Suzuki Jimny im Autotest: Die G-Klasse im Kleinformat
Berlin (dpa-infocom) – Von wegen Ende Gelände. Mag schon sein, dass immer mehr SUV ihre Abenteuerlust der Mode opfern und nur noch für den Dschungel der Großstadt taugen. Doch es gibt ein paar wenige Geländewagen, die sich gegen diesen Trend stemmen.
Am oberen Ende des Marktes sind das Autos wie die Mercedes G-Klasse und am unteren der Suzuki Jimny. Denn auch die Neuauflage, die seit Ende Oktober zu Preisen ab 17.915 Euro verkauft wird, ist noch ein Allradler nach altem Schrot und Korn.
Mehr Kanten und mehr Charakter
Dabei hat der Japaner beim Generationswechsel sogar noch einmal an Kanten und Charakter gewonnen. Die Designer haben ihn wie mit dem Lineal gezeichnet, wobei das Ersatzrad auch weiterhin außen an der Hecktür angeschlagen bleibt.
Damit sieht der gerade einmal 3,65 Meter lange und 1,65 Meter breite Jimny tatsächlich aus wie eine Spielzeugvariante der Mercedes G-Klasse – nur dass der Suzuki für alles andere als zum Spielen gemacht ist.
Mit einem Lächeln durch den Schlamm
Selbst wenn der Japaner winzig klein ist und sich hinter der G-Klasse völlig verstecken kann, hat er es faustdick hinter den Ohren – vor allem im Gelände. Nicht umsonst ruht die Karosserie auf einem stabilen Leiterrahmen, und nicht ohne Grund gehört neben dem Allradantrieb auch eine Geländeuntersetzung zum Serienstandard.
Auf einer Schotterpiste greift man im Jimny einfach zum zweiten Schaltknauf, aktiviert die Untersetzung und wühlt sich mit einem Lächeln durch den Schlamm. Und weil der Wagen so schmal ist und so wenig wiegt, ist er dabei selbst sehr viel stärkeren und teureren Gattungsgenossen überlegen. Denn wo eine G-Klasse oder ein Jeep Wrangler rangieren oder eine breite Lücke suchen müssen, findet der Jimny wieselflink seinen Weg durchs Unterholz.
Auf der Straße hört der Spaß schnell auf
So viel Spaß der Jimny auf Abwegen macht, so wenig möchte man mit ihm dagegen über Land fahren und erst recht nicht auf die Autobahn. Denn sonderlich komfortabel fährt der kleine Suzuki nicht, und auch nicht besonders flott. Vielmehr tut sich der 1,5 Liter große Vierzylinder-Saugbenziner mit seinen 75 kW/102 PS und 130 Nm überraschend schwer mit dem vergleichsweise leichten Auto. Er klingt dabei eher knurrig und schafft gerade mal 145 km/h.
Aber viel schneller will man mit dem Jimny auch gar nicht fahren, so hart hoppelt er mit seinem kurzen Radstand über die Bodenwellen und so fest muss man ins Lenkrad greifen, um auf Kurs zu bleiben. Dafür ist der Suzuki der Star in der Stadt: vor allem weil er nicht nur klein und wendig, sondern auch extrem übersichtlich ist und deshalb spielend in jede Parklücke passt.
Hightech trifft Hartplastik
Zwar sieht der Jimny von außen fast aus wie ein Oldtimer, macht aber innen einen vergleichsweise modernen Eindruck – auch wenn das Armaturenbrett ein wenig grobschlächtig ist und vor allem aus Hartplastik besteht.
Immerhin gibt es zwischen den analogen Instrumenten einen LCD-Bildschirm und daneben eine Touchscreen-Navigation samt Smartphone-Integration. Außerdem finden sich auf der Ausstattungsliste ein Notbremsassistent, eine Verkehrszeichen-Erkennung und eine Müdigkeitswarnung.
Kein Platz für Kind und Kegel
Während der Fahrer viel Spaß haben kann mit dem Jimny, ist der Suzuki für die Mitfahrer kein großes Vergnügen. Denn bei 2,25 Metern Radstand darf man keine Wunder erwarten. Die beiden Sitze in der zweiten Reihe taugen nur für Kleinkinder und der Weg dorthin durch die schmalen Türen und vorbei an den Vordersitzen erfordert eine wahre Kletterpartie.
Und solange alle Sitze besetzt sind, passen in den Kofferraum bei 85 Litern Ladevolumen nicht viel mehr als ein paar Einkaufstaschen. Dafür lässt sich die Rückbank leicht umlegen und der Stauraum so auf halbwegs alltagstaugliche 830 Liter erweitern. Aber im Prinzip ist das gar nicht nötig. Denn so klein, wie der Kofferraum ist, kann man das Gepäck auch ganz bequem von hinten auf die Rückbank stellen.
Fazit: Ein kleiner Wagen mit großem Charakter
Er ist winzig und obwohl er aussieht wie ein Spielzeug, meint er es vor allem im Gelände ernst. In einer Klasse, in der es sonst nur um den schönen Schein geht, gibt der Jimny den authentischen Charakterkopf – und mit seinem Design im Stil der G-Klasse stiehlt er obendrein den meisten Schönwetter-SUV die Schau – egal ob in der Stadt oder auf dem Land.
Datenblatt: Suzuki Jimny
Motor und Antrieb: | Vierzylinder-Saugbenziner |
Hubraum: | 1462 ccm |
Max. Leistung: | 75 kW/102 PS bei 6000 U/min |
Max. Drehmoment: | 130 Nm bei 4000 U/min |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | Fünfgang-Schaltgetriebe |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 3645 mm |
Breite: | 1645 mm |
Höhe: | 1705 mm |
Radstand: | 2250 mm |
Leergewicht: | 1165 kg |
Zuladung: | 270 kg |
Kofferraumvolumen: | 85-830 Liter |
Fahrdaten | |
Höchstgeschwindigkeit: | 145 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | k.A. |
Durchschnittsverbrauch: | 6,8 Liter/100 km |
Reichweite: | 590 km |
CO2-Emission: | 154 g/km |
Kraftstoff: | Normalbenzin |
Schadstoffklasse: | EU6d temp |
Effizienzklasse: | F |
Kosten | |
Basispreis der Modellreihe: | 17 915 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer pro Jahr: | 146 Euro |
Wichtige Serienausstattung | |
Sicherheit: | Front-, Seiten- und Vorhangairbags, Müdigkeitserkennung, Allradantrieb |
Komfort: | Klimaanlage, Tempomat, Sitzheizung |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
(dpa)