Videobeweis: Massive Probleme nach guter Premiere

München – Nach der gelungenen Premiere beim Eröffnungsspiel haben massive Probleme mit dem Videobeweis für Verärgerung bei der DFL gesorgt. «Für die DFL ist diese Situation nicht hinnehmbar», hieß es in einer Mitteilung der Deutschen Fußball Liga.

Bei den Partien TSG Hoffenheim gegen Werder Bremen und Hertha BSC gegen VfB Stuttgart kam der Video-Assistent erst mit Beginn der zweiten Halbzeit zum Einsatz. Bei der Partie Hamburger SV gegen FC Augsburg fiel das technische Hilfsmittel ganz aus. Zudem stand bei keinem Spiel die zur Unterstützung bei Abseitsentscheidungen vorgesehene kalibrierte Hilfslinie zur Verfügung.

Nach den vorherigen Problemen beim Supercup zwischen Meister Bayern München und Pokalsieger Borussia Dortmund Anfang des Monats kündigte die DFL für Anfang der Woche ein Gespräch mit der Geschäftsführung des Dienstleiters Hawkeye in Frankfurt an.

«Dabei sollen die Hintergründe der technischen Schwierigkeiten schonungslos offengelegt und die Konsequenzen für das weitere Vorgehen besprochen werden», teilte die DFL weiter mit.

Dabei hatte das neue technische Hilfsmittel im Eröffnungsspiel der 55. Bundesliga-Saison zwischen den Bayern und Bayer Leverkusen am Freitagabend noch tadellos funktioniert. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte die Münchner Arena kurz vor Mitternacht rundum glücklich verlassen, weil das Pilotprojekt Videobeweis aus seiner Sicht optimal funktioniert hatte. «Wir Schiris sind nicht perfekt, wir machen Fehler. Und wenn sie dann so korrigiert werden – wunderbar», lautete das Fazit des 36 Jahre alten Unparteiischen aus Hamburg nach dem 3:1 des FC Bayern gegen Bayer 04 Leverkusen.

Auch der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga bewerteten die Bundesliga-Premiere des Videoassistenten positiv. «Wir sind mit dem Ablauf des Eröffnungsspiels zufrieden», sagte Hellmut Krug, DFB-Schiedsrichter-Manager und Projektleiter Videoassistent. «Wir kamen bei der Bewertung der relevanten Szenen zu einer schnellen und präzisen Entscheidung», meinte Krug laut Mitteilung des DFB und der DFL am Samstag. Die intensive Vorbereitung habe sich ausgezahlt.

In der Bundesliga klappte am Freitagabend kurz nach der Pause beim ersten Ernstfall noch alles. Stieler hatte auf dem Spielfeld eine strafbare Handlung des Leverkuseners Charles Aranguiz an Robert Lewandowski nicht eindeutig wahrgenommen. «Ich bin auf dem Ball geblieben und habe mir die Flanke angeschaut. In meinem Rücken wird Lewandowski gehalten», schilderte Stieler seine Sicht auf die Aktion im Strafraum. «Vom Gefühl her war da was, war es nicht ganz sauber. Aber ein Elfmeter muss für mich hundertprozentig sein.»

Stieler nahm über sein Headset sofort Kontakt zu Videoassistent Jochen Drees auf, der am Bildschirm in Köln die Szene automatisch überprüfen musste, weil es sich um einen Vorfall im Strafraum handelte. «Wir kamen dann rasend schnell zu der richtigen Erkenntnis, dass ein Haltevergehen vorlag und es Strafstoß für Bayern München geben muss», berichtete Stieler. Laut DFB dauerte der komplette Vorgang vom Foul bis zum Elfmeterpfiff 36 Sekunden. «Das ist genau die Situation, wo der Videoassistent helfen kann, den Fußball gerechter zu machen», sagte Stieler.

Der Helfer am TV-Schirm kann dem Referee den Job etwas erleichtern. Nicht nur die Überprüfung der vier korrekten Tore verlief am Freitag schnell und praktisch unbemerkt ab. «Wir wurden sehr gut vorbereitet, wir haben ein Jahr trainiert. Es war schon nahe an der Perfektion, würde ich sagen», erklärte Stieler: «Es ist eine super Sache für den Fußball und uns Schiedsrichter.» Wenn sie funktioniert.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)

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