Stindls Handtor als Aufreger – Gladbachs Serie hält
Ingolstadt (dpa) – Richtige Freude kam bei Lars Stindl nach seinem hochumstrittenen Handtor nicht auf. Erst dank des Unterarmtreffers seines Kapitäns konnte Borussia Mönchengladbach seine Erfolgsserie in der Fußball-Bundesliga fortsetzen und geriet in den Mittelpunkt einer emotionalen Regeldebatte.
«Es war eine knifflige Situation, das gebe ich zu. Ein bisschen an meiner Reaktion hat man gesehen, dass es nicht astrein war, aber im Nachhinein war es keine Absicht, die Hand mit ins Spiel zu nehmen», sagte Stindl, der mit seinem Tor in der 60. Minute die Borussia beim 2:0 (0:0) gegen einen deprimierten FC Ingolstadt auf die Siegerstraße geführt hatte.
Dem Drei-Tore-Mann aus dem Europa-League-Rückspiel beim AC Florenz war nach einer Ecke der Ball von der Brust gegen den Arm geprallt. Schiedsrichter Christian Dingert erkannte den Treffer dennoch an – eine Regel-Entscheidung mit Interpretationsspielraum. «In dieser Emotionalität und Hektik ist es immer schwierig, die absolut richtigen Entscheidungen zu treffen. In diesem Moment kann ich die Ingolstädter Proteste nachvollziehen», sagte Stindl weiter.
Die Schanzer waren jedenfalls bedient. «Was hat die Hand da oben zu suchen? Das ist ein ganz klares Handspiel», kritisierte Ingolstadts Manager Thomas Linke das Führungstor. Der FCI ist nach einer an Aufregern sonst armen Partie weiter das schwächste Heimteam und kommt als Vorletzter einfach nicht aus dem Keller heraus.
Nach dem fünften Erfolg in den letzten sieben Pflichtspielen bleibt die Borussia indes die beste Rückrundenmannschaft und feierte vor 15 200 Zuschauern eine erfolgreiche Generalprobe für das DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch bei Abstiegskandidat Hamburger SV. «Es ist scheiße, als Mannschaft, die das Tor bekommt, für uns ist es glücklich», resümierte Manager Max Eberl.
Trainer Dieter Hecking – selbsterklärter Aktivist für Moralfragen in der Bundesliga – hob wie alle Borussen den einwandfreien Charakter von Musterprofi Stindl hervor und wünschte sich, dass Dingert diesen angesprochen hätte. Dann hätte sein Kapitän wohl das Handspiel eingeräumt. Die Bundesliga hat jedenfalls wieder eine Fairplay-Debatte.
Nach dem Einzug ins Europa-League-Achtelfinale beim AC Florenz stellte Hecking dreimal um. Tobias Strobl, Fabian Johnson und der schwache Josip Drmic ersetzten Mahmoud Dahoud, Patrick Herrmann und Thorgan Hazard. Ingolstadts Trainer Maik Walpurgis musste im Vergleich zum 2:0 gegen Eintracht Frankfurt eine Änderung vornehmen: Der zur Halbzeit wieder ausgetauschte Anthony Jung durfte für den Rot-gesperrten Mathew Leckie ran.
Schwächste Heimmannschaft der Bundesliga? Die bissigen Schanzer kämpften von der ersten Minute gegen diesen inoffiziellen Titel an. Sie waren frisch, lauffreudig und überbrückten das Mittelfeld über ihre Außen Markus Suttner/Anthony Jung und Florent Hadergjonaj/Pascal Groß flott. Doch das Manko bieb: Die Ingolstädter erspielen sich einfach zu wenige Torchancen.
In der ersten Hälfte war der unplatzierte Kopfball von Abwehrchef Marcel Tisserand (20.) nach einem Eckball die gefährlichste Situation des FCI. Einen Schuss des emsigen Angreifers Dario Lezcano (30.) aus elf Metern wehrte Verteidiger Jannik Vestergaard mit seinem Gardemaß von fast zwei Metern robust ab.
Die in Florenz so imposant aufspielenden Mönchengladbacher hatten ein ums andere Mal in den Zweikämpfen das Nachsehen. Drmic fand in seinem ersten Startelfeinsatz in dieser Bundesligasaison keine Bindung zum Spiel und auch Florenz-Held Stindl konnte bis auf zwei Schüsschen (19./44.) nichts Zwingendes in der ersten Hälfte initiieren.
Die Ingolstädter kamen kraftvoll aus der Kabine. Einen Kopfball von Marvin Matip (56.) entschärfte Borussia-Torwart Yann Sommer. Es war die erste zwingende Torchance des Spiels. Nach einer Ecke von Oscar Wendt brachte Stindl die Gladbacher in Führung. Alle Ingolstädter Proteste ob des Armeinsatzes nutzen nichts. Der eingewechselte Hahn setzte in der Nachspielzeit den Schlusspunkt.
Fotocredits: Armin Weigel
(dpa)