Unsitte im Profi-Fußball: Einfach mal die Arbeit verweigern

Leipzig – Das Streikrecht ist in der Arbeitswelt ein hohes Gut. Manch kickende Millionäre treten es mit Füßen. Ein anderer Verein lockt, noch mehr Geld lockt, das Problem ist nur: Es gibt noch einen Vertrag. Also wird provoziert.

Ousmane Dembélé machte das bei Borussia Dortmund bereits, immerhin ließ sich die Borussia für den streikenden 20-Jährigen 105 Millionen Euro vom FC Barcelona überweisen.

Und nun gibt es wieder mächtig Unruhe beim BVB, ausgelöst durch Pierre-Emerick Aubameyang. Sein Vertrag beim BVB ist gültig bis Mitte 2021. Will er raus aus dem Kontrakt? Weg vom BVB bis Ende dieses Monats? Drei Suspendierungen in 14 Monaten sind auf jeden Fall schon mal ein bemerkenswertes Auffälligkeits-Register.

Zuletzt blieb er auch noch ausgerechnet einer Sitzung der Mannschaft fern, in der es um Teamgeist und Saisonziele ging. Medienberichten zufolge sollen der FC Arsenal und Beijing Guoan Interesse haben. Der Club aus Peking soll dem Vernehmen nach bereit sein, 60 Millionen Euro zu zahlen.

Die Befürchtungen, er würde mit einem Trainingsstreik einen Vereinswechsel schon jetzt erzwingen könnte, erwiesen sich vorerst allerdings als hinfällig. Aubameyang kehrte am Montagnachmittag ins BVB-Training zurück.

Für die Vereine, bei denen die Profis (noch) unter Vertrag stehen, ist das eine schwierige Situation. Einen wichtigen Spieler wie den Stürmer aus Gabun gehen lassen? Wenn ja: Wo kommt gerade im Wintertransferfenster schnell adäquater Ersatz her? Selbst die Einnahmen aus einem ungewollten Wechsel sind keine Garantie für einen Nachfolger auf gleichem Niveau.

Oder sollte man einfach nicht nachgeben? «Falls sich ein Spieler bei uns aus dem Vertrag streiken wollte, würden wir sicherlich hart durchgreifen», sagte RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff zu Jahresbeginn in einem Interview zu dem allerdings nur hypothetischen Fall der «Bild»-Zeitung. «Ihn würden wir knallhart auf die Tribüne setzen. Auch wenn es sportlich weh tut. Aber dann verkaufe ich lieber ein Tribünen-Ticket weniger.»

Das ist die Konsequenz, wie sie die Leipziger auch bei Naby Keita zeigten. Einem vorzeitigen Abgang zum FC Liverpool erteilte der Verein in aller Klarheit und sogar schriftlich eine Absage. Keita und dessen Berater hätten das akzeptiert. Die «Süddeutsche Zeitung» nannte den begnadeten Techniker, dem am Samstag beim 3:1-Sieg gegen den FC Schalke 04 der Führungstreffer gelungen und dem nichts vorzuwerfen war, den «Anti-Dembélé».

Im Sommer vergangenen Jahres war der 35-Millionen-Euro-Tranfers von Torjäger Anthony Modeste vom 1. FC Köln zu Tianjin Quanjian in China zu einer Posse sondergleichen geworden. Als die Kölner den Angreifer freistellten, «damit er sich mit seiner Zukunftsplanung beschäftigen und über seine Karriere nachdenken kann», wollte sich Modeste im vergangenen Sommer sogar ins FC-Training einklagen.

Dembélé wählte genau den anderen Weg. Er war nicht der Erste, und er ist nicht der Einzige, der seinen Weggang mit einem Streik erzwingen konnte. Im Januar 2011 legte Demba Ba bei 1899 Hoffenheim den Dienst gleich mehrfach nieder. In der Arbeitswelt bedeutet das: «Während des Streiks hat der Streikende keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung», heißt es beim Deutschen Gewerkschaftsbund.

Bei Hoffenheim bedeutete es letztlich das vorzeitige Ende des Arbeitsverhältnisses – genau, was Ba wollte. «Natürlich ist die Trennung sinnvoll, nachdem sich Ba nun zum zweiten Mal für den Weg der Konfrontation entschieden hat», sagte damals Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. «Fraglich, ob er unter diesen Vorzeichen einen Verein findet.» Ba ging zu West Ham United und sorgte seit seinem Bundesliga-Abschied noch weitere fünf Mal für einen Eintrag in Transferlisten.

Und auch Aubameyang wird bei einem vorzeitigen Aus in Dortmund wieder einen hoch dotierten Vertrag unterschreiben. Die Frage stellt sich allerdings, ob er gewillt ist, diesen dann auch zu erfüllen.

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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