DFB-Pokalfinale am Samstag zwischen dem BVB und Eintracht Frankfurt. Die Borussia hat eine Aussprache der Verantwortlichen für die Zeit nach dem letzten Saisonspiel bereits angekündigt.

Natürlich verfolgt Bayer mehrere Spuren. Viele ausländische Trainer haben sich laut Völler beworben. Und: Leverkusen hat nach vielen Champions-League-Teilnahmen international einen ausgezeichneten Ruf. Doch ein Coach ohne Deutsch-Kenntnisse wäre nach Ansicht des Sportchefs «bei unserer jungen Mannschaft fatal».

Peter Bosz (53) ist Niederländer, spricht aber perfekt Deutsch. Und vor allem entwickelte er bei Ajax Amsterdam zahlreiche Talente, nie zuvor stand eine solch junge Mannschaft in einem Europa-League-Finale, das Ajax am Mittwoch mit 0:2 gegen Manchester United verlor. Bosz‘ Verein Amsterdam erklärte auf dpa-Anfrage lediglich, man beteilige sich nicht an Spekulationen.

Eine weitere Spur führt zu David Wagner (45). Doch der frühere Coach der 2. BVB-Mannschaft und Trauzeuge von Jürgen Klopp spielt am Sonntag mit dem englischen Zweitligisten Huddersfield Town noch um den Aufstieg in die Premier League.

Eintracht-Coach Niko Kovac (45), der von 1996 bis 1999 bei Bayer spielte, ließ sich schon vor dem Pokalfinale gegen Dortmund von der Liste streichen. «Ich habe noch zwei Jahre Vertrag und bleibe hier», stellte der Kroate klar.

Auch Domenico Tedesco (31), der Zweitligist Erzgebirge Aue aus schwieriger Lage zum Klassenverbleib führte, beteuerte kürzlich, es gebe «absolut keinen Kontakt». Die ebenfalls gehandelten Martin Schmidt (50) und Bernd Hollerbach (47) wären zwar sofort verfügbar, sind aber gerade erst wegen Erfolglosigkeit in Mainz und Würzburg beurlaubt worden.

Bliebe noch Lucien Favre (59/Nizza), der grundsätzlich bei Bayer sicher auch hoch im Kurs stünde. Doch der Schweizer, der schon bei Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach erfolgreich in der Bundesliga arbeitete, soll nach Medienberichten zum BVB tendieren.

Fotocredits: Federico Gambarini

(dpa)
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