Verletzt, gesperrt, zu schwach: Stars die bei Olympia fehlen
Pyeongchang – Felix Neureuther hat seinen Frieden mit der verpassten Olympia-Chance gemacht. Deutschlands Skistar erfreut sich an seiner Tocher Matilda und vergisst so problemlos die Schmerzen nach seinem Kreuzbandriss und dem Olympia-Aus.
Im olympischen Dorf in Pyeongchang fehlen neben den gesperrten oder nicht eingeladenen russischen Sportlern noch einige andere Hochkaräter. Allen voran die Eishockey-Millionäre aus der nordamerikanischen Profiliga NHL.
DIE NHL-STARS
Die Winterspiele haben ihre größte Attraktion verloren. Seit 1998 pausierte die NHL stets und gab ihre Weltstars für Olympia frei. Die Millionäre freuten sich alle vier Jahre wie kleine Kinder auf das größte Sport-Spektakel und sorgten für unvergessene Momente. 2010 etwa, als der weltbeste Profi Sidney Crosby Kanada in der Final-Overtime zur Goldmedaille gegen die USA schoss. «Diese Chance kommt für viele nur einmal im Leben», sagte Alexander Owetschkin von den Washington Capitals. Der Russe ist ein weiterer Weltstar, der sich nur schwer mit der NHL-Weigerung abfinden kann.
Während andere Nationen immer noch über ein immenses Repertoire an hochtalentierten Spielern verfügen, trifft der Olympia-Boykott der NHL vor allem Bundestrainer Marco Sturm hart. Die jüngsten Erfolge des Nationalteams hingen vor allem auch mit dem Mitwirken der NHL-Spieler zusammen. Die Chance auf Olympia bleibt nicht nur dem besten deutschen Profi, Leon Draisaitl, verwehrt. Auch Tom Kühnhackl, der Deutschland im Qualifikationsturnier 2016 zurück zu Olympia geschossen hatte, muss zuschauen. «Ich würde gerne mein Vater sein, bei Olympia 1976 in Innsbruck», sagte der Sohn des damaligen Bronzemedaillengewinners Erich Kühnhackl – trotz seiner bereits zwei Stanley-Cup-Titel mit den Pittsburgh Penguins.
FELIX NEUREUTHER
Familie statt Olympia. Im Oktober wurde Deutschlands größter Skistar Vater von Tochter Matilda. Kurz vor Weihnachten kam dem 33-Jährigen die freie Zeit während seiner Kreuzbandverletzung recht – er feierte Hochzeit mit Miriam Gössner. «Meine Tochter macht mich wirklich um einiges glücklicher, als mich jede Medaille hätte machen können», sagte Frau Neureuther kürzlich.
«Für uns und für mich es perfekt, so wie es jetzt ist.» Die ehemalige Biathletin ergänzte: «Für die deutschen Athleten ist es natürlich schade.» Mit dem Comeback will sich Felix Neureuther Zeit lassen: «Mir läuft die Zeit nicht davon. Ob ich im Juni, Juli oder August auf Ski stehe, ist für mich nicht von so großer Bedeutung.»
SEVERIN FREUND
Einen Kreuzbandriss erlitt auch der Team-Olympiasieger im Skispringen von 2014, Severin Freund. Nun muss er zuschauen, ob seine Teamkollegen um Richard Freitag, Andreas Wellinger und Co. wie erhofft in Pyeongchang Gold verteidigen können. Er selbst steht seit gut einem Monat wieder auf Langlaufski und treibt seine Reha voran.
Ein frühzeitiges Comeback hatte Freund stets ausgeschlossen. Erst im kommenden Sommer wolle er wieder von der Schanze springen. «Was das dann genau für ein Datum ist, ist nicht entscheidend. Ich will mir keinen Druck machen.» In der sportfreien Zeit absolviert er die letzten Kurse seines Studiums im fränkischen Ansbach und bereitet seine Bachelorarbeit vor. Sein nächstes großes Ziel ist die nordische Ski-WM 2019 in Seefeld.
LISA ZIMMERMANN
Einen Kreuzbandriss erlitt auch die Ski-Freestylerin. Mit dem Umgang damit verärgerte Zimmermann den Deutschen Skiverband aber richtig. «Man kann doch nicht einen Kreuzbandriss nicht operieren, den ganzen Sommer nichts tun, sich kurz vor Weihnachten ein bisserl auf die Ski stellen und dann sagen, ich fahre zu Olympia. Das hat mit Profisport nichts zu tun», sagte Alpinchef Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir haben ihr jede Unterstützung angeboten. Wir hätten mit einer Orthese viel schaffen können, hätten ihr ein ganzes Programm zusammengestellt. Aber das wollte sie alles nicht.» Die 21 Jahre alte Slopestyle-Weltmeisterin von 2015 rechtfertigte sich: «Natürlich hätte ich große Lust gehabt, mit dabei zu sein, aber das wäre einfach ein zu großes Risiko.»
OLE EINAR BJÖRNDALEN
Auch der erfolgreichste Winter-Olympionike fehlt. Der 44 Jahre alte Rekord-Weltmeister und Weltcupsieger (94 im Biathlon, 1 im Langlauf) wurde von Norwegen nicht nominiert. Björndalen reagierte enttäuscht: «Ich glaube, ich hätte in Form kommen können bis Olympia.» Als Betreuer seiner weißrussischen Ehefrau Darja Domratschewa darf er aber dennoch nach Pyeongchang reisen.
GABRIELA KOUKALOVA
Auch Tschechiens Biathlon-Superstars hat es nicht geschafft. Die 28-Jährige wurde aufgrund anhaltender Probleme mit der Wadenmuskulatur nicht nominiert. Laura Dahlmeier hat damit eine Konkurrentin weniger. «Mein Traum von Olympia ist zerflossen», sagte die tschechische «Sportlerin des Jahres» 2017. «Aber man sollte keine Tragödie daraus machen. Es gibt viel schlimmere Dinge auf der Welt, als dass ich die eine Saison auslassen muss.»
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(dpa)