Studie: Umstrittenes Betreuungsgeld fast ohne Effekt
Was war das für ein Streit um das Betreuungsgeld, das schließlich von der CSU durchgesetzt wurde – und mittlerweile auf Bundesebene schon wieder Geschichte ist. Eine Studie zeigt jetzt: Wer sein Kind daheim betreut, statt es in die Kita zu geben, hätte das zumeist auch ohne die umstrittene Prämie getan.
Anerkennung für Mütter, die ihr Kind lieber zu Hause erziehen und nicht in eine Kita geben möchten, oder „Herdprämie“, die falsche Reize setzt, da sie Mütter an Kinder und Küche fesselt und die Kleinen vom dem Gemeinschaftserlebnis Kita fernhält – der Zoff um das Betreuungsgeld zog sich jahrelang hin und endete mit einem vorübergehenden Punktsiegt der CSU. Zwei Jahre nach Inkrafttreten war der Streitgegenstand auf Bundesebene schon wieder Geschichte, das Bundesverfassungsgericht kippte das Betreuungsgeld im Sommer 2015 wieder. Einzig Bayern führt das Betreuungsgeld als Landesleistung weiter.
Fast 90 Prozent der Familien hätten ihr Kind auch ohne Prämie daheim gelassen
Bis zu 150 Euro pro Monat und Kind im zweiten und dritten Lebensjahr – auf die Entscheidung der Mütter und Väter, ob sie ihre Kinder in die Kita schicken oder nicht, hatte das Betreuungsgeld offenbar so gut wie keinen Einfluss. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und der Technischen Universität Dortmund, die dafür amtliche Daten ausgewertet haben. Demnach gaben 87 Prozent der Eltern an, dass sie ihr Kind auch dann nicht in eine Kita gegeben hätten, wenn sie dafür keine Prämie erhielten hätten. Etwa 10 Prozent erklärten, dass sie das Betreuungsgeld zur Überbrückung verwendet hätten, bis sie einen Kitaplatz gefunden hätten.
Betreuungsgeld besonders in Familien mit traditioneller Rollenverteilung verbreitet
Weitere Ergebnisse der Studie: In den meisten Familien, die das Betreuungsgeld beantragten, herrschte eine klassische Rollenverteidigung. In mehr als 80 Prozent der Fälle war in erster Linie die Mutter für die Betreuung der Kinder zuständig. Überdurchschnittlich häufig bezogen zudem Eltern mit Migrationshintergrund, die zu Hause mit ihren Kindern nicht Deutsch sprechen, das Betreuungsgeld. Laut DJI-Vorsitzendem Thomas Rauschenbach ergibt sich daraus, dass noch stärker dafür geworben werden müsse, „dass vor allem Kinder mit Migrationshintergrund für eine verbesserte sprachliche Förderung und Integration gute Angebote öffentlich geförderter Betreuung erhalten“.
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