Trainer Keller in Dortmund zurück auf großer Bühne

Berlin – Für Jens Keller ist das Pokalfest bei Borussia Dortmund die Rückkehr auf die große Fußball-Bühne. Dem im Oktober 2014 bei Schalke 04 beurlaubten Schwaben scheint das Rampenlicht der ersten Liga aber (noch) nicht zu fehlen.

«Ich bin keiner, der in irgendwelchen Dingen schwelgt. Ich bin mit voller Überzeugung Trainer bei Union Berlin. Ich freue mich auf jedes Zweitligaspiel. Ich habe keine Sehnsüchte», betonte Keller vor der Partie beim BVB am Mittwoch (20.45 Uhr), zu der über 80 000 Zuschauer erwartetet werden – davon rund 12 000 aus der Hauptstadt.

Als Tabellen-Zweiter im Liga-Unterhaus gehören die Köpenicker mittlerweile zum Kreis der Aufstiegskandidaten. Eine Wiederholung der Pokalpartie im Dortmunder WM-Stadion dann in Deutschlands Eliteliga ist nicht mehr so fern, wie es noch vor kurzem schien. Keller flößte der Mannschaft neues Selbstvertrauen ein. Die Furcht des Umfeldes vor dem fast schon traditionell schlechten Saisonstart bot Keller vorab verbal energisch die Stirn. Das zeigte Wirkung.

«Man merkt ihm an, dass er einen Plan hat», lobte Kapitän Felix Kroos den Coach, der im Gegensatz zum aufgeregten Schalke-Klima das ruhige Arbeitsumfeld bei Union schätzt. Im Stadion «An der Alten Försterei» ist Union seit 14 Partien ungeschlagen. «Gerade zu Hause haben wir eine unglaubliche Serie. Da merkt man auch den Gegnern an, dass sie Respekt haben», sagte Kroos. Inzwischen ist Union aber auch auswärts stabiler. Drei Siege in der Fremde stehen schon zu Buche. Das gelang gerade deshalb, weil Keller der Mannschaft eine veränderte Taktik und eine neue Mentalität vermittelte.

Im häufig praktizierten 4-3-3-System erwartet der Coach von allen Spielern ein aggressives Pressing. «Wenn man den ersten Zweikampf verliert, gewinnt man einfach den nächsten», berichtete Verteidiger Christopher Trimmel. Etliche Tore fielen schon nach Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Union gewann deshalb auch Spiele wie bei den Würzburger Kickers (1:0) und Erzgebirge Aue (3:1), in denen der Gegner eigentlich besser war oder in Führung ging. «Mittlerweile ist es auch scheißegal, wenn wir ein Gegentor bekommen», erklärte Trimmel: «Dann kommen wir eben wie in Aue zurück. Wir lassen uns durch solche Dinge nicht mehr verunsichern.»

Wenn ein Spieler zur Stammelf gehört, genießt er auch länger das Vertrauen des Trainers – selbst bei Fehlern. Das wissen die Akteure und zahlen es bisher mit Leistung zurück. Bestes Beispiel ist Angreifer Collin Quaner. Im Vorjahr war er bei Union Dauerreservist. In dieser Saison gehört er aktuell mit sieben Treffern zu den Top-Torjägern der 2. Liga – und Union zu den Top-Teams.

Fotocredits: Rainer Jensen
(dpa)

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