Tui-Sommergeschäft: Neue Buchungen, gestiegene Preise

Hannover – Beim weltgrößten Tourismuskonzern Tui läuft das verzögerte Sommergeschäft nach der Aufhebung der Reisewarnungen für viele Länder jetzt an. Wie das Unternehmen mitteilte, sollen in den kommenden Wochen schrittweise immer mehr Ziele angesteuert werden.

Ungefähr ein Viertel des Programms für die Hauptsaison sei derzeit ausgebucht, in der vergangenen Woche habe das Interesse der Kunden «spürbar» zugenommen. «Insbesondere Deutschland und Belgien verzeichnen eine deutliche Erholung», hieß es. Für die Wintersaison 2020/2021 und den Sommer 2021 gebe es gute Anzeichen.

Preise steigen um 14 Prozent

Die Preise hätten im Schnitt um 14 Prozent zugelegt, was die dringend nötige Liquidität erhöhe. Mittelfristig hatte Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak wegen der hohen Überkapazitäten im bevorstehenden Programm «tendenziell günstigere» Reisen in Aussicht gestellt: «Die Preise rutschen eher nach unten und nicht nach oben», sagte er im Mai. Aktuell ist das Urlaubsangebot aber noch deutlich knapper als in normalen Zeiten. Und im jetzigen Durchschnittswert sind auch Reisen enthalten, die schon vor dem Corona-Lockdown gebucht worden waren.

Nachdem in Deutschland und Österreich erste Tui-Hotels geöffnet hatten, waren am Montag wieder eigene Touristen auf Mallorca gelandet. Die Kunden sollen hier zunächst an einem Testbetrieb teilnehmen. Auch Faro an der Algarve kommt zurück ins Programm.

Im Juli sollen unter anderem zusätzliche Mittelmeer-Ziele in Spanien, Italien, Kroatien, Griechenland und Zypern folgen, zudem Urlaubsorte in Bulgarien oder der Schweiz. Die Hälfte der Hotels soll im Hochsommer wieder offen sein. Für das vierte Quartal peilt Tui eine Auslastung von 30 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazitäten an.

Neustart für Kreuzfahrtprogramm

Auch das Kreuzfahrtprogramm soll langsam zurückkehren. Auf den Schiffen wurden, wie in den Hotels, neue Hygienekonzepte eingeführt – zuletzt hatte es in Cuxhaven auf einem als «Sammeltransporter» für die Rückreise von Crew-Mitgliedern genutzten Dampfer Corona-Fälle gegeben. Als Geschäftsidee testet die Kreuzfahrttochter Tui Cruises nun Kurztrips auf der Nord- und Ostsee von nur wenigen Tagen Dauer.

Tui braucht das Geld der Kunden dringend. Die Reisebranche gehörte ab März zu den am härtesten von Umsatzausfällen betroffenen Wirtschaftszweigen. Der Konzern bekam bereits einen Staatskredit über 1,8 Milliarden Euro, angeblich wird ein weiterer Hilfsantrag erwogen.

Gleichzeitig ist jedoch ein von Gewerkschaftern heftig kritisierter Sparkurs geplant, in dessen Rahmen vor allem im Ausland etwa 8000 Jobs abgebaut werden sollen. Bei der Konzern-Airlinie Tuifly könnten bis zu 900 weitere Vollzeitstellen auf der Streichliste stehen, die Flugzeugflotte soll in etwa halbiert werden. Am Donnerstag will der Aufsichtsrat über Details der Kürzungen beraten.

Fotocredits: Clara Margais
(dpa)

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