Union Berlin eilt von Sieg zu Sieg

Hamburg – Union Berlin eilt der Fußball-Bundesliga mit großen Schritten entgegen, doch Jens Keller hält den Ball lieber flach.

«Wir sollten nicht quatschen, sondern arbeiten», sagte der 46 Jahre alte Coach nach dem 2:1 (1:0) der «Eisernen» beim FC St. Pauli auf die Reporterfrage, ob Union denn nun ein ernsthafter Aufstiegskandidat sei. «Natürlich» wolle man «oben dabeibleiben», fügte der Ex-Profi am Freitagabend hinzu, allein der Blick auf die Tabelle zeige, was möglich sei. «Wichtig ist aber, dass niemand auf den Gedanken kommt, wir hätten es schon geschafft», betonte Keller.

Die Fakten sprechen allerdings eine deutlichere Sprache. Anders als in der Vergangenheit sind die Köpenicker ganz stark aus der Winterpause herausgekommen. Mit 19 Punkten aus sieben Partien ist Union das beste Rückrunden-Team, dem zudem im zehnten Anlauf der erste Dreier am Hamburger Millerntor gelang. Und mit fünf Erfolgen in Serie stellten Kapitän Felix Kroos & Co. ihren Zweitliga-Vereinsrekord ein: Dies war dem Team zuletzt in der Spielzeit 2001/2002 unter dem Bulgaren Georgi Wassilew gelungen. 

Beeindruckend war vor allem die Art und Weise, wie der Tabellenzweite als bisher stärkstes Gäste-Team dieser Saison die Punkte bei den wiedererstarkten Hanseaten einfuhr. Sebastian Polter (19. Minute) nutzte die erste Gelegenheit zur Führung, die Damir Kreilach (48.) beim zuvor fünfmal unbesiegten Kiezclub kurz nach Wiederanpfiff ausbaute. Bei mehreren Großchancen stand allein St. Paulis Keeper Philipp Heerwagen weiteren Gäste-Treffern im Weg.

«Kompliment! So können sie den Aufstieg direkt schaffen», lobte St. Paulis Trainer Ewald Lienen die Berliner, die vor 29 546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion in einem höchst unterhaltsamen Duell keinen Schwachpunkt in ihrer Elf hatten. «Union hat sich hier von der ersten Minute an als Spitzenmannschaft präsentiert: Sie waren bis in die Haarspitzen motiviert, bissiger, griffiger und mit mehr Willen in den Zweikämpfen», urteilte Lienen zurecht.

In Torjäger Polter haben die Berliner einen weiteren Hochkaräter hinzugewonnen. Für den im Winter von den Queens Park Rangers geholten Stürmer war es im siebten Einsatz der vierte Treffer, drei weitere bereitete er vor. Da geriet sogar Keller, den man einst bei Schalke 04 und dem VfB Stuttgart als eher blässlichen Trainer mit wenig Ausstrahlung hinstellte, ins Schwärmen. «Die Art und Weise, wie er seinen Körper reinhaut, wie er die Mannschaft mitreißt, wie er die Bälle behauptet, das ist große Klasse. Wenn er so weiterspielt, sind wir hochzufrieden», sagte der Union-Coach.   

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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