Süd- und Nordkorea kooperieren bei Olympia

Pyeongchang – Sportliche Wunderdinge werden von den nordkoreanischen Athleten bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang nicht erwartet – doch schon allein ihre Teilnahme hat einen hohen symbolischen Wert.

Es ist erst wenige Monate her, dass sich Vertreter von Regierungen und Sportverbänden im Westen wegen der potenziellen Gefahr für die Sicherheit ihrer Athleten bei den Spielen auf der koreanischen Halbinsel öffentlich besorgt geäußert hatten. Die Vereinbarungen beider Koreas über ihre Olympia-Zusammenarbeit Anfang dieses Jahres hat zumindest vorerst diese Sorge genommen. 

Auch Provokationen in Form von neuen Raketentests durch Nordkorea während der Spiele in Südkorea, die am nächsten Freitag beginnen,  scheinen zunächst gebannt. Mehr noch: Den Auftritt nordkoreanischer Athleten bei den Wettkämpfen, die Anwesenheit von Cheerleadern sowie die ebenfalls geplanten Konzerte eines Orchesters und eines Taekwondo-Showteams aus dem isolierten Land im Rahmenprogramm der Spiele wollen die Organisatoren als Werbeinstrument nutzen. 

Doch die Lage auf der Halbinsel ist kompliziert. Die Südkoreaner befürchten, die Spannungen im Nordkorea-Konflikt werden nach den Olympischen Winterspielen und den Winter-Paralympics im März wieder hochkochen und der kurze olympische Frieden könnte sich als Strohfeuer erweisen. 

Südkoreas Präsident Moon Jae In warnte im Januar nach den ersten Gesprächen zwischen beiden Ländern seit zwei Jahren vor zu großer Euphorie. «Wir versuchen, das meiste aus dieser Möglichkeit zu machen und diese Teilnahme so reichhaltig und robust wie möglich zu gestalten», sagte später Südkoreas Außenministerin Kang Kyung Wha am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.    

Für Nordkorea selbst biete die Teilnahme die Chance, zu zeigen, dass man nicht so verschlossen sei, «man hat nicht nur Raketen, sondern auch Athleten», sagt der Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Seoul, Lars-André Richter. Die Sanktionen gegen Nordkorea scheinen laut Richter zu wirken. «Die Teilnahme ist eine willkommene Möglichkeit, aus seiner Bredouille herauszukommen.»   

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte die Teilnahme Anfang dieses Jahres und andere Schritte zur Versöhnung vorgeschlagen. «Doch sein Atomprogramm will er nicht aufgeben», sagt Richter. Welchen Preis sei also die südkoreanische Führung bereit zu zahlen, «um es hier ruhig zu halten?», fragt Richter. Es könne Probleme mit dem Alliierten USA geben, wenn Seoul den Gesprächsfaden mit Nordkorea weiterspinnen wolle. 

Das vierte Mal wollen jetzt Sportler aus beiden koreanischen Staaten in Pyeongchang als Zeichen der Einheit zusammen hinter einer Vereinigungsflagge bei einer Olympia-Eröffnung einlaufen. Zum ersten Mal gibt es mit einem «Team Korea» aus süd- und nordkoreanischen Eishockeyspielerinnen eine vereinte Mannschaft in einer Sportart bei olympischen Wettkämpfen. Vordere Plätze werden von dem Team nicht erwartet. Auch in diesem Fall überwiegt die Idee, den Willen zur Versöhnung zu demonstrieren, vor dem Sportlichen.   

Doch während die Mehrheit der Südkoreaner die Beteiligung Nordkoreas laut Umfragen für sinnvoll hält und diese unterstützt, wird das Vereinigungsteam mit Skepsis gesehen. Viele Südkoreaner glauben, dass den eigenen Spielerinnen die Chance für einen Einsatz geraubt werde. Neben den zwölf Eishockey-Spielerinnnen treten noch zehn weitere Athleten und Athletinnen aus Nordkorea im Eiskunstlauf, Ski alpin, Skilanglauf und Shorttrack an. Bisher hielten sich die Nordkoreaner, die am Donnerstag ins olympische Dorf in Gangneung an der Ostküste einzogen, bedeckt.  

Die Erfolge Nordkoreas sind bei Winterspielen seit jeher überschaubar. Seit der ersten Teilnahme 1964 gab es nur zwei Medaillen. So gewann die Eisschnellläuferin Han Pil Hwa 1964 Silber über 3000 Meter, 1992 erreichte Hwang Ok Sil den dritten Platz im Shorttrack.  

Spekuliert wird, dass Nordkorea auch wieder «eine Armee der Schönen» entsenden könne, eine Truppe von mehr als 200 Cheerleadern, die in den Stadien für Stimmung sorgen soll. Damit hatte Nordkorea schon bei früheren internationalen Sportereignissen im Süden große Wirkung erzielt. Nordkorea könnte die Spiele daher auch zu eigenen Propaganda-Zwecken ausnutzen, warnen Kommentatoren. 

Doch die Olympia-Macher freuen sich auf die Nordkoreaner. «Wir erwarten gute kulturelle Darbietungen und andere erinnerungswürdige Aktivitäten während der Spiele», sagte Kim Joo Ho vom OK in Vorfreude auf Fans, Musiker und Taekwondo-Sportler aus dem Nachbarland. «Das Interesse im In- und Ausland wird dadurch noch größer.» 

Fotocredits: —
(dpa)

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