Trotz Pokalsieg: Transfer-Hickhack nervt Wolfsburg
Frankfurt/Main – Mario Gomez? Fehlte noch verletzt. Julian Draxler? Spielte 90 Minuten mehr schlecht als recht durch. Und Verteidiger Dante? Steht kurz vor einem Wechsel zu OGC Nizza.
Der VfL Wolfsburg ist am Samstagabend mit einem 2:1 (2:0)-Sieg im DFB-Pokal beim FSV Frankfurt in die neue Saison gestartet. Die Fußball-Bundesliga beginnt am kommenden Wochenende, die Zeit der Spielerwechsel endet nur drei Tage später. Und damit sind die «Wölfe» jetzt in genau jener Phase angekommen, in der man bei diesem Verein erfahrungsgemäß noch einmal ganz besonders hinschauen muss: Wer ist jetzt da? Wer ist bald weg? Und wer bleibt am Ende doch noch?
Diese Unruhe ist man beim VfL spätestens seit den beiden Amtszeiten von Felix Magath gewohnt. Doch der aktuelle Trainer Dieter Hecking und sein Sportchef Klaus Allofs sind davon zunehmend genervt. Erst am Donnerstag verkündeten beide stolz die Verpflichtung von Mario Gomez, doch die hat eben auch zur Folge, dass sein Konkurrent im Sturm nun mehr denn je nach England oder Spanien wechseln will. «Über Transfers rede ich nicht, keine Lust», sagte Bas Dost am Samstag. Aus der Fußballersprache übersetzt heißt das so viel wie: «Ich will weg!»
Allofs hat die Botschaft genau verstanden und reagierte nach dem Sieg in Frankfurt durch Tore von Steffen Schäfer (5./Eigentor), Dost (16.) und Fabian Schleusener (52.) entsprechend harsch. «Wer beim VfL Wolfsburg oder in einer anderen Spitzenmannschaft der Bundesliga spielt, der muss mit Konkurrenzsituationen leben», sagte er. «Wenn es Angebote für Bas gibt, die für uns interessant sind, dann werden wir uns damit auseinandersetzen. Doch das ist im Moment nicht der Fall.»
Beim Verteidiger Dante sind beide Seiten schon deutlich weiter. Der 32-Jährige hat sich mit dem französischen Verein seines früheren Trainers Lucien Favre bereits über einen Wechsel geeinigt. Nun müssen das auch noch beide Clubs tun. «Wir haben grünes Licht für einen Transfer gegeben – für den Fall, dass auch Nizza und wir uns einig werden. Das ist aber noch nicht der Fall», erklärte Allofs. Dennoch sieht sich der VfL längst nach einem Nachfolger für die Abwehr um. Im Gespräch sind vor allem der Senegalese Salif Sané von Hannover 96 und auch wieder Weltmeister Matthias Ginter von Borussia Dortmund.
Dass rund um den Saisonstart noch immer nicht klar ist, welches Gesicht das neue Wolfsburger Team haben wird, stört die Verantwortlichen empfindlich. Sie haben damit auch schlechte Erfahrungen gemacht. Vor einem Jahr verließen die Leistungsträger Kevin de Bruyne und Ivan Perisic erst Ende August den Verein. Davon erholten sich die «Wölfe» eine komplette Saison lang nicht.
Auch in diesem Sommer sind Naldo, Max Kruse und André Schürrle längst weg und auch Dost, Draxler, Ricardo Rodriguez und Luiz Gustavo würden ihnen am liebsten folgen. «Ich wollte eigentlich noch etwas Neues erreichen. Aber wenn das nicht klappt, bin ich auch zufrieden, bei einem Verein zu sein, bei dem ich Fußball spielen kann», sagte der Brasilianer. Juventus Turin und Inter Mailand sind angeblich an ihm interessiert. Doch Luiz Gustavo weiß auch: «Bis zum Ende der Transferfrist ist es nur noch eine Woche. Es wird immer enger.»
Der VfL sehnt dieses Ende regelrecht herbei. «Mehr als ermüdend», findet Allofs die ganzen Spekulationen. «Diese Transferphase ist für uns Trainer alles andere als glücklich», sagte auch Dieter Hecking gegenüber dem «Kicker». «Mein Vorschlag wäre ohnehin ein Transferschluss Ende Juli. Dann hätten wir bis zum Punktspielauftakt noch zwei Wochen Zeit, um mit dem festen Kader zu arbeiten.»
Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)