Sechstligisten fiebern Pokal entgegen

Berlin – Sie gelten zum Auftakt des DFB-Pokals als die größten Außenseiter, der Höhepunkt des Jahres ist der Cup-Wettbewerb für die Sechstligisten FC 08 Villingen und BFC Preussen dennoch. 

Wenn die Underdogs aus Südbaden und Berlin am Samstag den FC Schalke 04 und 1. FC Köln empfangen, scheint es nur um die Höhe der Siege für die Fußball-Bundesligisten zu gehen. Doch eine Sensation von vornherein auszuschließen, kommt für die Amateure nicht infrage – ganz im Gegenteil.

«Ich habe schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen. In diesem Wettbewerb ist alles möglich», sagte Preussen-Trainer Andreas Mittelstädt am Donnerstag vor der Partie gegen Köln. «Warum sollte uns nicht die Sensation gelingen?» Der Geschäftsstellen-Leiter Fred Böttcher betonte: «Auch ein Bundesligist kann mal ausrutschen.»

Der Sieger des Berliner Landespokals und der südbadische Cup-Gewinner Villingen sind in dieser Saison die unterklassigsten Vereine im DFB-Pokal. In der vergangenen Saison war kein Club unterhalb der fünften Spielklasse am Start gewesen. Die Ansagen aus Villingen sind allerdings nicht ganz so forsch wie die aus Berlin. Man wolle zwar die Sensation schaffen, aber «wir sind ja keine Träumer», betonte der FC-Sportvorstand Martin Braun vor der Partie gegen die Schalker um Weltmeister Benedikt Höwedes und den neuen Jungstar Breel Embolo.

Doch egal wie es ausgeht: Für den Oberliga-Absteiger ist das Spiel schon vor dem Anpfiff ein voller Erfolg. Schließlich kann er mit den Einnahmen sämtliche Schulden in Höhe von 166 000 Euro tilgen und sich auf einen Schlag sanieren. Möglich wird dieser Schritt durch den Umzug in das gut 50 Kilometer entfernte Stadion des Bundesligisten SC Freiburg, für den der 47-jährige Braun früher selbst spielte.

In Freiburg hofft er auf mehr als 20 000 Zuschauer. Dann bleibt vielleicht sogar noch etwas Geld übrig, das der 1908 gegründete Verbandsligist in den geplanten Bau eines Vereinsheims stecken könnte. In Villingen wäre nur Platz für 5000 Fans gewesen.

Auch beim 1894 gegründeten BFC Preussen ist die Euphorie und die Nachfrage nach Eintrittskarten groß wie selten. Zu Ligaspielen kommen gewöhnlich zwischen 30 und 250 ins Preussen-Stadion an die Malteser Straße. Gegen Köln rechnen die Verantwortlichen mit bis zu 7000 Besuchern. Wegen des großen Andrangs ziehen die Preussen ins Stadion An der Alten Försterei des Zweitligisten 1. FC Union Berlin um. «Das ist das absolute Highlight der letzten 25 Jahre», meinte Böttcher.

Vergangene Saison war Coach Mittelstädt für sein Ziel Landespokalsieg noch belächelt worden. Mit der gleichen Mischung aus Chuzpe und Vertrauen in die eigene Stärke wollen die Berliner nun den Kölnern das Leben schwer machen. Auch der FC Bayern wäre ihnen als Gegner recht gewesen. «Ich hätte gerne Franck Ribéry in Badelatschen durch unseren Kabinengang schlappen gesehen», sagte Mittelstädt.

Der BFC gehört zu den traditionsreichsten Teams in der Hauptstadt: mehrfacher Berliner Meister und ab Mitte der 70er-Jahre Spitzenteam in der West-Berliner Oberliga. Im DFB-Pokal mischten die Preussen schon häufiger mit. 1981/1982 gelang durch ein 2:0 gegen Schwarz-Weiß Essen gar der Einzug in die 2. Runde. Das soll nun wieder gelingen.

Fotocredits: tschel/sr pictures
(dpa)

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