Titz glaubt noch an HSV-Rettung
Hamburg – Auch an seinem 47. Geburtstag war Trainer Christian Titz noch kurz vor Mitternacht mit der Rettungsmission beim Hamburger SV befasst.
«Die Hoffnung ist nach wie vor vorhanden. Und sie ist auch nicht gering», sagte das Geburtstagskind zu später Stunde in der Sendung «Sportclub» des NDR-Fernsehens. Nach dem Mut machenden 1:1 (1:1) beim VfB Stuttgart und dem 15. sieglosen HSV-Spiel in Serie müsse im nun folgenden Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen den FC Schalke 04 aber der Hebel zwingend umgelegt werden.
«Jetzt brauchen wir drei Punkte gegen diesen starken Gegner. Dann kann das Selbstvertrauen bei unseren Spielern gewaltig ansteigen und der Glaube wieder ganz schnell leben», betonte der Hoffnungsträger. Er hat mit mutigen Entscheidungen und dem Rückgriff auf Toptalente zumindest schon mal für frischen Wind rund um den Volkspark gesorgt. Allerdings räumte der HSV-Saisontrainer Nummer drei nach Markus Gisdol und Bernd Hollerbach auch ein, «dass nicht mehr viel Zeit bleibt und natürlich auch wir die Tabelle lesen können.»
Denn da die Rivalen Wolfsburg und Mainz auch je einen Zähler holten, beträgt der Rückstand des Tabellenletzten auf den Relegationsrang weiter stattliche sieben Punkte. Und nur sechs Partien stehen noch aus. «Mit dem Thema 2. Liga beschäftigen wir uns noch nicht», sagte Titz erneut in dem Bemühen, bis zum Schluss jede erdenkliche Chance nutzen zu wollen. Und erstmals gab es Anzeichen, dass es selbst im Fall des ersten Abstiegs der Vereinsgeschichte mit Titz als HSV-Coach weitergehen könnte. «Wir sind von ihm, von seiner Kompetenz und Arbeitsweise total überzeugt. Er ist für uns der Richtige», erklärte der Direktor Sport Bernhard Peters auf eine entsprechende Frage.
Wie schon gegen Hertha BSC (1:2), als der von Titz runderneuerte HSV die beste Halbzeit seit langem und ansehnlichem Fußball geboten hatte, überzeugte das Team auch bei den erstarkten Stuttgartern. Zwar leistete sich der HSV auch grobe Fehler in der Abwehr und war weit entfernt von einem souveränen Spiel, doch vor allem die Anfangsphase war gut. Im Verlauf der Partie hatten die Gäste zudem immer wieder die Kontrolle über Ball und Gegner. Und das mit einer Art zu spielen, die in Hamburg schon lange kein Trainer mehr verlangt hat.
«Wir spielen mutigen Fußball, wir spielen hinten raus, wir kloppen die Bälle nicht mehr blind nach vorne», sagte André Hahn nach dem Match. «Der Trainer hat einen klaren Plan, eine klare Taktik, die er umsetzen will. Die ist ein bisschen komplizierter, nicht ganz so leicht. Deswegen haben uns diese zwei Wochen sehr weiter geholfen», berichtete er nach der Länderspielpause. Der Teilerfolg könne noch Gold wert sein», fügte der Offensivspieler hoffnungsfroh hinzu.
«Ich bin davon überzeugt, dass die Spielart uns weiterbringen wird. Die Handschrift ist klar zu erkennen und ich finde die nur absolut positiv», sagte Lewis Holtby nach dem Spiel gegen die Schwaben, die ihrerseits wohl alle Sorgen los sind. Unter Gisdol und Hollerbach saß Holtby meist auf der Bank oder der Tribüne – Titz dagegen setzt voll auf den Ex-Nationalspieler – und bekam es mit Leistung gedankt. Das 1:0 (18.) war Holtbys erstes Tor seit dem 25. August. «Das freut mich für Lewis, er hat eine sportlich schwierige Zeit hinter sich», sagte Titz über den Profi, mit dem er auch befreundet ist. «Das wird ihm sehr gut tun, das steigert bei jedem Spieler das Selbstvertrauen.»
Holtby feierte sein zweites Saisontor wild tanzend in Anlehnung an Bewegungen aus einem beliebten Spiel für die Playstation. Auch Daniel Ginczek bezog sich nach dem Ausgleich (44.) mit seinem Jubel auf das Spiel Fortnite, brachte damit aber die HSV-Profis gegen sich auf. Der VfB-Stürmer war in die Luft gesprungen und drehte sich dabei. Das sah ähnlich aus wie der Jubel, durch den sich HSV-Profi Nicolai Müller zu Saisonbeginn das Kreuzband gerissen hatte. Ginczek beteuerte, dies sei ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen und entschuldigte sich nach HSV-Angaben auch in der Gäste-Kabine für das Missverständnis.
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(dpa)