US-Team vor K.o.-Runde: Fünf Siege, aber kein Rio-Glanz
Rio de Janeiro – Von einem Dream Team sind die US-Basketballer in Rio de Janeiro noch weit entfernt. Obwohl die NBA-Stars als einzige Mannschaft ohne Niederlage im Olympia-Viertelfinale stehen, lassen Kevin Durant & Co. den Glanz früherer Zeiten vermissen.
«Die USA spielen ohne Zusammenhalt und Aufmerksamkeit», ätzte «Sports Illustrated» nach dem 100:97 gegen Frankreich zum Vorrundenabschluss. «Ihr überlegenes Talent beeindruckt nicht und jagt keinem respektablen Gegner mehr Angst ein.»
Seit dem peinlichen Auftritt bei den Sommerspielen 2004 mit drei Niederlagen und nur Bronze hatten die US-Teams zweimal die Welt dominiert. 2008 gewannen die Amerikaner ihre Partien im Schnitt mit 28 Punkten Vorsprung, 2012 waren sie 32 Zähler pro Spiel besser – in Rio sind es lediglich 23. Gleich dreimal wurden die Spiele in Rio mit zehn Punkten oder weniger Differenz entschieden – so viele enge Partien waren es bei den vergangenen beiden Olympischen Spielen zusammen nicht.
Drei Gründe, warum das US-Team trotz des 50. Pflichtspielsiegs in Serie seinen Schrecken verloren hat:
FEHLENDE STARS: LeBron James, Stephen Curry, James Harden, Chris Paul, Russell Westbrook – alleine die prominentesten Absagen würden eine veritable All-Star-Truppe formen. Nachdem sich im Anschluss an das Debakel vor zwölf Jahren zahlreiche Anführer zum Nationalteam bekannten, haben im aktuellen Team lediglich Durant und Carmelo Anthony den absoluten Superstar-Status.
UNERFAHRENHEIT: Gleich zehn von zwölf Teammitgliedern erleben in Rio ihre ersten Olympischen Spiele, sechs US-Profis haben noch nie ein internationales Turnier bestritten. Gegen physisch agierende Teams wie Australien und Serbien zeigen sich besonders die jungen Stars von der Härte überrascht. «Sie spielen alle internationalen Basketball, wir lernen das erst noch», bekannte Coach Mike Krzyzewski. Dazu wirken überraschenderweise gerade die großen Spieler wie DeMarcus Cousins häufig noch überfordert; sie leisten sich Ballverluste und viele Fouls.
WELTWEITER AUFSCHWUNG: Die Zahl der ausländischen Profis in der NBA steigt stetig, bei Olympia staunen viele Gegner längst nicht mehr ehrfürchtig über die Spieler aus der besten Liga. «Es gibt so viel Talent überall auf der Welt – und sie zeigen es», sagte Flügelspieler Paul George nach der Partie gegen Frankreich. «Wir müssen herausfinden, wie wir gewinnen. Wir dominieren zeitweise, aber wir bekommen es noch nicht über volle 40 Minuten zusammen.»
Fotocredits: Jorge Zapata
(dpa)