«Teuerste Urlaubswoche»: Caiuby kein Einzelfall
Augsburg – Der Brasilianer Júlio César war ein Meister der eigenmächtigen Urlaubsverlängerung. Daran kann sich Stefan Reuter nur zu gut erinnern. Fünf Jahre spielte der Manager des FC Augsburg bei Borussia Dortmund mit dem Abwehrstar zusammen.
Reuter erlebte hautnah, wie sehr Extratouren das Binnenklima einer Mannschaft belasten können – oder von einer Gruppe sogar geduldet werden. Seine Expertise war nun auch im Fall Caiuby gefragt.
Mehr als eine Woche fragte man rund um den Fußball-Bundesligisten: Wo ist er denn bloß? Der 29 Jahre alte Offensivspieler verlängerte jedenfalls eigenmächtig seine Sommerfrische – und kam nach seiner Rückkehr mit einer Geldstrafe davon. «Es war mit Sicherheit die teuerste Urlaubswoche, die er je verlebt hat», stellte Reuter fest.
Nach «Bild»-Informationen soll Caiuby seine Extra-Freizeit 25.000 Euro gekostet haben. Außerdem soll der Brasilianer seine Kollegen noch zum Essen einladen. Ein «sehr langes, sehr intensives Gespräch» habe man mit ihm geführt, berichtete Reuter. Caiuby habe sich vor der Mannschaft und dem Trainerstab für seinen Alleingang entschuldigt.
«Wir haben ihm deutlich gemacht, dass es nicht geht, dass es ganz wichtig ist für eine Mannschaft, dass es Regeln gibt, die einzuhalten sind», betonte Reuter. Zudem seien die Gründe Caiubys «nicht einhundertprozentig nachvollziehbar» gewesen.
Reuter kommt das bekannt vor. Júlio César kam regelmäßig etwas dazwischen, was sein pünktliches Erscheinen zum Trainingsauftakt der Dortmunder Mitte der 90er verhinderte. Mal war der Großvater krank, den er aber gar mehr nicht hatte, dann feierte angeblich die Großmutter Geburtstag, bei dem man einfach nicht fehlen durfte.
Vor einer saftigen Geldstrafe bewahrte das Júlio César aber nicht. «Júlio ist in diesen Angelegenheiten stets kulant, fragt, was er zu zahlen hat und greift sofort ins Portemonnaie», berichtete der damalige Dortmunder Trainer Ottmar Hitzfeld mit süßsaurer Miene von der Zahlungsmoral seines Weltklasseverteidigers.
Mannschaft und Verein nahmen die Extravaganzen hin. Schließlich zeichneten den früheren Nationalspieler sonst Pflichtbewusstsein und starke Leistungen aus. Eine «super Akzeptanz» habe Júlio César ausgezeichnet, erinnerte sich Reuter.
Davon konnte bei Walace nicht die Rede sein. Der schon damals wechselwillige Brasilianer verlängerte zum Jahreswechsel beim Hamburger SV eigenmächtig seinen Winterurlaub, was der Verweigerung der Arbeitsleistung gleich kommt. In so einem Fall drohen Abmahnung oder Kündigung. Walace handelte sich eine Abmahnung und Geldstrafe ein. Mittlerweile ist der defensive Mittelfeldspieler bei Hannover 96 aktiv.
Von Pünktlichkeit hielt der frühere Bundesligatorschützenkönig Ailton ebenfalls nicht viel. Fast schon mit Sorge musste man 2009 beim KFC Uerdingen die Ankündigung registrieren, er wolle rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkommen. Zu den kuriosesten Anekdoten gehört aber, dass der Brasilianer 2002 mal wieder verspätet aus dem Sommerurlaub zurückkam und sich dann mit dem Taxi von Bremen auf die Nordseeinsel Norderney ins Trainingslager von Werder chauffieren ließ.
Der Ärger um Caiuby, der am Donnerstag den versäumten Leistungstest nachgeholt hat, könnte sich schnell legen. Reuter nannte dafür jedoch eine entscheidende Voraussetzung. «Es ist jetzt wichtig, dass er Gas gibt, dass er sich für die Mannschaft wieder reinhaut», sagte der Augsburger Manager. Dann akzeptiert man auch Extra-Touren.
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(dpa)