Trotz Punkts in Köln: Wolf ist der Geburtstag «schnuppe»
Köln – Auch das späte Erfolgs-Erlebnis hatte bei Hannes Wolf keine Lust auf eine große Geburtstags-Party geweckt. «Das ist mir ehrlich gesagt schnuppe», sagte der Trainer des Hamburger SV, der am Abend des 1:1 (0:1) im Zweitliga-Topspiel beim 1. FC Köln Geburtstag hatte.
«Endlich 38, und weiter geht’s», sagte er. Der Grund für Wolfs Ironie: Der späte Punkt durch das Tor von Manuel Wintzheimer war für den HSV ein Erfolg, doch oft folgte solchen beim HSV in dieser Saison Ernüchterung. «Wir bleiben jetzt in diesem Modus, dann können wir uns im Juni zurücklehnen», sagte Wolf. Die Kölner können das wohl früher.
GOLDENES HÄNDCHEN: Torjäger Pierre-Michel Lasogga war verletzt. Hee-Chan Hwan und Jairo sowieso. Jann-Fiete Arp schaffte es trotzdem nicht in den Kader. Und Manuel Wintzheimer stand trotzdem nicht in der Startelf. Wolf begann mit Berkay Özcan, sogenannter falscher Neun. Neun Minuten vor dem Ende kam Wintzheimer zu seinem erst zweiten Saison-Einsatz. In der 85. Minute wurde der vom FC Bayern München verpflichtete Stürmer durch sein 1:1 zum Retter. «Ein sehr geiles Gefühl», sei das, sagte der 20-Jährige, der gar nicht so recht wusste, wie es geschehen war: «Es ging alles so schnell. Ich habe gesehen, das Tor ist nicht weit weg und habe einfach draufgehalten.»
SCHWERSTER TAG: Kurz vor dem vorherigen Spiel fünf Tage zuvor in Duisburg hatte Dieter Anfang einen Herzinfarkt erlitten. Dennoch saß sein Sohn Markus Anfang am Montag als Trainer auf der Bank der Kölner. Weil er sicher war, dass sein Vater es so gewollt hätte. Und anschließend hatte Markus Anfang auch gute Nachrichten. «Mein Vater ist auf dem Weg der Besserung», sagte er, sichtlich bewegt: «Er hat wahnsinniges Glück gehabt. Wir hoffen, dass die nächsten Wochen auch gut verlaufen. Dafür brauchen wir noch etwas Stärke, aber die werden wir aufbringen.» Die FC-Profis wärmten sich vor dem Hamburg-Spiel in speziell entworfenen T-Shirts mit der Aufschrift «Alles Jode, Dieter» («Alles Gute, Dieter») auf.
KÖLNER FRUST: Der Aufstieg des FC ist trotz des verschenkten Sieges nach guter erster und schlechter zweiter Halbzeit nicht ernsthaft in Gefahr. Zehn Punkte Vorsprung auf Rang drei haben die Kölner bei noch fünf ausstehenden Spielen: Bei optimalem Verlauf könnten sie schon am Ostersonntag in Dresden aufsteigen. Doch vor allem Torschütze Dominick Drexler (26.) schlug das Remis aufs Gemüt. «Ich wäre gerne der Sieg-Torschütze gewesen. So ist es ein gebrauchter Tag», sagte der Ex-Kieler: «Wir sollten enttäuscht sein und kritisch miteinander umgehen. So ein Spiel aus der Hand zu geben, darf einer Spitzen- Mannschaft, wie wir sie sein wollen, nicht passieren.» Drexlers kurioses Fazit: «Das war die Magie der zwei Halbzeiten. Hätten wir 90 Minuten durchgespielt, hätten wir die Hamburger aufgefressen.»
AUFREGER: Gideon Jung hatte schon Gelb, als er Florian Kainz in der 62. Minute foulte. Eigentlich hätte der Hamburger Gelb-Rot sehen müssen. Schiedsrichter Robert Hartmann verschonte ihn. «Das war der Knackpunkt. Normalerweise spielen wir danach in Überzahl», sagte Anfang. Das sah wohl auch Wolf so. Er nahm Jung direkt vom Feld und sagte später: «Das war glücklich für uns.»
Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)