Toyota RAV4 im Test: SUV und Saubermann

Berlin (dpa-infocom) – Der Toyota RAV4 geht in die nächste Runde: 25 Jahre nach dem Debüt des Allradlers als eines der ersten Familien- und Freizeitautos in diesem Segment bringen die Japaner jetzt die fünfte Generation an den Start. Sie ist seit Ende Januar im Handel und kostet mindestens 29.990 Euro.

Dafür gibt es eine Art Prius für die Pampa. Denn nicht nur die Plattform übernimmt der Mitbegründer des SUV-Segments vom weltweiten Hybridbestseller, sondern auch die Philosophie: Den Diesel haben die Japaner deshalb ausgemustert. Den reinen Benziner mit 2,0 Litern Hubraum und 129 kW/175 PS gibt es nur noch zur Preispolitur. Das ganze Augenmerk liegt auf dem 32.990 Euro teuren Hybrid-Modell, das auf einen Verkaufsanteil von bis zu 90 Prozent kommen soll.

Die Entdeckung der Fahrfreude

Es kombiniert einen 2,5 Liter großen Vierzylinder von 131 kW/178 PS mit einem E-Motor – bei der Allradversion sogar mit zweien – und kommt so auf eine Systemleistung von maximal 163 kW/222 PS. Mit einem maximalen Drehmoment von 221 Nm beschleunigt der RAV4 so in bestenfalls 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und vermittelt so trotz der eher gemütlichen Abstimmung fast so etwas wie Fahrspaß.

Den stützen die Japaner mit einer elektronischen Charakterregelung, die jedoch ohne großen Einfluss bleibt. Denn viel mehr als die Farbe der Cockpit-Beleuchtung ändert sich nicht, wenn man am Schalter auf dem Mitteltunnel dreht. Außerdem ist der Spaß bei Vollgas ohnehin schnell wieder vorbei. Denn wo die Konkurrenz meist deutlich über Tempo 200 schafft, wird der Vortrieb bei Toyota auf 180 Sachen beschränkt.

Deutlicher Gewinn beim Generationswechsel

Gegenüber dem Vorgänger wird das Tandem-Triebwerk nicht nur spürbar stärker und fährt entsprechend flotter, auch die leidige stufenlose Automatik nervt nicht mehr ganz so sehr. Denn die Ingenieure haben den Gummibandeffekt beim Beschleunigen deutlich reduziert.

Vor allem aber wird das Auto noch 800 Euro billiger als bisher und bietet damit noch weniger Argumente gegen den Hybrid. Kein Wunder also, dass Toyota den Diesel gestrichen hat.

Hybrid ja, Elektro nein

Zwar setzt Toyota konsequenter auf den Hybrid als alle Konkurrenten, entscheidet sich dabei aber bewusst gegen die sonst oft favorisierte Plug-In-Technik. So kann der RAV4 weder über längere Strecken elektrisch fahren, noch hat er einen sonderlich spektakulären Katalogverbrauch.

Doch dafür sind die 4,6 Liter (CO2-Ausstoß 104 g/km) für den Allradler vom Prüfstand keine von der Berechnungsformel begünstigte Schönfärberei. Und der Preis ist auch ohne Subvention konkurrenzfähig – so rechtfertigen die Japaner den Verzicht auf den Stecker und den größeren Puffer-Akku.

Markanter und mehr Beinfreiheit

Egal ob Benziner oder Hybrid – die Motoren stecken in einer Karosserie, die deutlich markanter gezeichnet ist und trotz eines etwas geschrumpften Formats etwas mehr Platz bietet. Denn mit der neuen Plattform wächst der Radstand des nun nur noch 4,60 Meter langen Geländewagens und damit die Beinfreiheit im Fond.

Außerdem legt das Kofferraumvolumen um 79 Liter zu und misst nun 580 bis 1690 Liter. Das wäre im Grunde nicht schlecht, doch fehlt dem RAV4 zu konventionellen Konkurrenten wegen der Hybrid-Batterie unter dem Wagenboden die verschiebbare Rückbank, so dass man im Alltag weniger flexibel ist.

Neue Rücksicht

Neben Antrieb und Aussehen hat Toyota auch an der Ausstattung gearbeitet. Das Cockpit ist zwar immer noch geprägt von viel dunklem Kunststoff, doch wirkt das Material nun deutlich hochwertiger und mit mehr Liebe zum Detail ausgewählt. Außerdem hält mehr Elektronik Einzug: So wird das Cockpit von einem großen Bildschirm zwischen den analogen Instrumenten sowie dem noch größeren Touchscreen daneben dominiert.

Und die Assistenzsysteme können jetzt mehr Verkehrsschilder lesen, weitere Verkehrsteilnehmer erkennen und besser bei der Spurführung unterstützen. Die sichtbarste Neuerung ist aber der innovative Rückspiegel, der mit einer Video-Kamera kombiniert ist. Sollte der Blick nach hinten durch Passagiere oder Gepäck blockiert sein, schaltet man einfach die Kamera ein und hat mit elektronischer Hilfe wieder den kompletten Durchblick.

Fazit: Eine Wahl der Vernunft

Zwar hat das Design deutlich mehr Charakter als bisher und zumindest auf der Landstraße bietet der RAV4 jetzt sogar einen gewissen Fahrspaß. Doch nach wie vor ist der Toyota eher eine Wahl der Vernunft. Mit seinem wenig spektakulären, dafür aber sparsamen Hybridantrieb bietet er eine sinnvolle Alternative zum Diesel und damit eine saubere Möglichkeit, ein SUV zu fahren.

Datenblatt: Toyota RAV4 2.5 Hybrid 4×4

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Benziner mit zwei Elektromotoren
Hubraum: 2487 ccm
Max. Leistung: 163 kW/222 PS
Max. Drehmoment: 221 Nm bei 3600 bis 5200 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: Stufenlose Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4600 mm
Breite: 1855 mm
Höhe: 1685 mm
Radstand: 2690 mm
Leergewicht: 1795 kg
Zuladung: 390 kg
Kofferraumvolumen: 580-1690 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 8,1 s
Durchschnittsverbrauch: 4,6 Liter/100 km
Reichweite: 1200 km
CO2-Emission: 104 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6d-Temp
Energieeffizienzklasse: A+
Kosten
Basispreis des Toyota RAV4: 29 990 Euro
Grundpreis des Toyota RAV4 Hybrid 2,5 4×4: 37 990 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 68 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sieben Airbags, Notbremsassistent, automatische Abstandsregelung, Notbremsassistent
Komfort: Klimaautomatik, Touchscreen mit Rückfahrkamera, LED-Scheinwerfer
Spritspartechnik: Hybrid-Antrieb

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)
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