Schempp und Co. wollen im Kampf der Giganten mitmischen

Pyeongchang (dpa) – So ganz haben die deutschen Biathleten den Jetlag noch nicht überwunden. Und auch in der eher steril wirkenden olympischen Sechser-Wohngemeinschaft mit drei kleinen Doppelzimmern gibt es noch das eine oder andere Problem, wie eingefrorene Fenster.

«Hier und da hakt es an Kleinigkeiten. Unsere WG ist etwas kompakt. Aber wir verstehen uns ganz gut», sagte der ehemalige Biathlon-Sprintweltmeister Arnd Peiffer mit einem Augenzwinkern. Die kleinen Nebengeräusche sollen keine Rolle spielen, wenn am Sonntag (12.15 Uhr MEZ) der Startschuss für den Olympia-Sprint von Pyeongchang fällt.

Dort geht es für Peiffer, Simon Schempp, Erik Lesser und Weltmeister Benedikt Doll wahrscheinlich aber nur um Bronze. Denn um Gold werden wohl der Franzose Martin Fourcade und sein norwegischer Dauerrivalen Johannes Thingnes Bö streiten. «Sie geben den Ton an und sind definitiv die Besten», sagte Schempp, der genau wie seine Kollegen gerne Sven Fischer (2006) als letzten deutschen Sprint-Olympiasieger beerben würde.

Den Sieg herschenken werden die Deutschen nicht. Zumal bei Olympia eigene Gesetze herrschen. Aber die Statistik spricht eine eindeutige Sprache. Der 24 Jahre alte Bö gewann bereits acht von 15 Saisonrennen, der sechsmalige Weltcupgesamtsieger Fourcade sechs. «Wenn man einen perfekten Tag erwischt und beide Fehler machen, ist es möglich, sie zu schlagen», sagte Schempp trotzdem.

Schempp war dazu in der Vorsaison in der Lage, als er sich in Hochfilzen zum Massenstart-Weltmeister krönte. Doch anhaltende Rückenprobleme machen dem Schwaben seit mehreren Wochen zu schaffen, noch stand er im Olympia-Winter nicht auf dem Podium. Behandlungen schafften leichte Besserung. «Im Training habe ich hier einzelne Runden intensiv trainiert. Da hat der Rücken gehalten. Wie es dann im Rennen ist, werden wir im Sprint sehen», sagte der 29-Jährige.

Generell haben die Deutschen den Anspruch, in jedem Rennen das Podest anzugreifen. Dazu sind alle ohne Frage in der Lage. In den Weltcups schafften es bisher aber nur zweimal Lesser und einmal Peiffer, jeweils als Dritte. In die Top sechs liefen alle schon. «Ich wäre zufrieden, wenn wir mit zwei Medaillen nach Hause fahren: Einer Einzelmedaille und der Staffelmedaille», sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Doch in dem extrem starken Männerfeld haben 20 bis 30 Athleten Podiums-Ambitionen.

Vielleicht sorgt Sprint-Weltmeister Benedikt Doll wieder für eine Sensation und bleibt kein «One-Hit-Wonder». Bei der WM 2017 in Hochfilzen bezwang er bei seinem ersten Sieg überhaupt Johannes Thingnes Bö um 0,7 Sekunden. Kommt er bei nur zwei Schießeinlagen fehlerfrei durch, ist für den laufstarken Hobbykoch einiges drin.

Als einziger des deutschen Quartetts hat Lesser als Einzel-Zweiter von Sotschi eine olympische Einzelmedaille. «Ich hoffe, dass ich in der fittesten Verfassung der gesamten Saison bin und die zehn Scheiben umräucher», sagte er. Top 6 oder Top 10 wären gut, sagt er. Lesser, der jetzt deutlich schneller schießt, ist aber mehr zuzutrauen. Zumal es läuferisch schon die gesamte Saison passt.

Einstellen müssen sich die Skijäger neben der Kälte und der stumpfen Strecke vor allem auf den Wind. Der bläst ständig in den Bergen von Pyeongchang und wechselt oft in Sekunden. Deshalb hofft nicht nur Peiffer auch auf das nötige Quäntchen Glück.

Fotocredits: Hendrik Schmidt

(dpa)
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