«Totaler Überwachungsstaat»: Köln beendet China-Engagement

Köln – Bundesligist 1. FC Köln hat seine geplante Kooperation mit dem chinesischen Fußball gestoppt.

«Wir haben beschlossen, dieses Projekt in der derzeitigen sportlichen Situation nicht zu machen. Das hat mit dem Bündeln von Ressourcen und dem Setzen von Prioritäten zu tun», sagte Werner Wolf, Präsident des vom Abstieg bedrohten Clubs, dem «Kölner Stadt-Anzeiger».

Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des FC-Mitgliederrates, kommentierte den Verzicht der Kölner mit deutlichen Worten: «Ich verstehe, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht vollständig an der Wirtschaftskraft Chinas vorbeikommt und also insoweit ein Austausch stattfindet. Aber im Sport brauchen wir China nicht. Vielmehr will China bei uns Wissen absaugen, wie es das in der Wirtschaft seit über seit 20 Jahren tun kann, weil unsere Wirtschaftsführer in Teilen völlig naiv sind.»

Das geplante Engagement der Kölner sollte Bestandteil eines zwischen der deutschen und chinesischen Regierung im November 2016 beschlossenen und bis 2021 gültigen Abkommens sein, das in erster Linie auf einem Transfer von Wissen beruhen sollte. So sollten chinesische Talente nach Vorbild der erfolgreichen Kölner Nachwuchsakademie ausgebildet werden und der Bundesligist dabei die sportliche Leitung übernehmen.

Nach Meinung von Müller-Römer werden in China «Menschenrechte in massiver Form missachtet». Dort werde «ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut, wie ihn sich George Orwell nicht schlimmer hätte ausdenken können», sagte der Jurist dem Stadtanzeiger. «Deswegen bin ich der Meinung, dass ein Verein wie der 1. FC Köln dort nicht aktiv sein sollte.»

Mit ähnlichen Vorwürfen hatte vor wenigen Tagen Mesut Özil für Aufsehen gesorgt. Nach der kritischen Äußerungen des ehemaligen deutschen Nationalspielers in Diensten des englischen Clubs FC Arsenal zur Unterdrückung der Uiguren hatte das chinesische Staatsfernsehen am Sonntag die Übertragung des Topspiels zwischen Arsenal und Manchester City aus dem Programm gestrichen.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)

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