Urlaub für Slomka, Arbeit für Tedesco: Junge Trainer gefragt
Stuttgart – Mirko Slomka macht gerade Urlaub auf Mallorca. Robin Dutt berät eine Firma für Videospiele. Armin Veh ist mal hier und mal da, aber meistens daheim in Augsburg. Und Peter Neururer steht auf dem Golfplatz, wenn er nicht gerade Vorträge hält.
Was die vier eint: Sie sind Fußballtrainer – ohne Anstellung. Die begehrten Jobs haben derzeit andere. Domenico Tedesco, 31 Jahre jung, trainiert erstmals einen Bundesliga-Club und dann gleich den FC Schalke 04. Julian Nagelsmann ist 29, arbeitet aber seit über einem Jahr erfolgreich als Coach von 1899 Hoffenheim. Auch Alexander Nouri von Werder Bremen ist mit 37 noch vergleichsweise jung. Um die sogenannten Erfahrenen wie Veh, Slomka und Co. ist es dagegen still geworden. Was sich schnell wieder ändern kann, glaubt Neururer.
«Was ist denn, wenn diejenigen, die gerade auf einer solchen Erfolgswelle schwimmen, mal ein paar Niederlagen erleben?», fragt Neururer, seit rund zweieinhalb Jahren ohne Trainerjob. Dann dürften auch sogenannte Feuerwehrleute, vielleicht sogar Neururer, wieder gefragt sein. Dann dürfte auch die Erfahrung eines Trainers wieder eine Rolle spielen. Oder verändern sich die Bedürfnisse im Trainergeschäft gerade grundsätzlich?
Nein, findet Frank Wormuth. «Die erfahrenen Trainer sind nicht aus dem Geschäft raus. Vor allem wenn ein Club in Abstiegsnot gerät», sagt der Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). «Dann werden auch Trainer wie Bruno Labbadia und Co. wieder eine Rolle spielen.»
Bereits zum zehnten Mal leitet Wormuth derzeit den Fußballlehrer-Lehrgang. In all den Jahren hat er die verschiedensten Trainer-Typen durch die Ausbildung begleitet. Nagelsmann, Nouri und Tedesco absolvierten erst im vergangenen Jahr die Prüfungen bei ihm. Hannes Wolf vom VfB Stuttgart hat die Lizenz schon länger, war vor seinem überraschenden Engagement beim VfB aber auch nur Experten bekannt.
«Die jungen Trainer werden in den Nachwuchsleistungszentren groß», sagt Wormuth. Ob sie nun eine U17, U19 oder die Profis trainieren, mache für Wolf und Co. von den Abläufen her gar keinen großen Unterschied. «Sie müssen sich nicht groß umstellen. Der größte Unterschied ist sicher die mediale Aufmerksamkeit.»
Ein Eindruck, den der neue Mainzer Trainer Sandro Schwarz bestätigt. Auf die Frage, inwiefern sich der Job als Profi-Coach von der Verantwortung für eine zweite Mannschaft unterscheidet, antwortete der 38-Jährige flapsig: «Ich kriege mehr SMS-Nachrichten.» Die rauen Seiten des umkämpften Geschäfts kennt auch Schwarz noch nicht.
«Man sollte auch abwarten, was passiert, wenn sie mal eine sportliche Krise mit ihren Vereinen erleben», sagt Wormuth mit Blick auf Nagelsmann, Nouri, Tedesco und Co. Es könnte also gut sein, dass Trainer wie Veh oder Labbadia ihre fußballerische Auszeit bald wieder beenden können.
Auch Peter Neururer gibt die Hoffnung noch nicht auf. Schließlich hat der 62-Jährige schon zahlreiche Clubs vor dem Abstieg gerettet. Und sollte ein Club in Not geraten, «setzt man nicht auf diejenigen, die sich mit solchen Situationen nicht auskennen, sondern auf die, die sich auskennen», sagt Neururer. So, wie er selbst.
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(dpa)