Schweizerin Höfflin wird Olympiasiegerin im Slopestyle
Pyeongchang – Den Olympiasieg der Schweizerin Sarah Höfflin beobachtete Ski-Freestylerin Kea Kühnel nur als enttäuschte Zuschauerin.
Obwohl der Einzug ins Slopestyle-Finale von ihr in Pyeongchang nicht zu erwarten gewesen war, zeigte sich die Bremerhavenerin nach ihrem Debüt bei den Winterspielen nicht zufrieden. «Ich weiß, dass ich es besser kann. Es ist schade, dass ich den Sport für Deutschland nicht besser präsentieren konnte», sagte Kühnel.
Erst seit zwei Jahren startet die 26-Jährige im Weltcup, manch andere Olympia-Teilnehmerin nimmt sie sich als Vorbild. Die von ihr favorisierten Norwegerinnen und Schwedinnen gingen am Samstag aber leer aus. Silber ging überraschend an Höfflins Teamkollegin Mathilde Gremaud, Bronze an die Britin Isabel Atkin. Für die einzige deutsche Starterin reichte Platz 18 in der Qualifikation nicht für das Finale.
Geht es nach Freestyle-Sportdirektor Heli Herdt, wird Deutschland bis zu den Winterspielen in Peking in vier Jahren den Abstand zur Weltspitze in den kreativen Disziplinen verkürzen. «Wenn wir das richtige Geld haben und die richtigen Entscheidungen treffen, können wir in China sicher im Finale und unter den Top Acht mitfahren», sagte Herdt mit Blick auf den Slopestyle.
Das Problem: «Wenn wir es ordentlich machen wollen, brauchen wir eine halbe Million pro Saison. Drunter geht es nicht», sagte Herdt. Reisen zu Wettkämpfen und Trainingsstätten verschlingen Geld, in Deutschland steckt der junge Sport mit geringen Trainingsmöglichkeiten noch in den Anfängen. In Kühnel und Sabrina Cakmakli gibt es je eine Olympia-Starterin in Slopestyle und Halfpipe. Auf der Buckelpiste vertraten zwei Teilnehmerinnen das deutsche Team, im Sprung niemand. «In knapp zehn oder elf Jahren kann man eine ordentliche Aufbauarbeit machen», sagte der Sportdirektor. «Da sind wir im Freestyle-Ski-Bereich noch relativ weit weg.»
Kühnel verpatzte in der Qualifikation im ersten Lauf einen Sprung und war nach dem zweiten Durchgang mit ihrer Leistung über die Rails (Geländer) nicht zufrieden. «Es war ein bisschen zu zaghaft», urteilte Herdt. Die Bremerhavenerin war erst über einen Quotenplatz ins deutsche Team gerückt und hatte ihre Teilnahme an den Winterspielen in Südkorea spät sicher gehabt.
Lisa Zimmermann, Slopestyle-Weltmeisterin von 2015, wäre eine potenzielle Medaillenkandidaten für den Deutschen Skiverband (DSV) gewesen. Doch die 21-Jährige entschied sich aus freien Stücken und zum Ärger des DSV, ihren Kreuzbandriss vom vergangenen Februar nicht operieren zu lassen. So reichte es nicht bis zu den letzten Qualifikationswettkämpfen für die Winterspiele. Was nach einem Kreuzbandriss möglich ist, bewies im Slopestyle-Finale die 18-jährige Gremaud: Die Schweizerin freute sich nach der schweren Knieverletzung am 26. März 2017 und einer folgenden Operation über Olympia-Silber.
Fotocredits: Angelika Warmuth
(dpa)