Schiedsrichter bei Geisterspielen: Tests und offene Fragen

Frankfurt/Main – Und die Schiedsrichter? Wochenlang hat der Profifußball auf einen Re-Start in der 1. und 2. Bundesliga mit Geisterspielen hingearbeitet.

Wie das zum Beispiel mit der Quarantäne bei den Referees aussehen soll, darüber will sich der zuständige Deutsche Fußball-Bund (DFB) erst am 8. Mei äußern. Nach einem «Kicker»-Bericht wurde bisher noch kein Unparteiischer auf das Coronavirus getestet. Der Kölner Keller, wo die Video-Assistenten sitzen, wird jedenfalls umgebaut.

«Selbstverständlich wird es für Schiedsrichter, Linienrichter und vierte Offizielle ebenfalls hygienische und medizinische Anforderungen geben», sagte DFL-Boss Christian Seifert bei der Pressekonferenz nach der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga.

Seifert verwies darauf, dass der DFB für das Schiedsrichterwesen zuständig ist. «Der DFB hat uns mitgeteilt, dass er die Umsetzung des Konzepts in die Hand nimmt. Das wird auch Testungen vor dem ersten Spieltag beinhalten», sagte er. Der 50-Jährige kündigte auch bauliche Veränderungen im Kölner Videokeller an, «die es uns ermöglichen, die Sicherheitsvorkehrungen umzusetzen, die erfüllt sein müssen, um auch dort einen Arbeitsschutz zu gewährleisten und das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten».

Der DFB kündigte eine Mitteilung nach der Schalte der Schiedsrichter-Elite-Kommission mit ihren Spitzenreferees am Donnerstag und Freitag an. Nach «Kicker»-Informationen ist es die erste Konferenz seit dem 9. April.

Für die Referees werden die Spiele ohne Zuschauer vom 16. Mai an eine ganz besondere Herausforderung. Deniz Aytekin, der «Schiedsrichter des Jahres», hatte Mitte März in Mönchengladbach (2:1 gegen den 1. FC Köln) das erste Geisterspiel der Bundesliga gepfiffen. Der 41-Jährige konnte dem nur wenig abgewinnen. Die Fans im Borussia-Park hätten gefehlt, «und zwar massiv», sagte er damals. «Ich kann nur hoffen, dass sich das langfristig nicht durchsetzt. Es war sehr, sehr schwierig, sich durchgängig zu konzentrieren.»

Schwierig könnte auch die Testfrage werden: Bei einem positiven Ergebnis droht den Unparteiischen – im Gegensatz zu den Fußballern – eine zweiwöchige häusliche Quarantäne. Dies könnte DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich bei den Besetzungen einschränken – und vor allem zu kurzfristigen Änderungen zwingen.

Die 26 Erstliga- und 22 Zweitliga-Schiedsrichter stecken in der Corona-Krise in einer ganz anderen Situation wie die Fußballer. Durch die Absage der Spiele hatten sie massive Verdienstausfälle. Die meisten der Unparteiischen üben nur noch geringfügig andere Berufe aus.

Für eine Partie in der Bundesliga bekommt ein Referee eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 5000 Euro. Pfeift er darüber hinaus Spiele im Europapokal, fehlten ihm zuletzt auch diese Einnahmen. «Im Profibereich ist es schon so, dass ein großer Teil der Einkünfte wegfällt», sagte der für Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Von einer Kompensation der fehlenden Einnahmen seitens des DFB ist bislang nichts bekannt.

Allerdings erhalten die Unparteiischen pro Saison auch ein Fixum im fünfstelligen Bereich, das ihnen schon ausgezahlt wurde. Bei einem deutschen FIFA-Referee wie Felix Brych etwa, der also auch international pfeift, beträgt dieses Fixum rund 80 000 Euro.

Bundesliga-Assistent Thorsten Schiffner berichtete der «Heilbronner Stimme» zuletzt von «spürbaren» finanziellen Einbußen für sich. «Die Krise zeigt, dass es wichtig ist, noch eine Tätigkeit, ein Einkommen außerhalb des Fußballs zu haben», sagte er. Anfragen zu Interviews mit Topreferees lehnte der DFB zuletzt ab.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)

(dpa)
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Artikel bewerten)
Loading...