Siegemund erkämpft sich Chance auf Rio-Halbfinale

Rio de Janeiro (dpa) – Für Tennis-Spätstarterin Laura Siegemund geht das Rio-Abenteuer weiter. Dank eines starken Auftritts kämpft die 28-jährige Schwäbin bei ihrer Olympia-Premiere um den Einzug in das Halbfinale.

Mit 6:4, 6:3 setzte sich Siegemund in einer abwechslungsreichen Partie gegen die Belgierin Kirsten Flipkens durch und zog in das Viertelfinale ein. «Für mich ist das schon eine Riesenleistung. Ich habe bestätigt, dass ich hier sein darf. Das, was kommt, ist Sahnehäubchen», sagte Siegemund. «Für mich ist Olympia vor allem ein Erlebnis. Das schließt Ehrgeiz natürlich nicht aus.»

Zwei Siege trennen sie noch von einer Medaille. Nun könnte allerdings gleich am Mittwoch eine deutlich schwierigere Aufgabe warten. Die Weltranglisten-32. trifft auf die spanische French-Open-Siegerin Garbiñe Muguruza, falls diese ihrer Favoritenrolle gegen Monica Puig aus Puerto Rico gerecht wird. «Ich glaube, dass sie so einen Schwung mitbringt, dass sie jeden schlagen kann», lobte Bundestrainerin Barbara Rittner. «Es ist beeindruckend, wie sie sich präsentiert.»

Neben Siegemund hatte auch Wimbledon-Finalistin Kerber noch die Chance, die Runde der besten Acht zu erreichen. Vor vier Jahren in London war die Topspielerin die einzige Deutsche im olympischen Viertelfinale.

Für Siegemund waren die Sommerspiele noch vor einem Jahr ganz weit weg. «Ich hatte Olympia überhaupt nicht auf dem Schirm», erzählte sie. Als Kind wurde die Metzingerin als neue Steffi Graf gehypt, zerbrach aber wie so viele unter dem Druck. Erst als sie schon eine Karriere-Pause eingelegt hatte, kehrte die Gelassenheit und Unbekümmertheit zurück, die sie jetzt auch in Rio auszeichnet. «Ich habe gelernt, locker zu lassen», sagte sie.

Bei Olympia tritt die Rechtshänderin als deutsche Nummer zwei an, nur Grand-Slam-Siegerin Kerber steht momentan besser da. Anders als die Melbourne-Queen durfte Siegemund noch nicht auf den großen Courts ran, sondern kämpfte sich im Achtelfinale wie in den beiden ersten Runden auf einem charmfreien Außenplatz gegen Flipkens durch.

Dort fiel Siegemund auf mit ihrem Stil. Sie spielte Slice, suchte häufig den Weg ans Netz, manchmal gar direkt nach dem Aufschlag. Weil auch Flipkens eine ähnliche Strategie verfolgte, entwickelte sich auf Court 4 ein abwechslungsreiches Spiel mit Netzattacken, Stopps und Lobs. Siegemund lag die gesamte Partie gegen die Weltranglisten-61. in Führung und nutzte nach 1:32 Stunden ihren ersten Matchball.

Die 28-Jährige wirkt hungrig auf mehr Tennis. Pfiffig plaudert sie bei ihren Auftritten im Olympic Tennis Centre drauf los wie Andrea Petkovic, nur kennen sie nicht so viele. Eigentlich war ihre Karriere 2012 schon vorbei. Weil sie immer wieder daran scheiterte, sich für das Hauptfeld eines WTA-Turniers zu qualifizieren, studierte sie Psychologie und bestand die A-Trainer-Lizenz als Jahrgangsbeste. Dann stolperte sie doch irgendwie zurück auf die Tour. Erst vor gut zwei Wochen feierte sie im schwedischen Bastad ihren ersten Turniersieg. Nun hat sie die Chance auf das Halbfinale bei Olympia.

Fotocredits: Michael Kappeler

(dpa)
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