VfB steht gegen kriselnde Sechziger unter Druck
Stuttgart (dpa) – Für den VfB Stuttgart und den TSV 1860 München steht bei der Neuauflage des einstigen Süd-Schlagers enorm viel auf dem Spiel.
Die inkonstanten Schwaben müssen nach dem demütigenden Dresden-Debakel die Wende schaffen, um nicht den Anschluss an die Aufstiegsränge zu verlieren. Den schon wieder schwer kriselnden Bayern droht im Fall der nächsten Schlappe am Freitag sogar der Absturz ans Tabellenende der 2. Fußball-Bundesliga und ihren Trainer Kosta Runjaic im schlimmsten Fall der Rausschmiss.
Deshalb herrscht bei beiden Traditionsclubs vor dem ersten Kräftemessen seit über zwölf Jahren eine eher angespannte Stimmung. «Jeder weiß, dass die Leistung in Dresden Mist war. Wir tun alles dafür, dass wir am Freitag besser Fußball spielen. Wir werden dafür an allen Schrauben drehen», kündigte der junge VfB-Coach Hannes Wolf Konsequenzen wegen der 0:5-Klatsche an. «Es liegt an uns, dass wir aus dem Spiel in Dresden etwas lernen. Uns ist bewusst, dass uns ein solcher Auftritt nicht mehr passieren darf.»
Wolf muss nach seiner ersten Pleite in der dritten Partie bei den Profis im Fall eines Scheiterns gegen die «Löwen» persönlich keine Konsequenzen befürchten. Für seinen Kollegen geht es indes auch um den Arbeitsplatz. «Wir wissen, wie das hier läuft. Ich werde mein Bestes geben», erklärte Runjaic illusionslos. Aus den zurückliegenden fünf Spielen holten die auf Platz 14 abgestürzten Münchner nur einen Zähler. Damit liegen sie weit hinter ihren hochgesteckten Zielen.
In den vergangenen vier Jahren reagierten die Clubverantwortlichen darauf immer nach dem selben Strickmuster: Jeweils noch vor November musste der Trainer gehen. Runjaic könnte die Nummer fünf in dieser Entlassungsserie werden, auch wenn Sportchef Thomas Eichin beschwichtigend urteilte: «Das hat auch nicht viel gebracht.»
Was die von Runjaic angekündigten personellen Änderungen bringen, wird sich am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) erweisen. Der Coach appellierte vor diesem Schlüsselspiel zudem drastisch an die Ehre seiner verunsicherten Schützlinge. Trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle stünden noch genügend Profis zur Verfügung, «die sich verdammt noch mal den Arsch aufreißen können».
Schonungslos und klar arbeitete Wolf während der Woche den desaströsen Dresden-Auftritt seiner Truppe auf. «Unser Training läuft konstant, nur die Ansprache hat sich verändert», erklärte der 35-Jährige. «Wir haben die Dinge sehr offen angesprochen.»
Dass Wolf seine Startformation ebenfalls völlig umkrempelt, erscheint eher unwahrscheinlich. Fest steht nur, dass der defensive Mittelfeldmann Hajime Hosogai wegen eines gebrochenen kleinen Zehs ausfällt. Stürmer Simon Terodde steht nach auskuriertem Muskelfaserriss wieder im Kader.
Unabhängig von den ganzen Rückschlägen und mäßigen Leistungen zieht der Klassiker noch immer die Massen an. Über 54 000 Zuschauer werden erwartet, womit wenigstens die Kulisse erstliga-würdig ist.
Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)