Schalkes Harit zurück – Heidel: «Er erhält jegliche Hilfe»

Gelsenkirchen – Gut zwei Wochen nach seinem folgenschweren Verkehrsunfall in Marokko ist Amine Harit zum FC Schalke 04 zurückgekehrt. Der 21-Jährige wird aber von den Verantwortlichen von der Öffentlichkeit noch weitgehend abgeschirmt.

Statt am Mannschaftstraining teilzunehmen, absolvierte der Marokkaner am Morgen individuelle Leistungstests. Als am Mittag auf dem Platz neben der Arena die offiziellen Mannschaftsfotos mit den neuen Heimtrikots gemacht wurden, war der Nationalspieler und WM-Teilnehmer aber mitten unter seinen Teamkollegen und lächelte bei strahlendem Sonnenschein auch in die zahlreichen Kameras.

«Ich hatte ein kurzes Gespräch mit ihm. Wir haben ihm geraten, zunächst nicht mit der Presse zu reden», sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel. «Auf mich macht er einen relativ aufgeräumten Eindruck. Aber natürlich ist es kein normaler Vorfall, sondern eine Tragödie. Wir werden ihm jegliche Hilfe geben, die er braucht.»

Harit war am 29. Juni in der Heimat seiner Eltern in einen Unfall verwickelt, bei dem nach Angaben der Behörden ein 28 Jahre alter Mann tödlich verletzt worden war. Harit hatte erklärt, dass er selbst am Steuer des Wagens gesessen hatte und es sich um einen tragischen Unfall gehandelt habe. Die Vorgänge selbst wollte Heidel nicht kommentieren. «Dazu werden wir nichts weiter sagen. Aber dass er seinen Pass und Führerschein wieder hat und ausreisen durfte, sagt ja eigentlich viel. Er muss auch nicht mehr zurück nach Marokko zu einer Verhandlung oder so etwas.»

Zunächst hatten die Behörden in Marokko Harit dessen Papiere abgenommen. Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, Nicht-Einhaltung der Geschwindigkeit und Herbeiführens eines Verkehrsunfalls eingeleitet. Ob Harit eine Strafe droht, ist unklar. Er sei «weitgehend auf dem Laufenden», sagte Heidel, werde aber zu dem Vorfall erst etwas sagen, wenn Harit ihn dazu autorisiere. «Wir wollen das Thema klein fahren.»

Laut Heidel ist der Offensivspieler bereits seit «geraumer Zeit» nicht mehr in Marokko, sondern habe sich mit seiner Familie woanders aufgehalten. «Wir werden uns jetzt ganz intensiv um ihn kümmern», kündigte Heidel an. Zu erwarten ist, dass der junge Spieler auch psychologische Betreuung erhält, um die Ereignisse zu verarbeiten.

Bereits am Dienstag soll der WM-Akteur, der mit Marokko in der Vorrunde ausgeschieden war, am nicht öffentlichen Mannschaftstraining auf Schalke teilnehmen. Sowohl Heidel als auch Trainer Domenico Tedesco wollen zudem noch ausführliche Gespräche mit dem Profi führen, um auszuloten, wie es ihm geht. «Man kann ja in niemanden hineinschauen», sagte Heidel.

Zurück im Schalker Training ist Matija Nastasic. Der serbische Abwehrspieler hatte wegen eines Kreuzbandanrisses die WM in Russland verpasst. Nicht anwesend bei der Übungsstunde der Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco war der zuletzt an Juventus Turin verliehene Benedikt Höwedes. Der ehemalige Kapitän war freigestellt worden, um sich einen neuen Verein zu suchen. Denn eine Zukunft auf Schalke hat der 30-Jährige nicht. Auch auf dem offiziellen Mannschaftsfoto fehlt der Weltmeister von 2014 nun. «Er wird völlig normal behandelt. Er hat ja noch einen Vertrag bei uns. Aber beide Seiten haben ein Interesse daran, dass wir getrennte Wege gehen», sagte Heidel. Gleichwohl ging der Manager davon aus, dass Höwedes am Dienstag mit der Schalker Mannschaft trainiert.

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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