Vergleich mit Premier League: «Bundesliga funktioniert»
Düsseldorf – Nüchtern im Ton, aber ein wenig wehmütig in den Worten blickte Karl-Heinz Rummenigge zurück. «Wir hatten jetzt wunderbare sechs Jahre», sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München beim Branchenkongress SpoBis in Düsseldorf.
Sechsmal waren die Münchner Meister – meist lange vor dem letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga. «Aber es wird schwieriger», sagte er nicht nur mit Blick auf die laufende Saison, in der sein Club sechs Punkte hinter Tabellenführer Borussia Dortmund liegt.
Führende Club-Vertreter sehen in der Spannung ein Plus für die Bundesliga – auch im Vergleich zu England. «Wir haben an der Spitze einen Kampf, wir haben einen Kampf um die internationalen Plätze und einen gegen den Abstieg», sagte Fredi Bobic, der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, und trat dem verbreiteten Urteil entgegen, die englische Liga sei spannender als die deutsche: «Man City und Liverpool sind oben – ich sehe das nicht als spannend an. Die Schere geht dort auch weiter auseinander.»
Die Bundesliga präsentierte sich in Düsseldorf vital, selbstbewusst und scheut vor den englischen Wochen in Europas Königsklasse den Vergleich mit der Premier League nicht. Schalkes Sportvorstand Christian Heidel sagte: «Die Bundesliga funktioniert. Der Unterschied zu anderen großen Ligen ist, dass sie gesund ist.» Sein Berliner Amtskollege Michael Preetz warnte davor, «unser eigenes Produkt schlechtzureden». Er betonte vielmehr: «Es fallen sehr viele Tore, wir haben die fantastischsten Zuschauerzahlen Europas.»
Allerdings liegt die Bundesliga nach Wirtschaftskraft deutlich hinter der Premier League. Laut der jüngsten Studie des Beratungsunternehmens Deloitte dominierten die Engländer mit einem Umsatz von 5,3 Milliarden Euro den europäischen Fußballmarkt 2016/17 deutlich vor der spanische Primera División mit einem Gesamtumsatz von 2,9 Milliarden Euro und der Bundesliga mit 2,8 Milliarden Euro.
Angesichts der rasanten Entwicklung der Branche insgesamt beschleicht Bobic und Heidel aber auch die Sorge, dass «die Blase platzen» könnte. «Wir müssen davor aber keine Angst haben», sagte der Frankfurter. «Wir sind gut aufgestellt.» Heidel betonte: «Wir werden im Ausland in ganz hohem Maße dafür anerkannt, dass unsere Vereine top geführt sind.»
Ex-Nationalspieler Matthias Sammer ließ ebenfalls Zweifel an der dauerhaften wirtschaftlichen Kraft auf der Insel durchblicken, als er sagte: «England verändert sich dramatisch in meinen Augen.» Mit Blick auf Trainer Guardiola, den der damalige Bayern-Sportvorstand Sammer in München erlebte, sagte er: «Ich kenne Pep sehr gut, weiß, was er zwischendurch für Wünsche hatte. Und ich sehe Manchester City jetzt und weiß, dass da nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen konnten.» Fraglich ist zudem, welche Auswirkungen der Brexit auf die Entwicklung der Premier League hat.
Für eine Schwäche des englischen Vereinsfußballs nannte Bobic ein weiteres Anzeichen: «Mir wurden in den vergangenen Tagen viele Spieler aus England angeboten. Die Clubs dort müssen ihre Kader ausdünnen.» Rummenigge sieht indes keinen dauerhaften Trend darin, dass die Premier-League-Clubs junge Spieler in die Bundesliga abgeben. «Den Engländern wird diese Entwicklung jetzt bewusst.» Ihnen würde jetzt klar, dass sich deutsche Vereine mit dieser Strategie zu Konkurrenten für sie entwickeln könnten. Deshalb würden sie dieses Tor bald wieder schließen.
Fotocredits: Roland Weihrauch
(dpa)